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Kurzohr Rüsselspringer

 
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davX
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
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BeitragVerfasst am: 11.08.2007 14:05    Titel: Kurzohr Rüsselspringer Antworten mit Zitat

Hallo,

eigentlich hatte ich gerade einen sehr langen Artikel geschrieben über meine Rüsselspringerrecherchen, aber leider ist der mir verloren gegangen... ich ärgere mich wirklich sehr darüber Sad.

Dann nochmals alles in etwas abgekürzter Form:

Jörg hatte hier schon einen guten Linktipp gegeben:
http://www.calacademy.org/research/bmammals/afrotheria/ASG.html

Ich habe mich aber selber auch noch auf die Suche nach Infos gemacht und vor allem zum Thema Ernährung und Verdauung einiges gefunden:

Erster Fund, eine allgemeine "ökotrophische" Feldstudie im semiariden Karoo, Südafrika:
Kerley, GIH (1992): Trophic status of small mammals in the semi-arid Karoo, South Africa. Journal of Zoology 226(4): 563-572. 1992.
Untersucht wurde die Ernährung von 8 Nagern (Gerbillurus paeba, Mus minutoides, Rhabdomys pumilio, Otomys unisulcatus, Saccostomus campestris, Desmodillus auricularis, Malacothrix typica, Mastomys natalensis ) und eben einem Rüsselspringer (Macroscelides proboscideus )
Dem Abstract ist zu entnehmen:
Zitat:
The rodents were all predominantly herbivorous, while the elephant shrew [=Rüsselspringer] ate mainly insects.

Also nichts neues.

Nächstes Fundstück beleuchtet den Verdauungstrakt der Rüsselspringer und ihrer Verwandten:
Woodall, PF (1987): Digestive tract dimensions and body mass of elephant shrews (Macroscelididae) and the effects of season and habitat. Mammalia 51(4): 537-546. 1987.

Doch dieser Artikel scheint interessant zu sein, eine Review über die Ernährung der Rüsselspringer (sowas kenne ich von anderen Kleinsäugern eigentlich nicht...):
Kerley, GIH (1995): The round-eared elephant-shrew Macroscelides proboscideus (Macroscelidea) as an omnivore. Mammal Review 25: 39-44. 1995.
Der Abstract liefert auch schon einige interessante Infos:
Zitat:

Elephant-shrews were classified as Insectivora and were traditionally considered to be insectivorous, although ancestral forms were herbivorous. Despite the presence of a functional caecum, many authors still describe elephant-shrews as insectivorous. [...] Results indicate that this species is largely insectivorous, although plant matter makes up almost 45% of the diet by volume. Diet varies seasonally, with the intake of herbage peaking in winter, when herbage may comprise up to 97% of the diet. The contribution of insects to the diet was not related to either insect availability (as indexed by pit-trapping) or body condition, suggesting that Round-eared Elephant-Shrews may be true omnivores, selecting a diet of both insects and herbage.
(Hervorhebungen von mir)
Kurz, obwohl Inekten zu ihrer Hauptnahrung gehören, scheinen auch Pflanzen einen wichtigen Teil ihrer Nahrung auszumachen. Neben der Ausprägung des Blinddarms scheint auch die Tatsache darauf schliessen, dass ihre Vorfahren Pflanzenfresser waren. Die Rüsselspringer scheinen daher wahre Allesfresser zu sein (wobei ich hier anmerken muss, ich würde das nicht als Allesfresser bezeichen, weil dazu m.E. auch dazu gehört, dass auch Sämereien in grösseren Mengen gefressen werden).

Und noch einen Artikel (PDF) zum Schutz der Afrotheria (Newsletter des IUCN/SSC):
http://www.calacademy.org/research/bmammals/afrotheria/Afrotherian_Conservation_4.pdf

So das wars fürs Erste. Wenn ich dazu komme, möchte ich auch mal schauen, ob ich noch detailierteres zur Lebensweise und Verhaltensbiologie der Rüsselspringer finden kann und dann sollte ich natürlich mich auch mal mit der gefundenen Literatur auseinandersetzen Wink.
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Anmeldungsdatum: 23.07.2005
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BeitragVerfasst am: 13.08.2007 10:19    Titel: Re: Kurzohr Rüsselspringer Antworten mit Zitat

Nur, weil ein Tier zu den Allesfressern gehört, muß es nicht immer Sämereien fressen ...

