Degupedia:Portal Chile/Bürger 1909-8-Jahre-Chile

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort / Einleitung

Vorwort

"Im Februar 1900 erhielt ich von der Chilenischen Gesandtschaft in Berlin die Anfrage, ob ich geneigt wäre, einen Verwaltungsposten am Museum und eine Professur an der Universität von Santiago anzunehmen. Ich erklärte mich bereit und verblieb beinahe 8 Jahre in Chile. Während dieser Zeit hatte ich Gelegenheit, die langgestreckte Republik vom äußersten Norden bis zur Magelhaensstraße kennen zu lernen, meistens im Auftrage der Regierung zu Studien ausgesandt."

Kap. 1: Paris - Santiago

S. 1ff

"Die Pariser Weltausstellung, in welcher die Kulturvölker die Fortschritte eines vollendeten Jahrhunderts zu einer letzten Heerschau vereinigt hatten, lag hinter mir."

So beginnt das Buch und fährt weiter mit der Abfahrt von Bürger in Paris und der Einschiffung am 3. Juni 1900 um 8 Uhr in La Pallice (https://de.wikipedia.org/wiki/La_Pallice) (La Rochelle, FR). Mit dem Schiff "Oravia", einem Doppelschraubendampfers der Pacific Stream Navigation Company, wie Bürger es selbst beschreibt, fuhr er während einer 35 tägigen Reise, von Europa nach Santiago bzw. Chile. Chile, das Land, welches Albert Malsch sieben Jahre später so treffend als den "Letzen Winkle der Welt" genannt hätte, aber...

"...damals, am Pfingstsonntage, dem 3. Juni 1900, glaubte ich noch dem Preußen Südamerikas zuzusteuern, denn ich stand im Banne der vielen schönen Worte, welche ich über das fremde Land in Berlin und Paris auf den chilenischen Gesandschaften gehört hatte."

Der erste Abend auf dem Schiff war entspannt, es herrschte Abschiedsstimmung. Bürger beschreibt, dass das Schiff nur mässig besetzt gewesen wäre, da in der südlichen Hemisphäre nun Winter herrsche, und es waren fast ausschliesslich Europäer an Bord.

Verlauf der Reise

  • 3. Juni: Abfahrt in La Pallice (https://de.wikipedia.org/wiki/La_Pallice) (La Rochelle, FR) Richtung Coruña. (S. 1)
  • 4. Juni: Zwischenhalt im Fischer- und Minenstädtchen Coruña (https://de.wikipedia.org/wiki/A_Coru%C3%B1a) (Nordwestspanien). In der Nähe befinden sich "bedeutende Eisenlager". Gegen Abend waren sie bei Carril (https://es.wikipedia.org/wiki/Santiago_de_Carril) in der Bucht von Arosa (https://de.wikipedia.org/wiki/R%C3%ADa_de_Arousa), bevor sie Vigo zusteuerten. (S. 2)
  • 5. Juni: Mit Vigo steuerte das Schiff am Morgen den letzten spanischen Hafen an. Dann ging es nach Portugal, genauer nach Leixoes, dem prächtigen, künstlichen Hafen von Oporto (Porto). (S. 2-3)
  • 6. Juni: Morgendliche Einfahrt in den Hafen von Lissabon. (S. 3)
  • 6. - 8. Juni: zweitägige Überfahrt zu den Kanarischen Inseln. Am 8. fährt der Dampfer dann entlang zwischen den Küsten von Tenerife und Las Palmas (La Palma?) mit Sicht auf den Pico Tenerife, der über die Wolkenstreifen ragte. (S. 3)
  • 10. Juni: Am Abend tauchten die Kap Verden auf Das Schiff ankerte bei der Insel San Vincent und dem gleichnamigen Städtchen. (S. 4)
  • 14. Juni: St. Pauls Rock, eine einsame Felseninsel mit Millionen von Vögeln bewohnt. (S. 5)
  • 15. Juni: Das Schiff passiert die Insel Fernando Noronha (https://de.wikipedia.org/wiki/Fernando_de_Noronha), ein langgestrecktes Eiland mit Palmenhaine und sehr viel Guano. Die Insel diente Brasilien als Verbrecherkolonie in der Kaiserzeit. (S. 5-6)
  • 16. Juni: Am Morgen Einfahrt in den Hafen von Recife (https://de.wikipedia.org/wiki/Recife) (Pernambuco (https://de.wikipedia.org/wiki/Pernambuco)). (S. 6)
  • 17. Juni: Am Abend Einfahrt in die Bucht von Bahia (https://de.wikipedia.org/wiki/Bahia). (S. 6-7)
  • 20. Juni: Rio de Janeiro, es wütet die Pest (S. 6). Das Schiff war gezwungen für längere Zeit zu bleiben, um Formalitäten zu erfüllen. (S. 8)
  • 24. Juni: Montevideo (S. 9)
  • 29. Juni: Eintritt in die Magelhaensstrasse (https://de.wikipedia.org/wiki/Magellanstra%C3%9Fe). (S. 9)
  • 30. Juni: Einfahrt in den Stillen Ozean (Pazifik). (S. 13)
  • Einige Tage später: Coronel (https://de.wikipedia.org/wiki/Coronel_(Stadt)), das Schiff nahm Kohle zu, "stark rußende chilenische Kohlen, welche jene tiefschwarzen Rauchfahnen erzeugen, die uns zuerst in der Magelhaensstraße auffielen". Bürger nutzte den Zwischenhalt für einen Ausflug nach Concepción, das damals 5000 Einwohner zählte. (S. 13)
  • 7. Juli: Am Nachmittag kommt das Schiff endlich in Valparaiso an. Es dauerte dann noch zwei Tage, bis Bürger die Hauptstadt Santiago erreichte. (S. 14)

