Marktgärtnerei

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Als Marktgärtnerei oder Erwerbsgärtnerei wird der kommerzielle, gärtnerische Anbau von Gemüse und Fruchtkulturen bezeichnet, der in Europa im 18. und 19. Jahrhundert bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts seine Blüte hatte. Sie wurde mit der Mechanisierung der Landwirtschaft im Laufe des 20. Jahrhunderts weitgehend durch die industrielle Landwirtschaft verdrängt.

Geschichte

  • In England etwa 1600 bis 1800, Neat House Gardens (vgl. Malcom Thick; Eliot Coleman)
  • Pariser Marktgärtnerei, sie entwickelte sich etwa ab 1780 bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Bedeutendste Werke, welche über diese Zeit berichten, sind die Bücher von Joseph Courtois-Gérard (ein Blumen- und Samenhändler aus Paris, der mehrere Garten- und Marktgartenbücher schrieb), Moreau und Daverne (zwei Marktgärtner, die wahrscheinlich das bekannteste Werk über die Marktgärtnerei schrieben) und Isidor Ponce (ebenfalls ein Marktgärtner, der ausführlich die Praxis in Paris dokumentierte).
    • In England gab es zu Beginn des 20. Jahrhunderts (etwa ab 1908) einen wenige Jahre andauernden Hype um die als "French Gardening" bezeichnete Pariser Marktgärtnerei (French Gardening Craze)
    • Peter Kropotkin hat in seinem Buch Fields, Factories, and Workshops (https://en.wikipedia.org/wiki/Fields,_Factories,_and_Workshops) (Landwirtschaft, Industrie und Handwerk) einen groben Überblick gegeben über die Marktgärtnerei in Westeuropa und in den USA, ohne jedoch allzusehr in die Tiefe zu gehen.
    • Mit Alan Chadwick, einem Pionier der biodynamischen Gärtnerei und Schüler von Rudolph Steiner, sowie mit Eliot Coleman gelangte das Wissen der alten Pariser Marktgärtner in die USA und inspirierte schliesslich dort eine junge Generation, die ihr Wissen weiter verbreitete. Zu ihr gehören unter anderem John Jeavons (biointensiver Anbau) oder Jean-Martin Fortier.
  • SPIN-Farming (SPIN: Small Plot INtensive), Marktgärtnerei in urbaner Umgebung (Urban Farming), ist in Kanada entstanden. Unklar, ob es von ihr eine Verbindung zur Pariser Marktgärtnerei gibt.

Marktgärtnerei heute

Die Marktgärtnerei hat in den letzten Jahrzehnten eine Renaissance erlebt, insbesondere im Zusammenhang mit dem biologischen Anbau, der Nachhaltigkeitsbewegung, der Permakultur/Agroökologie und Regenerativen Landwirtschaft. Ein starker Treiber ist Frankreich, wo die Marktgärtnerei eine lange Tradition hat und durch den Reimport von altem Wissen der Pariser Marktgärtner aus den USA, was stark durch die Aktivität von Perrine und Charles Hervé-Gruyer vom Biohof La Ferme du Bec Hellouin und ihrer Zusammenarbeit mit der renommierten staatlichen INRA (https://de.wikipedia.org/wiki/Institut_national_de_la_recherche_agronomique)/AgroParisTech und mit François Léger (https://reporterre.net/Francois-Leger-Les-microfermes-sont-le-chemin-vers-l-autonomie-alimentaire-et) gefödert wurde durch Öffentlichkeit und durch Kursangebote, aber auch durch Übersetzung von englischsprachiger Literatur, z.B. von Eliot Coleman, und nicht zuletzt förderte auch Jean-Martin Fortier selbst mit seinem Buch über moderne Marktgärtnerei, den Trend. Fortier selbst wurde wie auch Perrine und Charles Hervé-Gruyer von Eliot Colemans Arbeit inspiriert.

Im deutschsprachigen Raum ist unter anderem die fränkische Stadt Bamberg bekannt für ihre Erwerbsgärtnerei-Tradition, welche im Gärtner- und Häckermuseum (http://ghm-bamberg.de/) dem interessierten Publikum vermittelt wird.

Im französischen Sprachraum gibt es eine Bewegung, die sich Maraîchage Sol Vivant (MSV) nennt und besonderen Wert auf lebendige Böden (sol vivant) legt, indem sie auf Bodenbearbeitung weitgehend verzichtet (no-till), auf eine durchgehende Anpflanzung der Böden mit Kulturen, Lebendmulch oder Gründungung setzt und den Boden pflegt durch Mulchung mit kohlenstoffreichem Mulchmaterial (Stroh, Laub, Rindenmulch etc.).

Literatur

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