Beispiel Wolf:
Wölfe fressen hauptsächlich große und kleine Beutetiere, Aas, Früchte, Kräuter, Wurzeln, Insekten, Spinnen und Würmer. Kohlenhydratreiche Sämereien werden gar nicht aufgenommen, ölhaltige Sämereien nur dadurch, daß eben Kräuter auch mit Fruchtansatz gefressen werden und damit eben auch ölhaltige Sämereien ab und an mitgefressen werden.
Gerade der Verdauungstrakt des Wolfes reagiert sehr empfindlich auf komplexe Kohlenhydrate, die domestizierte Form Hund hat sich dagegen in einigen Populationen ganz gut an eine kohlenhydratreiche, insbesondere stärkereiche, Grassämereienkost (Getreide!) anpassen können. Jedoch führt ein zu hoher Anteil an stärkereichen Sämereien auch beim Hund noch zu unterschiedlichsten Störungen am Magen-Darmtrakt, führt zu Mangelerscheinungen, Hautekzemen, Allergieanfälligkeit etc etc

Beispiel Wildschwein:
Wildschweine fressen hauptsächlich Wurzeln, Nüsse, ölhaltige Sämereien, Pilze, Aas, Früchte, Kräuter, Blätter, Insekten, Spinnen, Würmer und Kleinnager. Kohlenhydratreiche Sämereien kommen in ihrer Ernährung nicht vor.
Die domestizierte Form Hausschwein reagiert immer noch empfindlich auf eine Fütterung mit hohem Stärkeanteil. Speziell Getreide und Soja führt schneller zu Durchfall, wie andere Futtersorten. Kartoffeln als Knollen dagegen werden trotz hohem Stärkeanteil gut vertragen.

Beispiel Braunbär:
Bären fressen hauptsächlich Blätter, Kräuter, Früchte, Nüsse, Gras, Wurzeln, Pilze, Insekten, Spinnen, Würmer, Kleinnager, Aas, Fische, Pilze. Sämereien werden höchstens mitgefressen, niemals gezielt gesucht. Bären in Zoohaltung, die viel mit Getreide gefüttert werden, sind krankheitsanfälliger, wie Bären, die kein Getreide bekommen. Ölhaltige Sämereien und deren Produkte werden dagegen gut vertragen.

Beispiel Mensch:
Die Wildform des Menschen ist ausgestorben, wir haben es nur mit der domestizierten Form zu tun. Der Mensch ist eines der wenigen Tierarten, welche es geschafft haben, sich selbst weitestgehend unabhängig von den normalerweise auf Tiere wirkenden Selektionsmechanismen zu machen. Er ist in der Lage, ein Großteil seiner Nahrung selbst anzubauen oder zu erzüchten, er hat durch effektiven Werkzeuggebrauch und effektiver Baukunst so gut wie keine natürlichen Feinde.
Wahrscheinlich ernährte sich die Wildform ähnlich wie Schimpansen, also Früchte, Instekten, Spinnen, Würmer, Nüsse, Kräuter, Wurzeln und Knollen, Eier, Fleisch und Innereien anderer Primaten, Aas. Im Laufe der Evolution haben sich einige Formen herausgebildet, welche sich hauptsächlich von Fleisch ernährten (Neanderthaler), andere Formen blieben bei einer hauptsächlich pflanzlichen Ernährung.
Eigentlich ist der Mensch DER Prototyp eines Allesfressers, es gibt kaum eine Ernährungsform, mit welcher der Mensch gar nicht mehr zurechtkommt - trotzdem hat er vermutlich nie mehr wie 2% seines Futters als Sämereien zu sich genommen ... erst seit ca. 10.000 Jahren nimmt der Anteil an stärkereichen Sämereien immer mehr zu ... in den letzten Jahrtausenden stieg er von unter 10% auf über 60% an - mit katastrophalen Folgen für die Gesundheit. Proportional mit der Zunahme von Getreide kann eine Zunahme von Magen-Darmerkrankungen, höhere Krankheitsanfälligkeit und durch die im letzten Jahrhundert starke Zunahme stark verarbeiteter und stark veränderter Kost plus einer weiteren Zunahme an kohlehydratreichen Sämereien erhöhte Anfälligkeit für Allergien beobachtet werden, durch den Wegfall der Nicht-Stärkeschichten im Getreide kommen zudem enorme Zahnprobleme wie Karies und Parodontose, Kieferverformungen etc hinzu.
Wird Getreide weggelassen und durch ölhaltige Sämereien oder Nüsse ersetzt, gesunden die meisten Menschen wieder, die Anfälligkeit für Allergien sinkt, oftmals verschwinden Allergien.