Schiffleben:

"Am 8. sichteten wir die Kanarischen Inseln. [...] Man richtete Spiele ein, und namentlich die Zwischendecker [...] begannen zu musizieren und zu tanzen. Nach der Handharmonika, bald eine ernste, langsame Polka, bald einen wirbelnden Zehentanz, in dem zwei Spanier Erstaunliches leisteten. [...] dabei war es besonders darauf abgesehen, auf Kosten von zwei jungen Türken zu lachen, die schon die Reise von Syrien nach Lissabon hinter sich hatten und nach Bolivien wollten. Sie mochten sich inmitten der vielen Spanier, deren Sprache sie nicht beherrschten, ein wenig einfältig anstellen. - Und wie unten, so oben, nur daß bei uns Klavier und Geige den Takt hielten. Indes tanzten die jungen Engländer wilder, wie sonst wer." (S. 3-4)

Vegetation von Concepción:

Im Hintergrund der Stadt befindet sich mit dem Cerro Caracól ein etwa 150 m hoher Hügel, der mit öffentlichen Wegen und Anlagen geschmückt war. Oben wuchs Wald aus sommergrünen Robles (Fagus obliqua), der im Winter jetzt aber kahl war. In den Bäumen rankte sich Copíhue (Lapageria rosea) mit ihren prachtvoll roten, hängenden Trichterblumen. Der Boden war bedeckt von der Rebhuhnblume, ein gelbblühender Sauerklee (Oxalis lobata -> Oxalis perdicaria) und in den Anlagen duftete der Arómo, eine fremdländische Akazie (Mehrere Akazienarten werden als "Aromo" bezeichnet, womöglich ist aber die Süße Akazie (https://de.wikipedia.org/wiki/S%C3%BC%C3%9Fe_Akazie) Vachellia farnesiana gemeint[1] (https://es.wikipedia.org/w/index.php?title=Aromo&oldid=103771773)). (S. 13)

I. Teil. Süd-Chile. Urwald, Indianer und Kolonien.

Kap. 2: Von Santiago nach der Insel Chiloë

S. 15ff

Bürger erhielt Ende 1901 von der Chilenischen Regierung den Auftrag an der Küste der Insel Chiloë Meerestiere für das Nationalmuseum zu sammeln. Er fuhr am 30. Dezember mit der Bahn von Santiago nach Valparaiso (S. 15) und von dort mit dem Dampfschiff nach Ancud. Das Schiff verliess Valparaiso am Dienstagnachmittag und erreichte Ancud am Sonntagmorgen (S. 20). Bürger blieb 2 Monate auf Chiloë (S. 35).

In dem Kapitel beschreibt er zuerst die Vegetation, die Landwirtschaft und die Strecke zwischen Santiago und Valparaiso (S. 16-20), dann die Schifffahrt an der Küste Chiles (S. 20), die von Puerto Mont und Nordperu oder Ecuador als Linienverkehr betrieben wird von zwei Gesellschaften, der Pacific Stream Navigation Company (deren Abkürzung P.S.N.C. im Volksmund spöttisch als "pésima sera nuestra comida" gedeutet wird) und der Compaña Nacional, die ebenfalls keinen guten Ruf hatte, sogar als noch schlechter galt. Er beschreibt dann kurz die Umständen auf dem Schiff, mit welchen Gerüchen und Eindrücken man gequält wird (dreckige Ochsen, Fliegen, Geflügel, der Duft von Früchten, Bananen, Gemüse, Heu und frischem Blut eines geschlachteten Ochsens) (S. 20-21).

Darauf folgt eine Beschreibung der Orte, an welchen der Dampfer verbeifährt oder hält (S. 21-29), wobei er dazwischen Informationen zur Geschichte, Anekdoten und Informationen zur Vegetation der Region einfliessen lässt. Er streift kurz die Ortschaften Talcahuáno (hässlich, zugleich Kriegshafen), Tomé und Coronel. Er geht dann auf den Braunkohlenabbau in den Minen von Coronel, Lota und Lebu ein und auf die Geschichte von Coupolicán, ein Mapuche, der die spanischen Invasoren in Schach hielt und letztlich aus eigenen Reihen verraten und von den Spaniern zu Tode gefoltert wurde (S. 22-23). Es folgt ein kleiner Bericht zu Lebu (S. 23-24) und zu Corral (S. 24-25, 29) und Bürger beschreibt sehr ausführlich den chilenischen Urwald, den er damals das erste Mal betrat (S. 25-29). Darauf folgt die Beschreibung von Ancúd (S. 29-32) und dessen Bewohner (S. 32-35). Die folgenden Seiten drehen sich dann um Chiloë, seine Einwohner, die Kolonisten und die Tier- und Pflanzenwelt (S. 35-49).


