Kurzohr-Rüsselspringer

aus Degupedia, der freien Wissensdatenbank

Kurzohr-Rüsselspringer(Macroscelides proboscideus)
vergrößern
Kurzohr-Rüsselspringer(Macroscelides proboscideus)

Der Kurzohr-Rüsselspringer, auch Rundohr-Elefantenspitzmaus (Macroscelides proboscideus) ist eine oberirdisch lebende Art aus der Familie der Rüsselspringer.

Inhaltsverzeichnis

Verwandtschaft

Die afrikanischen Rüsselspringer repräsentieren einen recht ursprüngliche Abstammung im System der Säugetiere. Sie bilden entgegen früherer Erkenntnissen aus dem 20 Jahrhundert die sie durch Konvergenzen als Verwandte der Insektenfressern, Hasen (Lagomorpha) oder Tupaias (Scandentia) erklärten, gemeinsam mit den Schliefern (Hyracoidae), Röhrchenzähner (Tubulidentata), Rüsseltieren (Proboscidea), Tanrekartigen (Afrosoricida) und Seekühen (Sirenia) die genetisch definierte Überordnung der Afrotheria, für die noch kein deutscher Name existiert. Diese teilen neben genetische auch anatomische Merkmale, wie die oft verlängerte Rüsselschnauze oder die innen liegenden Hoden. Die Familie der Rüsselspringer trennt sich ab dem Oligozän in die Unterfamilien der Rüsselhündchen (Rhynchocyoninae) und Echten Rüsselspringern (Macroscelidinae). Heute werden insgesamt 15 Arten in zwei Unterfamilien und vier Gattungen unterschieden, die bis zu 700 Gramm schweren Rüsselhündchen (Rhynchocyon), die Rüsselratten (Petrodromus) mit einer Art, die in Europa recht häufig in Zoos gezeigten Kurzohrrüsselspringern (Macroscelides proboscideus) (heute insgesamt drei Arten in dieser Gattung vertreten) und die mittelgroßen Elefantenspitzmäuse (Elephantulus).

Beschreibung

Kurzohr-Rüsselspringer(Macroscelides proboscideus)
vergrößern
Kurzohr-Rüsselspringer(Macroscelides proboscideus)

Kurzohr-Rüsselspringer besitzen einen kleinen und runden Köper. Besonders prominent ausgebildete ist die Nase (Proboscis), die röhrenförmig verlängert und durch ein Sekret vor Ungeziefer geschützt ist. Die Ohren sind rund und entsprechend ihrer Bezeichnung nicht kleiner als bei anderen Arten. Die Beine sind in Anpassung an die hüpfende Fortbewegung verlängert. Die Kopfrumpflänge beträgt 10 bis 11 Zentimeter, das Gewicht 40 bis 50 Gramm. Der mit kleinen borstenartigen Härchen besetzte Schwanz ist bis zu 13 cm lang. Die Farbe des Fells ist gräulich-braun mit zum Teil mit schwarzen Anteilen an der Haarbasis gehalten. Die Unterseite ist cremeweiß.

Verbreitung und Lebensweise

Kurzohr-Rüsselspringer sind in der trockenen und offenen Region der Sukkulenten und Nama-Karoo, der Namibwüste im Südwesten Botswanas, in der Kappregion (bis auf den Osten) bis hin nach Südafrika (Grahamstown) beheimatet. Die Hauptaktivität liegt am Tag, während die Tiere meist je nach ökologischen Gegebenheiten in lockeren oder monogamen Paaren leben und Männchen mehrere Weibchen-Reviere überlappen können. Zwischen Sträuchern und Büschen ziehen sich eigens angelegte Laufwege, die zum einen das etwa zu 1 km2 große Revier abgrenzen, zum anderen eine gute Deckungsmöglichkeit gegenüber Feinden bieten. Die Vorfahren der Rüsselspringer waren reine Pflanzenfresser, wodurch neben Insekten wie Termiten oder Kerfe auch Pflanzliche Kost aufgenommen wird. Besonders im Winter ist der Insekten-Anteil jedoch recht hoch. Kommt es in der Natur nur nicht im ganzen Jahr zu Nachwuchs kommt, zeigen manche in Menschenobhut gehaltene Paare eine strikte Geburten-Abfolge. Die Weibchen sind nach jeder Geburt direkt wieder empfängnisbereit (Postpartum-Österus) wodurch nach einem Tragzeit-Abstand von 61 Tagen Junge geboren werden können. Es werden gewöhnlich ein bis zwei Junge geboren. In Menschlocher Obhut kommt es sogar (vermutlich durch das gute Nahrungsangebot) zu Dreierwürfen. Dies tritt nach einer Studie von OLBRICHT et al. mit 0,9 % (70% Zwillings- und 29 % Einzelgeburten) nur mit Seltenheit auf. Die Jungen sind bei der Geburt erstaunlich gut entwickelt und verfügen über ein Gewicht von gerade einmal 6-8 Gramm und eine Gesamtlänge von 2-3 Zentimetern. Dennoch sind die Jungen vollständig behaart und werden von der Mutter nur wenige Male am Tag zum Säugen aufgesucht, ähnlich wie es von Hasen bekannt ist. Die „Fäustlinge“ sind mit etwa 2 Wochen sind sie entwöhnt und frühestens nach 6 Wochen geschlechtsreif. Sie werden durch die IUCN als nicht bedroht („Least Concern“) angesehen.

