Diskussion:Domestikation
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Domestikation bei Chinchillas (russische Studie)
Ein Beitrag zur Domestikation bei Chinchillas, gefunden via The domestication of chinchilla (Chinchilla laniger) (http://www.degupedia.de/board/viewtopic.php?f=58&t=4414):
"Summary: Evidences for numerous changes that had taken place at chinchillas during their breeding in cages for about 85 years, have been presented in paper. Their breeding period could be expressed as equaled to 68 generations of these animals. Preliminary observations have pointed out to progressed process of domestication of these animals that are very different nowadays from their wild ancestors. Although it is not yet their full domestication, there are many features testifying to progress in their domestication. Changes referring to reproduction (occurrence of polygamy, disappearing of seasonal reproduction, increase of fertility and prolificacy) as well as the rate of young animal growth and achievement of higher body weight as well as appearance of numerous color varieties that had not been met earlier in wild population have been observed. Moreover, in everyday farm practice, changes of nutritional and reproduction behavior, social and motorial activities have been clearly visible."
Eine grobe Übersetzung der Zusammenfassung (ohne Gewähr auf Richtigkeit):
"Zusammenfassung: In diesem Artikel werden Beweise für eine Reihe von Änderungen vorgestellt, welche während etwa 85 Jahre Chinchillazucht in Menschenobhut auftraten. Ihre Fortpflanzung wurde über 68 Generationen untersucht. Vorhergehende Untersuchungen wiesen auf einen fortgeschrittenen Domestizierungsprozess bei diesen Tieren hin, welche heute ziemlich verschieden von ihren wilden Vorfahren sind. Obwohl sie mittlerweile noch nicht voll domestiziert sind, weisen sie viele Eigenschaften fortgeschrittener Domestizierung auf. Änderungen betreffen die Fortpflanzung (das Auftreten von Polygamie, fehlende saisonale Fortpflanzung, erhöhte Fruchtbarkeit und Wurfgrösse) wie auch die Wachstumsrate der Jungtiere und das Erreichen eines höheren Körpergewichts sowie das Auftreten einer Reihe von Farbvarietäten, welche in Wildpopulationen nicht beobachtet werden konnten. Darüberhinaus sind Änderungen des Ernährungs- und Fortpflanzungsverhalten, soziale und motorische Aktivitäten klar ersichtlich."
- Barabash, B. (2007): The domestication of chinchilla (Chinchilla laniger). VOGiS Bulletin 11(1): 115-121. (PDF (http://www.bionet.nsc.ru/vogis/pict_pdf/2007/t11_1/vogis_11_1_10.pdf)) (in Russian, engl. Abstract)
Die Zitatequelle in Russisch lautet:
- Барабаш, Б. ДОМЕСТИКАЦИЯ ШИНШИЛЛЫ (CHINCHILLA LANIGER). Вестник ВОГиС, 2007, Том 11, No 1: 115-121. (PDF (http://www.bionet.nsc.ru/vogis/pict_pdf/2007/t11_1/vogis_11_1_10.pdf))
--davX Literatur 22:10, 10. Nov 2013 (CET)
Domestikation von Goldhamster
Auszug aus der Zusammenfassung:
"Wir haben 19 wilde Goldhamster an drei verschiedenen Orten im natürlichen Verbreitungsgebiet in der Nähe von Aleppo/Syrien gefangen und einen neuen Zuchtstamm etabliert. Die ersten Resultate vergleichender Studien zeigen für die domestizierten Stämme eine drastische Reduktion der genetischen Variabilität. Bei den verhaltensbiologischen, chronobiologischen, morphometrischen, hämatologischen und biochemischen Parametern haben wir jedoch nur geringe Differenzen zwischen den Labor- und Wildgoldhamstern gefunden. Sie entsprechen den üblichen Variationen zwischen Versuchstierstämmen." (Gattermann 2000)
Ergebnisse des Vergleichs von Wildtieren und Zuchttieren:
"Wir haben 19 wilde Goldhamster an drei verschiedenen Orten im natürlichen Verbreitungsgebiet in der Nähe von Aleppo/Syrien gefangen und einen neuen Zuchtstamm etabliert. Die ersten Resultate vergleichender Studien zeigen für die domestizierten Stämme eine drastische Reduktion der genetischen Variabilität. Bei den verhaltensbiologischen, chronobiologischen, morphometrischen, hämatologischen und biochemischen Parametern haben wir jedoch nur geringe Differenzen zwischen den Labor- und Wildgoldhamstern gefunden. Sie entsprechenden üblichen Variationen zwischen Versuchstierstämmen." (Gattermann 2000)
Ferner weist Gattermann darauf hin, dass die Goldhamster in Menschenobhut nach 70 Jahren Zucht etwa 70% der genetischen Vielfalt eingebüsst hätten: "als Folge des „Founder“-Effekts (Geschwisterpaarung)".