Kap. 3: Die Frontera

S. 50ff

Kap. 4: Die Araukaner oder Mapúches

S. 79ff

Kap. 5: Die Deutschen Kolonien

S. 113ff

II. Teil. Mittel-Chile. Kordillere, Busch und Kultur.

Kap. 6: In die Cordillera de los Andes

S. 136ff

Huáso: "Sonntags bot Curicó ein anderes Bild. Alsdann belebten sic die Straßen mit den Huásos. Huáso kommt aus dem Indianischen [Quechua] und heißt soviel wie grober, plumper, bäurischer Mensch. Man bezeichnet so die Landleute, solche die den Acker bearbeiten, das Vieh beaufsichtigen, aber auch die, welche es bereits zu Verwaltern kleiner Güter und Vorwerke gebracht haben. Es sind fast ausnahmlos Männer, die im Dienste von Großgrundbesitzern stehen, denn einen Bauernstand gibt es in Mittelchile nicht. Ich mußte zwei Typen unterscheiden: große, hagere, schwarze, starkbärtige Gestalten, und kleine, korpulente, die höchstens einen dünnen Lippenbart besaßen. Jene, anziehende Figuren, waren offenbar spanischen Blutes, während diese noch ziemlich reine Indianer vorstellten. Aber in ihrer Vorliebe für bunte, auffallende Kleidung glichen sie sich. Ihr Poncho, das über die Schultern geworfene Tuch mit dem Kopfschlitz, leuchtete in den mannigfaltigsten und grellsten Farben; ebenso viel Wert war darauf gelegt, daß auch der breite, wie ein Panama gebaute Hut möglichst in allen Regenbogenfarben strahlte. Er war aus buntem Stroh geflochten und mit buntem Bande geziert, und zeigte überdies noch öfters das Wappen Chiles eingestickt. Weitere Hauptstücke seiner Bekleidung sind die bis über das Knie reichenden Ledergamaschen mit langen Quasten und farbigen Nähten und vor allem die kolossalen Sporenräder, über die bereits Darwin den Kopf geschüttelt hat. Eine Folge dieser Ungetüme sind die unvernünftig hohen, becherförmigen Stiefelabsätze (tacos à la copa), durch welche allein es ermöglicht wird, daß der Sporenträger sich auch zur Not gehend fortbewegen kann. Freilich macht er dann den Eindruck eines der's erst noch lernen will. Der Huáso ist mit dem Pferde verwachsen." (S. 137-138)

"Auf den äußersten Zweigspitzen eines Maquistrauches wiegt sich die reizende Lóica (Trupialis militaris), der chilenische Trupial, ein dunkelbraun gefiederter, amselgroßer Vogel, dessen Männchen mit seiner lebhaft roten Kehle und Brust einer der schönsten Chiles ist. Oder die unscheinbare graue Ténca (Mimus thenca), die Singdrossel Südamerikas, von der Claude Gay entzücht meint, daß sie mit der Nachtigall an süßem, melodienreichen Gesange wetteifere und ohne Zweifel der beste Sänger der Neuen Welt sei. Auf unserem Pfade hüpft ein Diúca-Pärchen fort, um alsdann aufzufliegen und von dem Telegrafendrahte aus, der sich noch bis nach Los Quéñes fortsetzt, unsere Karawane zu beobachten. Es kehrt uns seine weißen Vorderseiten zu; das übrige Gefieder ist rein aschfarben. Die Diúca (Diuca grisea) besitzt die fröhliche Munterkeit ihrer Sippe, der Finken, in hohem Grade. Sie ist größer als ihre europäischen Verwandten, aber wie deise immer bereit zum Tirilieren. Sie singt: jo, jo, schiu-schiro-schiri schiu. Mit dem Nahen der Morgenröte erwacht sie und stimmt, nicht selten zu kleinen Banden vereinigt, ihr erstes Konzert an. Andrés Bello, der Sprachforscher, Staatsmann und Dichter, Venezuelaner von Geburt, welcher in Chile eine zweite Heimat fand [In Chile von 1829-65], hat der Diúca in seiner Ode an den 18. September, den Nationalta seines Adoptiv-Vaterlandes, eine Strophe gewidmet:

Dia feliz! Cuando asomó la aurora
Sobre la ajigantada
Cabeza de los Andes, i la Diúca
Te cantó la alborada.

O hehrer Tag, an dem die Morgenröte
Sich um der Anden Riesengipfel schlingt!
O Tag des Glücks, an dem die Morgenröte
Die Diúca dir in dein Erwachen singt!" (S. 143)

III. Teil. Nord-Chile. Wüste, Kupfer und Salpeter.

Kap. 14: Die Minen-Provinz Coquimbo

Kap. 15: In die Salpeter-Wüsten und die Oasen von Aríca und Tácna

Kap. 16: Heimwärts

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