Kurzum - es ist eher ungewöhnlich, daß echte Allesfresser auch Sämereien zu sich nehmen. Sie können es bis zu einem gewissen Grade und wenn Elefantenrüsselspringer Pflanzen futtern, werden sie auch zu geringen Teilen die Sämereien dieser Pflanzen zu sich nehmen, auch wenn sie nicht direkt danach suchen. Allerdings bleibt der Anteil bei fast allen Pflanzenfressern verschwindend gering.
Speziell stärkereiche Sämereien stellen für Allesfresser offenbar sehr häufig ein echtes Problem dar, der Anteil darf nicht zu hoch werden. Während ein Wechsel von Fast-Nur-Instektenkost auf Fast-Nur-Pflanzenkost und Fast-Nur-Beutetierkost offenbar problemlos möglich ist, ist ein Wechsel auf einen hohen Anteil von über 30% an kohlenhydratreichen Sämereien nicht möglich. Einen derartig hohen Anteil dieser Sämereien können offenbar nur die Spezialisten und Halbspezialisten verkraften.
Witzigerweise werden ölhaltige Sämereien von Allesfressern recht gut vertragen ... aber selbst spezialisierte Beutetiergreifer, wie Katzen, kommen mit einem relativ hohen Anteil an ölhaltigen Sämereien im Futter ganz gut klar, während gleiche Mengen an kohlenhydratreichen Sämereien zu Magen-Darm-Problemen, Ekzemen, Allergieanfälligkeit, Infektanfälligkeit, schlechtem Fell, Nierenproblemen etc führt.

Es gibt nur sehr wenige Allesfresser, die in der Lage sind, stärkereiche Sämereien ohne Schaden als Hauptspeise zu futtern - diese stammen ausnahmslos von körnerfressenden Vorfahren ab, die sich zu einem großen Teil von Grassamen ernährt haben.
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BeitragVerfasst am: 13.08.2007 12:07    Titel: Re: Kurzohr Rüsselspringer Antworten mit Zitat

Jagut, hier geht es primär um Rüsselspringer. Die von mir aufgeworfene Frage nach dem Verständnis für Omnivorie ist m.E. doch nur ein nebensächliches Detail. Worauf ich hinaus wollte, dass bei vielen Kleinsäuger es verschiedene Futterpräferenzen gibt, bei Nagern eben nicht selten auch für Granivorie, ich hätte statt dessen auch schreiben können Präferenz für Aas oder Frischfleisch... aber das ist bei den Nagern, mit denen ich mich bisher vor allem beschäftigt habe unüblich.
Ich fasste bisher Omnivorie auf für eine Präferenz für mehrere verschiedene Futterarten... nun ja, dass es dazu 3 braucht ist vielleicht etwas zu einfach/engstirnig gedacht.

Da wir aber mit dieser Diskussion sehr vom ursprünglichen Thema abweichen, würde ich das gerne abtrennen.
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Afrotheria
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Anmeldungsdatum: 01.08.2007
Beiträge: 15
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BeitragVerfasst am: 15.08.2007 20:05    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo, da ich jetzt aus dem Urlaub zurück bin, kann ich auch was zu diesem interessanten Thema beitragen.

Die omnivore Ernährung trifft bei den Rüsselspringern hauptsächlich auf den Kurzohr-Rüsselspringer (Macroscelides proboscideus) zu, und ist eine Anpassung an den kargen Lebensraum . Selbst bei Nagetieren,z.B. Zwerghamster, mit einer stark granivoren Ernährung, wurden fast 50% Insektenanteil im Darm oder Backentaschen gefunden (Flint-Zwerghamster der paläarktischen Fauna).
Beim Kurzohr Rüsselspringer lässt auch die Bezahnung, mit wenig differenzierten Molaren/Prämolaren, auf eine eher omnivore Ernährung schliessen.
http://www.digimorph.org/specimens/macroscelides_proboscideus/skull/

http://macro.dokkyomed.ac.jp/mammal/en/species_all/macroscelides_proboscideus.html