Die Wildfänge wurden wie die Labortiere gehalten: "Alle wurden in fensterlosen, klimatisierten Räumen (LD=14:10, T= 22±1°C, RF= 50-60%) einzeln in den Standardkäfigen IV untergebracht. Sie erhielten Futter (Altromin® Erhaltungsdiät 7024 und Zuchtdiät 7014 im Verhältnis 2:1) und Trinkwasser ad libitum. Als Einstreu dienten Holzspäne, die 14tägig gewechselt wurden." (Quelle: Ebenda)
Verhaltensweise von Labortieren unter seminatürlichen Bedingungen:
Methoden:
- "Wie sieht es jedoch aus, wenn Laborgoldhamster mit den natürlichen Lebensbedingungen konfrontiert werden? Dazu haben wir von 1992 bis 1995 ganzjährig Laborgoldhamster in einem 7,8 qm großen Gewächshaus gehalten. So waren sie analog der natürlichen Umweltsituation der natürlichen Photoperiode, hohen Temperaturen und geringfügigen Niederschlägen ausgesetzt. Futter stand in Form von Getreideaufwuchs, Körner, Pellets sowie Obst und Gemüse ad libitum zur Verfügung. Das Verhalten wurde mit Hilfe von Videokameras und Time-lapse-Rekordern erfasst." (Quelle: Ebenda)
Resultate: "Unter diesen seminatürlichen Bedingungen legten die Laborgoldhamster sofort und ohne Schwierigkeiten einen arttypischen Überwinterungsbau [14] an, in dem sie einzeln lebten, von Oktober/November bis März/April überwinterten und während der Sommermonate erfolgreich Junge aufzogen. Alle Goldhamster waren nur während der Nachts tunden außerhalb des Baus im Mittel 3 bis 4 Stunden aktiv. Während dieser Zeit trugen sie vor allem Futter ein und markieren mittels Flankendrüsen die Umgebung. Diese Aussagen gelten für überwinterungsbaubesitzende Goldhamster, die streng territorial sind. Trotz ad libitum Futterbedingungen und relativ großer Bodenfläche konnte sich immer nur ein Tier et ablieren. Alle anderen Goldhamster errichteten Notbaue. Sie gruben sich nur 15-25 cm tief in den Boden ein, schufen einen kleinen Hohlraum zum Schlafen und für geringe Futtervorräte. Der Zugang wurde wie bei jedem Goldhamsterbau mit einem Erdpfropfen von Innen verschlossen. Sie sind 12 bis 14 Stunden aktiv und versuchen abzuwandern. Am Ende der Aktivitätszeit bzw. vor Sonnenaufgang legten sie ihren Notbau an und trugen etwas Futter ein. Diese subordinierten Goldhamster, die nicht abwandern konnten, hatten keine Überlebenschance. Sie mussten nach 1 bis 2 Wochen aufgrund von Unterernährung und Erschöpfung aus dem Gewächshaus entfernt werden. Sie wiesen keine größeren Bisswunden auf. Mit Hilfe der Videoaufnahmen kann gezeigt werden, das die territorialen Goldhamster den Notbau öffnen, alle Vorräte plündern und den Bau komplett zerstören. Dazu wird mit den Vorderpfoten Erde unter den Bauch gebracht, die dann mit den Hinterpfoten nach hinter geschoben wird und so die Kammer und den kurzen Gang verschließt. Dieses Plünderungs- und dem erdboden-gleichmachende Verhalten dauert zwischen 2 und 20 min und war bisher nicht bekannt. Es ist ein völlig neues Territorialverhalten." (Quelle: Ebenda)
Erkenntnis:
- "Am allgemeinen Verhaltensrepertoire lassen sich keine Defizite oder Degenerationen finden. Heim- und Laborgoldhamster sind fit wie die wilden Goldhamster und können unter natürlichen Bedingungen überleben." (Quelle: Gattermann 2000)
Literatur
- Gattermann, R. (2000): 70 Jahre Goldhamster in menschlicher Obhut – wie groß sind die Unterschiede zu seinen wildlebenden Verwandten? Tierlaboratorium 23: 86-99. (PDF (http://www.verwaltung.uni-halle.de/DEZERN1/PRESSE/aktuellemeldungen/goldhams.pdf))
- Fritzsche, P., K. Neumann, H. Hollak & R. Gattermann (2000): Behaviour and genetic diversity of wild and laboratory golden hamsters (Mesocricetus auratus). Zoology (Suppl.) 103: 26.