Degupedia:Portal Chile/Bürger 1909-8-Jahre-Chile
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Inhalt / Einleitung
Kap. 1: Paris - Santiago
S. 1ff
I. Teil. Süd-Chile. Urwald, Indianer und Kolonien.
Kap. 2: Von Santiago nach der Insel Chiloë
S. 15ff
Kap. 3: Die Frontera
S. 50ff
Kap. 4: Die Araukaner oder Mapúches
S. 79ff
Kap. 5: Die Deutschen Kolonien
S. 113ff
II. Teil. Mittel-Chile. Kordillere, Busch und Kultur.
Kap. 6: In die Cordillera de los Andes
S. 136ff
Huáso: "Sonntags bot Curicó ein anderes Bild. Alsdann belebten sic die Straßen mit den Huásos. Huáso kommt aus dem Indianischen [Quechua] und heißt soviel wie grober, plumper, bäurischer Mensch. Man bezeichnet so die Landleute, solche die den Acker bearbeiten, das Vieh beaufsichtigen, aber auch die, welche es bereits zu Verwaltern kleiner Güter und Vorwerke gebracht haben. Es sind fast ausnahmlos Männer, die im Dienste von Großgrundbesitzern stehen, denn einen Bauernstand gibt es in Mittelchile nicht. Ich mußte zwei Typen unterscheiden: große, hagere, schwarze, starkbärtige Gestalten, und kleine, korpulente, die höchstens einen dünnen Lippenbart besaßen. Jene, anziehende Figuren, waren offenbar spanischen Blutes, während diese noch ziemlich reine Indianer vorstellten. Aber in ihrer Vorliebe für bunte, auffallende Kleidung glichen sie sich. Ihr Poncho, das über die Schultern geworfene Tuch mit dem Kopfschlitz, leuchtete in den mannigfaltigsten und grellsten Farben; ebenso viel Wert war darauf gelegt, daß auch der breite, wie ein Panama gebaute Hut möglichst in allen Regenbogenfarben strahlte. Er war aus buntem Stroh geflochten und mit buntem Bande geziert, und zeigte überdies noch öfters das Wappen Chiles eingestickt. Weitere Hauptstücke seiner Bekleidung sind die bis über das Knie reichenden Ledergamaschen mit langen Quasten und farbigen Nähten und vor allem die kolossalen Sporenräder, über die bereits Darwin den Kopf geschüttelt hat. Eine Folge dieser Ungetüme sind die unvernünftig hohen, becherförmigen Stiefelabsätze (tacos à la copa), durch welche allein es ermöglicht wird, daß der Sporenträger sich auch zur Not gehend fortbewegen kann. Freilich macht er dann den Eindruck eines der's erst noch lernen will. Der Huáso ist mit dem Pferde verwachsen." (S. 137-138)
"Auf den äußersten Zweigspitzen eines Maquistrauches wiegt sich die reizende Lóica (Trupialis militaris), der chilenische Trupial, ein dunkelbraun gefiederter, amselgroßer Vogel, dessen Männchen mit seiner lebhaft roten Kehle und Brust einer der schönsten Chiles ist. Oder die unscheinbare graue Ténca (Mimus thenca), die Singdrossel Südamerikas, von der Claude Gay entzücht meint, daß sie mit der Nachtigall an süßem, melodienreichen Gesange wetteifere und ohne Zweifel der beste Sänger der Neuen Welt sei. Auf unserem Pfade hüpft ein Diúca-Pärchen fort, um alsdann aufzufliegen und von dem Telegrafendrahte aus, der sich noch bis nach Los Quéñes fortsetzt, unsere Karawane zu beobachten. Es kehrt uns seine weißen Vorderseiten zu; das übrige Gefieder ist rein aschfarben. Die Diúca (Diuca grisea) besitzt die fröhliche Munterkeit ihrer Sippe, der Finken, in hohem Grade. Sie ist größer als ihre europäischen Verwandten, aber wie deise immer bereit zum Tirilieren. Sie singt: jo, jo, schiu-schiro-schiri schiu. Mit dem Nahen der Morgenröte erwacht sie und stimmt, nicht selten zu kleinen Banden vereinigt, ihr erstes Konzert an. Andrés Bello, der Sprachforscher, Staatsmann und Dichter, Venezuelaner von Geburt, welcher in Chile eine zweite Heimat fand [In Chile von 1829-65], hat der Diúca in seiner Ode an den 18. September, den Nationalta seines Adoptiv-Vaterlandes, eine Strophe gewidmet:
Dia feliz! Cuando asomó la aurora
Sobre la ajigantada
Cabeza de los Andes, i la Diúca
Te cantó la alborada.
O hehrer Tag, an dem die Morgenröte
Sich um der Anden Riesengipfel schlingt!
O Tag des Glücks, an dem die Morgenröte
Die Diúca dir in dein Erwachen singt!" (S. 143)