Andere Rüsselspringer Arten, besonders die Rüsselhündchen (Petrodromus tetradactylus), haben ein stärker insektivores Gebiss. Mit stärker ausgebildeten Caninen eignet es sich besser Beutetiere zu ergreifen und zu zerteilen.
http://www.science.smith.edu/departments/Biology/VHAYSSEN/msi/pdf/682_Petrodromus-tetradactylus.pdf
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
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BeitragVerfasst am: 17.08.2007 14:54    Titel: Re: Kurzohr Rüsselspringer Antworten mit Zitat

*g* wie gesagt, du hast mich darauf gebracht, dass ich mich jetzt auch mit den Rüsselspringern etwas genauer beschäftige Wink.

Was die omnivore Ernährung angeht, da habe ich auch durch die kurze Lektüre der Abstracts feststellen können, dass dies im Zusammenhang mit dem Verdauungstrakt hervorgehoben wird. Die Kurzohr Rüsselspringer haben demzufolge für Rüsselspringer einen verhältnismässig langen Darm und grossen Blinddarm. Allerdings bis zu den Zähnen bin ich noch nicht gekommen (wobei ich zugeben muss, dass mich diese auch weniger interessieren als der Verdauungstrakt).

Inzwischen habe ich mich noch etwas weiter mit den Rüsselspringern und Afrotheria auseinandergesetzt und dabei ein paar grundlegende Dinge herausgefunden, die vielleicht für andere auch nützlich sein könnten, die sich bisher noch nicht damit beschäftigt haben...

In der englischsprachigen Literatur werden die (Kurzohr) Rüsselspringer oft als elephant shrew bezeichnet. Diese Bezeichnung gilt aber als irreführend, da Spitzmäuse als "shrew" bezeichnet werden, welche aber zu den Insektenfressern gehören. Daher wird vermehrt auch der Begriff "sengi" verwendet, welcher soweit ich das richtig in Erinnerung habe, die Bezeichnung der Rüsselspringer ist, welche die Einheimischen ihnen verpasst haben.

Zur Systematik der Afrotheria habe ich ebenfalls etwas recherchiert. Afrotheria ist eine Überordnung und besteht laut Wikipedia aus folgenden Ordnungen:
- Röhrenzähner (Tubulidentata) --> Erdferkel
- Rüsselspringer (Macroscelidea)
- Schliefer (Hyracoidea) --> Klippschliefer
- Seekühe (Sirenia)
- Rüsseltiere (Proboscidea) --> Elefanten
- Tenrekartige (Afrosoricida) --> Goldmulle, Tenreks

Dazu habe ich mich noch kurz bemüht, das mit der Systematik von ITIS zu vergleichen. Dort gibt es allerdings keine Afrotheria, Es gibt eine Unterklasse Theria und eine Teilklasse Eutheria (= höhere Säugetiere) und dann kommen bereits die Ordnungen... mit anderen Worten, die Systematik ist dort weniger genau.
Falls ich dazu komme, möchte ich allerdings das noch mit McKenna & Bell (1997) und Wilson & Reeder (2005) vergleichen, um auch aktuelle Standardwerke der Systematik heranzuziehen.
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BeitragVerfasst am: 19.08.2007 13:39    Titel: Re: Kurzohr Rüsselspringer Antworten mit Zitat

Die Einteilung in Afrotheria, Laurasiatheria, Euarchontoglires und Xenarthra setzt sich immer mehr durch, einzig die Xenarthra sind und bleiben ein Problemfall, scheint sich aber auch immer mehr durchzusetzen, sie als Schwestergruppe zu den anderen zu sehen. Der Rest wird oftmals als Epitheria zusammengefaßt ... inwieweit das Sinn macht, jeder phylogenetischen Gruppierung einen systematischen Namen zu geben, sei mal dahingestellt ...

Bei den Xenarthra ist immer noch nicht klar, ob sie nun die Schwestergruppe der [Afrotheria, Laurasiatheria, Euarchontoglires] sind, oder ob die Afrotheria die Schwestergruppe der [Xenarthra, Laurasiatheria, Euarchontoglires] sind. Hier fehlen wohl immer noch molekulargenetische Studien, morphologisch ist wohl beides möglich.

