Langschwanz-Chinchilla

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Die ebenfalls zu den Chinchillas gehörenden Kurzschwanz-Chinchillas werden dort genauer behandelt.


Chinchilla
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Chinchilla

Das oder die Langschwanz-Chinchilla oder kurz Chinchilla (Chinchilla lanigera) ist ein südamerikanisches, pflanzenfressendes Nagetier aus der Unterordnung der Stachelschweinverwandten (Hystricognatha).

Es werden keine Unterarten anerkannt (Woods & Kilpatrick 2005).

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

Verwandtschaft

Langschwanz-Chinchillas gehören zusammen mit den Kurzschwanz-Chinchillas (Chinchilla chinchilla, syn. Chinchilla brevicaudata) zur Gattung der Chinchillas und zusammen mit den Hasenmäusen (Lagidium spp.) und Viscachas (Lagostomus spp.) zur Familie der Chinchillas (Chinchillidae) (Spotorno et al. 2004; Woods & Kilpatrick 2005).

Verbreitung

Langschwanz-Chinchillas sind im nördlichen Mittelchile verbreitet. Die Angaben zur genauen Verbreitung der Chinchillas sind jedoch widersprüchlich (vgl. Jiménez 1996). Während Grau (1986) und Housse (1953) erwähnen, dass die Chinchillas einst bis Talca (35°30'S) verbreitet waren, betonen andere Quellen wie Albert (1901) oder Opazo (1911), dass sie nie weiter als zum Choapa-Fluss (32°S) verbreitet waren. Ihre nördliche Verbreitung reichte dagegen bis Potrerillos (26°S). Heute kommen sie noch an zwei Orten in Chile in Aucó bei Illapel (31°38'S) und in La Higuera (29°33'S) bei Coquimbo vor (Jiménez 1996; Spotorno et al. 2004).

Lebensweise

siehe auch: Nahrung der Wildchinchillas

Chinchillas sind Steppenbewohner und bewohnen das hügelige Flachland Chiles und die niedrigen Lagen der Anden zwischen 400 und 1650 m Höhe (Spotorno et al. 2004). Sie bevorzugen sonnige Lagen in der Hartlaubsavanne Mittelchiles, dem Matorral. Hier verbringen sie den Tag in Verstecken: Felsspalten oder in Puyas gefressene Tunnels und gehen in der Nacht auf Futtersuche. Zu ihrer Nahrung zählen verschiedene Sträucher und Kräuter sowie Sukkulenten (Puyas, Kakteen). Sie ernähren sich vorwiegend von Puya berteroniana, Gräser (Nassella chilensis, Stipa plumosa), Cordia decandra, Llagunoa glandulosa, Ephedra andina, Bridgesia incisifolia, Porlieria chilensis, Adiantum chilense (Cortes et al. 2002; Serra 1979). Als gesellige Tiere leben sie in Gruppen, welche wiederum kleinere oder größere Kolonien bilden können.

Chinchillas und Menschen

Chinchillas werden schon seit vielen Jahrhunderten von den Menschen genutzt. Bereits vor der Entdeckung Südamerikas durch die spanischen Eroberer nutzten die indigenen Völker, zuerst das Volk der Chincha, später auch die Inka den weichen Pelz dieser Tiere und sie schätzten deren Fleisch. Die Eroberer brachten die Pelze mit nach Europa, wo sie bei der herrschenden Oberschicht ebenfalls auf Interesse stiess und mit der zunehmenden Industrialisierung im 19. Jahrhundert zu einem regelrechten Boom und einer exzessiven Jagd auf die Tiere führte, die anfangs 20. Jahrhundert zur fast gänzlichen Ausrottung dieser Tiere führte und durch die bevorstehende Ausrottung und die stark ansteigenden Preise noch weiter angeheizt wurde. Erst die immer schwerere Beschaffung und die Anfangs der 1920er Jahre erfolgreichen Nachzuchten führten dazu, dass der Pelzbedarf nach und nach durch Farmtiere gedeckt werden konnte und die Wilderei unattraktiv wurde. Die Chinchillas galten mittlerweile zeitweise sogar gänzlich als ausgestorben bis in den 1970er und 1980er Jahre mit der Wiederentdeckung und unter Schutz Stellung einer Chinchillapopulation in der Nähe von Illapel das Interesse der Öffentlichkeit wieder wecken konnte. Seit da gibt es Bestrebungen diese letzten Bestände zu retten, doch die Bestände sind rückläufig und es besteht die Gefahr, dass die noch verbleibenden Populationen auch noch aussterben könnten. Starke Übernutzung der natürlichen Futterpflanzen (als Brennholz und Überweidung durch Ziegen), aber auch eingeschleppte Tiere wie verwilderte Hunde und Katzen setzen den Tieren zusätzlich zu.