Haltung, Fütterung und Zucht

Durch ihre interessante Biologie sind Kurzohr-Rüsselspringer in Zoos relativ häufig anzutreffen. Die Nachzucht gestaltet sich, verstärkt durch die Nahe Verwandtschaft der Tiere als schwierig. Generell eignet sich die Paarhaltung, sofern man die Tiere dauerhaft zusammenhalten kann. Hierzu sollte ein nicht zu kleines Terrarium ausgewählt werden. Für ein Paar sollten die Kantenmaßen 150 x 60 x 60 nicht unterschreiten! Um den Tieren eine Abwechslungsreiche Gestaltung zu bieten hat sich eine Einrichtung mit Steinen, Wurzeln, Rindenstücken und auch künstlich modellierten Rückwänden bewährt. Hierzu werden Styroporstücke als Basis mithilfe von Messern, Flammen und Pfeilen in Felsenform gebracht und anschließend mit mehreren Schichten Fliesenkleber bestrichen. Das Einmischen von Fugenbunt verleiht einen natürliches Aussehen und im letzten Schritt kann die Oberfläche mit einem Leim-Wassergemisch imprägniert werden. Das Auftragen von Sand im Letzen Schritt verleiht den Kunststeinen außerdem eine interessante Oberfläche. Obwohl Rüsselspringer in der Regel die Bepflanzung unbeachtet lassen, sollte zur Vorbeugung nur ungiftiger Bewuchs zum Einsatz kommen, Geeignet sind beispielsweise Aloen (Aloa sp.), Geldbaum (Crassula ovata), Rosettendickblatt (Aeonium arboreum) oder Bogenhanf (Sansevieria trifasciata). Kinderspielsand eignet sich am besten als Untergrund und sollte möglichst täglich mit Handfeger und Sieb von Kot und Futterresten befreit werden sollte. Für die Beleuchtung eignen sich normale Glühlampen, Spots und Leuchtröhren. Als Futter werden kleingeraspelte oder im gleichen Maße kleingeschnittene Gemüsestücken angeboten. Gerne angenommen werden: Endiviensalat, Möhre, Paprika, Gurke, Steckrübe. Fenchel, Sellerie und Kartoffeln können gekocht gereicht werden. Das Anbieten von Insekten (Heuschrecken, Heimchen, Schaben) ist essentiell und wird durch die Gabe eines Kalziumpräparates ergänzt. Die Gewöhnung eines Paares kann sich mitunter recht schwierig gestalten. Empfehlenswert sind bei der Verpaarung nichtgeschlechtsreife Jungtiere oder erfahrene Weibchen mit einem jungen Männchen. Besonders geeignet sind durch Gitterwände getrennte Becken – hier kann man die Tiere schrittweise zusammenlassen. Kommt es zur Paarung kann das Männchen auch während der Jungaufzucht im Becken belassen werden. Besonders in der ersten Woche sollten Mutter und Jungtiere in Ruhe gelassen werden und jegliche Störung sollte vermieden werden. Das Absetzen der Jungen kann bereits mit 4 Wochen erfolgen.

Literatur

  • Olbricht, G. & A. Sliwa (2010): Elefantenspitzmäuse – die kleinen Verwandten der Elefanten?, Zeitschrift des Kölner Zoos, 3.
  • Olbrícht, G., Kern. C & G. Vakrusheva(2005): Einige Aspekte der Fortpflanzungsbiologie von Kurzohr-Rüsselspringern (Macroscelides proboscideus A. Smith, 1829) in Zoologischen Gärten unter besonderer Berücksichtigung von Drillingswürfen. Der Zoologische Garten 75.
  • Rathbun, B. G (2005).: Macroscelides proboscideus (Shaw, 1800) - Round-eared elephant-shrew. In: The Mammals of the Southern African Subregion. Cambridge.
Degupedia.de Logo
'Persönliche Werkzeuge
Länge: cm
Breite: cm
Höhe:  cm
 
Mediawiki Creative Commons Opera Firefox