Laubwirtschaft

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Als Laubwirtschaft versteht man die vielfältige Nutzung von Bäumen. Neben der heute noch bedeutenden Nutzung des Holzes im Bauwesen und als Brennholz, gibt es zahlreiche Nutzungsformen, die heute in der breiten Öffentlichkeit wenig bewusst sind. In der Kleinsäugerhaltung spielt die Nutzung als Futtermittel und Nagematerial eine wichtige Rolle, während in der Nutztierhaltung die Bedeutung der Laubnahrung weitgehend durch kommerzielle Futtermittel und moderne Weidewirtschaft verdrängt wurde.

Inhaltsverzeichnis

Geschichtliches

Schon die Römer kannten das Sammeln von Laub zu Futterzwecken. Erwähnt wird dies unter anderem von Cato, Columella und Plinius (vgl. Machatschek 2002: 16-17).

Bis in die Neuzeit spielte die Laubwirtschaft eine bedeutenden Rolle in der Landwirtschaft. Mit dem Aufkommen einer modernen Landwirtschaft im 19. Jahrhundert, büsste sie jedoch langsam an Bedeutung ein mit dem Vergessen der Zusammenhänge und dem Fortschrittsglaube an neue, als modern geltende Bewirtschaftungsformen. Machatschek (2002: 20) weist darauf hin, dass in der Literatur etwa ab 1870 die Laubwirtschaft durch die moderne Landwirtschaft vernachlässigt wurde, man aber in Kriegszeiten sehr wohl noch darauf verwies.

Stellenwert des Gebrauchswissens

Die vielfältige Nutzung des geschneitelten Laubs und damit zusammenhängende Traditionen und Praktiken wurde in der Vergangenheit durch die praktische Nutzung und Weitergabe an nachkommende Generationen bewahrt und kann nur durch den Gebrauch im Alltag in seiner funktionellen Form langfristig erhalten werden, während das Aufschreiben in Büchern (sprich Literatur) und der Schutz, welcher diese Praktiken von einem konkreten Nutzen entkoppelt auf längere Sicht zur Verschüttung eines Grossteils dieses Gebrauchswissens führt (vgl. Machatschek 2002: 19-22).

In der Kleinsäugerhaltung spielen praktische Erfahrungen und die konkrete Ausrichtung von Tätigkeiten auf einen Nutzen eine ähnlich wichtige Rolle wie in der früheren Landwirtschaft, die nicht auf Profite, sondern zur Existenzsicherung ausgerichtet war. In beiden Bereichen kam und kommt daher dem Ausprobieren eine wichtige Rolle zu. Während aber in der Kleinsäugerhaltung die Entdeckung von natürlicher Fütterung (zum Beispiel Wiesenfütterung, aber auch die Laubfütterung) viel Wissen seit den letzten Jahren erst wieder mühsam aufgebaut werden muss, was über Jahrzehnte des Vergessens vernichtet wurde, fehlt hier die Brücke zum Wissensaustausch zwischen den wenigen alten Generationen, die noch Zugang zu diesem alten landwirtschaftlichen Wissen haben und der neuen wissbegierigen Generation an Kleinsäugerhalter. Nicht ausser Acht gelassen werden darf jedoch auch der Umstand, dass durch geänderte Lebensumstände die Laubwirtschaft selbst in der Kleinsäugerhaltung nicht mehr diese existenzielle Bedeutung zurückerlangen wird, dennoch ist der klare Nutzen als Futter nicht von der Hand zu weisen und weitere Nutzungsformen wie die Nutzung als Dünger, Einstreu oder zu Speisezwecke wird hoffentlich zumindest in einem kleineren Umfang wieder zurück in den Alltag kehren können.

Siehe auch

Literatur

  • Lippert, Franz (1953): Vom Nutzen der Kräuter im Landbau für Boden, Kompost, Fütterung, Ernährung. Ein Weg zum Verständnis biologisch-dynamischer Landwirtschaft. 2. Auflage. Schriftenreihe "Lebendige Erde". Forschungsring für Biologisch-Dynamische Wirtschaftsweise, Darmstadt. 100 S. (Inhaltsangabe (http://www.degupedia.de/forum/viewtopic.php?t=2859))
  • Machatschek, M. (2002): Laubgeschichten. Gebrauchswissen einer alten Baumwirtschaft, Speise- und Futterlaubkultur. Böhlau Verlag, Wien. 542 S.
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