Die Erfolge in der Chinchillazucht waren zwar bemerkenswert, fanden diese Tiere innerhalb weniger Jahre und dank guter Werbung weite Verbreitung. Die Tiere wurden anfänglich mit Körnerfutter (Getreide), Heu, Obst und Gemüse ernährt und sie wurden in Innenanlagen oder teilweise auch in regengeschützten aber seitlich offenen Gehegen gehalten. Kommerzielle Futtermittel speziell für Chinchillas gab es anfänglich noch keine, sie kamen aber etwa in den 1950er und 1960er Jahre langsam auf und mauserten sich zusammen mit dem gezielten Verkauf von Chinchillas als Nebenerwerb zu einem lukrativen Schneballsystem für die Anbieter der Chinchillas und den kommerziellen Futtermittel (Pellets). Auch wenn diese Systeme den Chinchillas und der Chinchillazucht viel Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit einbrachten, so blieb der kommerzielle Durchbruch der Farmpelzproduktion verwehrt und blieb stets ein Nischenprodukt.

Parallel zu den Erfolgen in der Pelztierzucht stieg allmählich auch das Interesse für diese Tiere in Liebhaberkreisen. Etwa seit den 1970er Jahre mauserten sich die Tiere langsam zu Heimtieren und mit dem Niedergang der Pelztierzucht in den 1990er Jahre, welche sich bis heute hinzieht, kam es immer mehr zu einer Verschiebung von Zuchten für den Liebhabertierbedarf. Das führte letztlich auch wieder zu Änderungen in der Haltung dieser Tiere, inbesondere die Nutzung deutlich grösserer Käfige (zumeist Volieren oder selbstgebaute Käfige), aber auch in der Ernährung zeigten die letzten Jahre, dass Chinchillas immer mehr mit Kräuter, Samen, Gemüse und Blüten ernährt werden, anstatt nur mit Pellets und Heu, wie das zur Blütezeit der Chinchillapelzucht üblich war (vgl. Küpfer 2013, 2014).

Literatur

zitierte Quellen:

  • Cortés, A. Miranda, E. Jiménez, J.E. (2002): Seasonal food habits of the endangered long-tailed chinchilla (Chinchilla lanigera): the effect of precipitation. Mammalian Biology 67: 167-175. (PDF (http://www.chincare.com/HealthLifestyle/JEJ/JEJSeasonalFoodHabits2002.pdf))
  • Jiménez, J.E. (1995): Conservation of the last wild chinchilla (Chinchilla lanigera) archipelago: a metapopulation approach. Vida Silvestre Neotropical 4(2): 89-97. (PDF (http://www.chincare.com/HealthLifestyle/JEJ/JEJConservation1995.pdf))
  • Jiménez, J.E. (1996): The extripation and current status of wild chinchillas Chinchilla lanigera and C. brevicaudata. Biological Conservation 77: 1-6. (PDF (http://www.chincare.com/HealthLifestyle/JEJ/JEJExtirpation1995.pdf))
  • Küpfer, D. (2013): Ohne Pellets geht es auch. Fünf Jahre narurnahe Chinchilla-Ernährung. Teil 1. Rodentia, Nager & Co. 76.
  • Küpfer, D. (2014): Ohne Pellets geht es auch. Fünf Jahre narurnahe Chinchilla-Ernährung. Teil 2. Rodentia, Nager & Co. 78: 36-38.
  • Serra, M.T. (1979): Composición botánica y variación estacional de la alimentación de Chinchilla linigera en condiciones naturales. Ciencias Forestales 1(4): 11-18. (Abstract (http://revistacienciasforestales.uchile.cl/1979_vol1_n4/n4b1.html))
  • Spotorno, A.E. Zuleta, C.A. Valladares, J.P. Deane, A.L. Jiménez, J.E. (2004): Chinchilla laniger. Mammalian Species 758: 1-9. (PDF (https://www.science.smith.edu/departments/Biology/VHAYSSEN/msi/pdf/758_Chinchilla_laniger.pdf))
  • Woods, C.A. Kilpatrick, C.W. Infraorder Hystricognathi. In: Wilson, D.E. Reeder, D.M. (Hrsg.): Mammal species of the world, a taxonomic and geographic reference. The John Hopkins University Press, Baltimore, Maryland.

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