Eine online und kostenlos zugängliche neuere Publikation ist Jan Ole Kriegs, Gennady Churakov, Martin Kiefmann, Ursula Jordan, Juergen Brosius, Juergen Schmitz. (2006): Retroposed Elements as Archives for the Evolutionary History of Placental Mammals. PLoS Biol 4(4): e91
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BeitragVerfasst am: 19.08.2007 18:30    Titel: Re: Kurzohr Rüsselspringer Antworten mit Zitat

Danke für den Input... ich muss ehrlich sagen, dass ich mich bisher wenig befasst habe mit der Systematik ausserhalb der Rodentia und betrete damit Neuland, das ich nach und nach nun versuche zu erschliessen.

Allerdings bin ich nochmals der Sache mit den Mammal Species Accounts nachgegangen, da es mich interessierte, ob es noch weitere Rüsselspringer-Arten gäbe, von denen so ein Account existiert und bin dabei auf folgendes gestossen:
http://www.science.smith.edu/departments/Biology/VHAYSSEN/msi/pdf/i0076-3519-117-01-0001.pdf

Golden-rumped Elephant Shrew (Rhynchocyon chrysopygus), zu deutsch "Goldenes Rüsselhündchen".
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BeitragVerfasst am: 24.08.2007 14:55    Titel: Re: Kurzohr Rüsselspringer Antworten mit Zitat

So, damit das nicht ganz einschläft... ich war in der Zwischenzeit nicht ganz untätig und habe nun ein paar Quellen mir besorgt, einerseits den Ernährungsartikel in der Mammal Review von Kerley und zum anderen den Artikel in der Mammalia über den Verdauungstrakt der Rüsselspringer von Peter F. Woodall.
Das Interessante ist, dass die Mammal Review 25 sich in den ersten beiden Ausgaben voll und ganz den Rüsselspringern widmet. Die Ausgabe trägt den Titel "The biology of elephant-shrews. A Symposium held during the 6th International Theriological Congress, Sydney, 5 July 1993".

Inhaltsangabe Mammal Review 25(1+2), 1995 "The biology of elephant-shrews":

  • The biology of elephant-shrews: introduction. von M. Perrin
  • Fossil Macroscelidea. von P.M. Butler
  • A cladistic look at classification within the subfamily Macroscelidinae based upon morphology. von G.B. Corbet
  • Comparative ecology of two elephant-shrew species in a Kenyan costal forest. von Clare D. FitzGibbon
  • Arthopod parasites of elephant-shrews, with particular reference to ticks. von L.J. Fourie, J.S. du Toit, D.J Kok und I.G. Horak
  • The Round-eared Elephant-shrew Macroscelides proboscideus (Macroscelidea) as an omnivore. von Graham I.H. Kerley
  • The biology of Elephantulus brachyrhynchus in natural miombo woodland in Tanzania. von H. Leirs, R. Verhagen, W. Verheyen und M.R. Perrin
  • The ecology and reproduction of the Short-snouted Elephant-shrews (Macroscelidea). von M.R. Perrin
  • Conservation issues and strategies for elephant-shrews. von Galen B. Rathbun
  • The male reproductive system and the phylogeny of elephant-shrews (Macroscelidea). von Peter F. Woodall

+ 5 Abstracts


Nachforschungen Teil II:

wie versprochen, ich habe noch mehr zu schreiben. Bezüglich der Systematik der Afrotheria habe ich nochmals recherchiert. Ebenfalls bezüglich Rüsselhündchen, da mir da etwas aufgefallen war... aber dazu später.
Ich hatte die Gelegenheit genutzt und letzthin in Wilson & Reeder (200%), einem renomierten Systematik-Standardwerk nachgeschlagen. Das Werk brilliert zwar dadurch, dass auch einzelne Arten aufgezählt werden, dass das aber nicht ohne Abstriche geht, hätte ich mir eigentlich denken können. Die Detailtreue der systematischen Abstufung ist bei weitem nicht so detailiert wie die von McKenna & Bell (1997) und so gab es dann oberhalb des Ordungslevels keine weitere Taxa ausser eben die Mammalia. So komme ich jetzt also doch nicht um McKenna & Bell herum und müsste dieses Werk nochmals beschaffen.
Was mir aber in den vergangenen Tagen in den Sinn kam, dass ich vor einer Weile mal ein gutes Buch gekauft hatte, dessen Wert ich schon fast verkannt hätte. In Zootierhaltung von W. Puschmann fand ich dann tatsächlich relativ ausführliche Informationen und gerade auch bezüglich den deutschen Namen (ok, die sind eigentlich nicht wirklich wichtig) aufschlussreiche Infos.

