Diskussion:Landwirtschaft
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Geschichte der Landwirtschaft
Wann ist die Landwirtschaft erfunden worden? Die klassische Erzählung lautet im Neolithikum (Jungsteinzeit), doch die Vermutung liegt nahe, dass das gezielte Aussäen von wilden Pflanzensamen schon wesentlich früher stattfand.
Zitat:
"Eine 19 000 Jahre alte – somit altsteinzeitliche – Fundstätte namens Ohalo II am Ufer des Sees Genezareth, unweit der israelischen Großstadt Haifa, liefert faszinierende Einsichten. Der stark gefallene Wasserspiegel hat dort die unter einer Sandschicht konservierten Überreste eines Dorfs frei gegeben. Die Ausgräber holten in einer der Hütten den zweifellos weltweit am besten erhaltenen Wohnplatz einer altsteinzeitlichen Familie ans Licht. Sie entdeckten unter anderem einen Reibstein für das Mahlen von Getreide sowie rund 90 000 mitunter versteinerte Samen von mehr als 100 verschiedenen Pflanzenarten, die offensichtlich gezielt gesammelt und in die Hütte gebracht worden waren: beispielsweise Wildgetreidekörner von Trespe (einem Süßgras), Hirse und Gerste sowie die Samen von Hülsenfrüchten wie Linse und Kichererbse. Sogar Reste von Feigen und Himbeeren waren nachweisbar.
Die nähere Untersuchung der Körner ergab Anzeichen, dass sie nicht nur sorgfältig ausgewählt worden waren, sondern sogar teils eigens angebaut wurden, um an Getreidemehl zu kommen. Und das viele Jahrtausende vor dem Beginn der Jungsteinzeit, in der Ackerbau und Viehzucht »offiziell« erfunden wurden!"
Quelle: https://www.spektrum.de/news/frauen-in-der-altsteinzeit-vergoettert-oder-unterjocht/2159685
Interessant ist dabei auch, wie die Frauen zur Entstehung der Landwirtschaft beitrugen und wie die Veränderung der Landwirtschaft durch zunehmend harte Arbeit für Menschen und Nutztiere das Machtverhältnis vermutlich von den Frauen hin zu den Männern verschob:
"Zweifellos waren Frauen die Ersten, die dies taten – die säten und ernteten, einen Garten bestellten. Die Schlussfolgerung liegt nahe, dass die Erfindung von Garten- und Ackerbau – Innovationen, die den Verlauf der menschlichen Evolution radikal verändert haben – das Werk der Frauen war. Dies ist eine noch sehr neue, für viele wahrscheinlich ungewohnte Überlegung. Mit ihrem traditionellen Pflanzenwissen konnten die Frauen bei Anbruch der Jungsteinzeit denn auch als Erste in ihren Gärten mit der Zucht und Auslese von Nutzpflanzen beginnen.
Hölzerne Hacken dürften die ersten landwirtschaftlichen Werkzeuge gewesen sein. Wann Pflüge mit metallenen Pflugscharen aufkamen, zunächst aus Bronze, ist unklar – aber man kann davon ausgehen, dass diese Erfindung für die Frauen den Abstieg von einer relativ gehobenen zu einer niedrigeren sozialen Stellung bedeutete. Denn Landwirtschaft war von nun an in entscheidenden Teilen Männersache, da Zugtiere wie Ochsen, Esel oder Pferde mit hohem Kraftaufwand angeschirrt und über den Acker gelenkt werden mussten."
Quelle: https://www.spektrum.de/news/frauen-in-der-altsteinzeit-vergoettert-oder-unterjocht/2159685
Aus diesen Veränderungen zeigt sich auch, eine Landwirtschaft, wie sie ursprünglich von den Frauen betrieben wurde, war weniger arbeitsintensiv und aufwändig. sprich sie entsprach mehr dem Konzept einer durchdachten, cleveren Landwirtschaft. Die Männer wiederum versuchten mit viel Aufwand die Erträge zu erhöhen, erkauften das aber mit viel Mühe und brachiale Gewalt. Einen ähnlichen Kontrast lässt sich beobachten zwischen der modernen industriellen Landwirtschaft, die jedoch auf der brachialen Gewalt aus den ungeheurer energiereichen fossilen Energiequellen basieren, während eine für die Zukunft nötige regenerative Landwirtschaft wiederum eine Abkehr von so viel Energieaufwand erfordert und die Zuwendung wieder hin zu cleveren Systemen, die durch geschickte Gestaltung die Natur als treibende Kraft nutzen können und dadurch externer Aufwand an Energie und Inputs zu minimieren. Es gilt also die Entwicklung der Landwirtschaft wieder umzukehren, statt immer mehr Ressourcen in diese zu stecken, die Prozesse umzukehren und durch Reduktion, Beobachtung und kluges Management den Fussabdruck verringern bei gleichbleibenden oder gar steigernden Erträge. Wie dieser Wandel genau genannt wird, da gibt es viele Namen, deren bedeutenste sind:
- Regenerative Landwirtschaft oder Aufbauende Landwirtschaft
- Permakultur
- Waldgärten
- Essbare Landschaften, Foodscapes
- Agroforstwirtschaft
- Syntropische Landwirtschaft
- Lean Gardening oder Lean Management auf den Garten angewandt
- Natürliche Landwirtschaft, Nichtstun-Landwirtschaft
und noch viele mehr.