Zoologische Einordnung
Die Ordnung der Rüsselspringer (Macrosceloidea) beinhaltet eine rezente Familie, die Rüsselspringer (Macroscelidae). Diese wiederum fasst vier Gattungen und - laut Puschmann (ich hab das noch nicht mit aktuelleren Werken verifiziert) - 15 Arten.
Die Gattungen sind:
- Rüsselspringer (Macroscelides) mit einer Art, eben dem Kurzohr-Rüsselsrpinger, kleinste Art, KRL 9,5-11,5 cm, SL 9,7-13,5 cm, Gewicht ca. 45 g
- Rüsselratten (Petrodromus) mit einer Art, die Vierzehen-Rüsselratte (P. tetradactylus) mit 9 Unterarten
- Elefantenspitzmäuse (Elephantulus) mit 10 Arten
- Rüsselhündchen (Rhynchocyon) mit 3 Arten, grösste Art der Familie: Goldsteiss-Rüsselhündchen (R. chrysopygus), KRL 27-30 cm, SL 23-25,5 cm, Gewicht: ca. 530 g.

Lebensweise der Rüsselspringer
Überwiegend tagaktiv und leben in Wüsten, Halbwüsten, felsitgem Gelände, Dornbusch-, Geröll- und Buschsteppen (Elefantenspitzmäuse, Rüsselratten) oder Urwald, Dickicht und dicht bewachsene Flussufer (Rüsselhündchen). Die Tiere leben als Einzelgänger oder in Paaren, einige Elefantenspitzmauspopulationen leben auch in kleinen Populationen. Die Tiere leben in festen Territorien, die regelmässig gewechselt werden und schlafen und ruhen in selbstgegrabenen Bauen, Erdbaue fremder Tiere, Termitenbauten oder Laubnestern (Rüsselhündchen) am Boden.
Zur Fortbewegung laufen die Tiere entweder auf allen vieren oder hüpfen känguruhartig.

Als Nahrung gibt Puschmann Insekten, Spinnentiere und andere Wirbellose an, dazu Kleinsäuger, Vögel, Eier und auch Früchte und Sämereien. Kleinere Arten sollen hauptsächlich Ameisen, gelegentlich auch Termiten fressen, grosse Arten (Rüsselhündchen) dagegen meist Käfer.

Fortpflanzung
Zucht ganzjährig, 2-3 Zitzenpaare.

Kurzohr-Rüsselspringer
56-61 Tage Tragzeit, Geburtsgewicht 6-8 g, 1-2 behaarte und sehtüchtige Junge. Deckung der Weibchen nach Geburt (post-partum oestrus) kann bei den Weibchen schon 24 Stunden oder in manchen Fällen auch 7-20 Tage nach der Geburt stattfinden.


Bekannte Höchstalter in menschlicher Obhut
Kurzohr-Rüsselspringer: fast 8 Jahre (Zoo Wuppertal)
Buschfeld-Elefantenspitzmaus (E. intufi alexandri): 9,25 Jahre
Nordafrikanische Elefantenspitzmaus: 7,25 Jahre
Rüsselratte: 1,5 Jahre
Goldsteiss-Rüsselhündchen: vermutlich 11 Jahre (Zoo Frankfurt/Main)

Quelle
Puschmann, W. (2004): Zootierhaltung. Tiere in menschlicher Obhut. Säugetiere. Wissenschaftlicher Verlag Harri Deutsch, Frankfurt am Main.
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BeitragVerfasst am: 10.06.2009 23:50    Titel: Re: Kurzohr Rüsselspringer Antworten mit Zitat

Kurzohrrüsselspringer im Tierpark Bern:
http://www.degupedia.de/forum/viewtopic.php?t=871

Im Übrigen auch in der Wilhelma (Stuttgart) und im Zoo Basel gibt es welche.
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