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Alarmrufe
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davX
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
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BeitragVerfasst am: 28.05.2007 01:58    Titel: Alarmrufe Antworten mit Zitat

Alarmrufe sind unter den Nagetieren weit verbreitet. Allerdings verwenden nicht alle Nagetierarten Alarmrufe.

Was sind Alarmrufe?
Als Alarmrufe (alarm calling) gelten (normalerweise laute) Geräusche, welche von den Tieren erzeugt werden, wenn ein Feind erkannt wird (Sheley und Blumstein 2004). Keine Alarmrufe sind dagegen Angstschreie oder "Verteidigungsgeräusche" (Z.B. Zähneklappern).


Wozu sind Alarmrufe gut?
Diese Frage ist durchaus berechtigt, denn Alarmrufe erhöhen das Risiko, dass ein Beutetier von einem Feind geortet werden kann und es sich daher selber in Gefahr bringt. Doch werden einerseits Alarmrufe nicht in jeder bedrohlichen Situation ausgestossen, andererseits sind Alarmrufe auch ein Kommunikationsmittel, mit dem die Beutetiere mit ihrem Feind kommunizieren können. Da die Beutegreifer meist nur dann erfolgreich jagen können, wenn sie ihre Beutetiere überraschen können, so kann das Beutetier mit einem Alarmruf dem Feind einerseits klar machen, dass er entdeckt wurde, andererseits werden mit dem Ruf auch Artgenossen gewarnt. Der Alarmruf kann dem Beutetier und seinen Artgenossen also klare Vorteile verschaffen. Allerdings ist für einen Alarmruf wichtig, dass ein Feind visuell entdeckt werden kann. Da dies bei Tag am besten geht, wäre es verständlich, dass man Alarmrufe vor allem bei tagaktiven Tieren antreffen würde. Doch es gibt durchaus auch nachtaktive Tierarten, die Alarmrufe verwenden (z.B. Chinchillas).


Alarmrufarten
Sicher sehr weit verbreitet in der Nagetierwelt sind laute, hohe und schrille, oft sehr kurze Alarmschreie. Neben Alarmschreie gibt es aber bei einigen Arten auch noch ein Fusstrommeln. Die Tiere stampfen mit den Füssen auf den Boden und erzeugen so ein hörbares Geräusch. Daly & Daly (1975) erwähnen, dass dies bei mehreren Rennmausarten in Fachliteratur als Alarmsignal beschrieben wurde, um die Kolonie zu warnen. Obwohl dieses Verhalten auch bei der Fetten Sandratte beobachtet wurde, konnten Daly & Daly aber keine unmittelbare Reaktion von Artgenossen beobachten.


Evolution der Alarmrufe
Shelley und Blumstein (2004) haben in ihrem Artikel versucht herauszufinden, wie sich die Alarmrufe entwickelt haben und in welchem Zusammenhang sie mit Tag/Nachtaktivität und Sozialverhalten der Tiere stehen. Dabei konnten sie feststellen, dass Korellationen doch komplizierter sind. Spezies, welche tagaktive Vorfahren haben, welche Alarmrufe verwendeten, behielten oftmals diese Alarmrufe bei, obwohl sie sich an eine nächtliche Lebensweise anpassten. Ansonsten konnten sie signifikante Korellationen zwischen Tagaktivität und Alarmrufe, soziale Lebensweise und Alarmrufe und Tagaktivität und soziale Lebensweise finden.

In einer Grafik haben sie ausserdem ein umfangreiches "Kladogramm" dargestellt, das schön darstellt, bei welchen Arten Alarmrufe bekannt sind. Auffällig dabei ist, dass die meisten Hörnchen und viele der Hystricognatha über Alarmrufe verfügen. Bei den Myomorpha dagegen findet man nur vereinzelt Markierungen, welche Spezies mit Alarmrufe darstellen.
Ob Zufall oder nicht, aber auf mich macht das den Eindruck, dass die Ausnahmen Grossteils bei den Myomorpha und teils auch bei den Hystricognahta zu finden ist. Bei den Hörnchen dagegen scheinen fast alle Alarmrufe zu verwenden.


Alarmrufe, mehr als nur ein trivialer Warnschrei?
Dass Alarmrufe nicht so trivial sein müssen, wie wir vielleicht denken, zeigt ein Beispiel, welches Grandin & Johnson (2006) in ihrem Buch verwenden. Sie erwähnen eine Studie über Gunnison's Präriehunde von C.N. Slobodchikoff (2002). Das Spezielle an der Studie ist, dass er herausfinden konnte, dass die Präriehunde mittels ihrer Warnlaute komplexe Informationen übermitteln können. So fand er heraus, dass sie über Substantive (Wer greift an? Mensch, Habicht, Kojote,...), Verben (wie schnell sich dieser bewegt: rennen, schleichen,...), Adjektive (bei Menschen: ist er bewaffnet? Grösse, Figur, Farbe der Kleidung,...). Das erstaunliche war, als Slobodchikoff die Präriehunde mit Sperrholzsilhouetten von Skunk, Kojote und einem schwaren Oval konfrontierte, so erfanden die Tiere für diese neuen Objekte "neue Wörter", bzw. bei den alt bekannten Formen setzten sie sie aus alt bekannten Wörtern zusammen.
Grandins Erklärung, weshalb gerade bei Präriehunden eine solche komplexe Kommunikation gefunden werden konnte, ist, dass diese Tiere besonders vielen Feinden ausgesetzt sind, dass für sie eine solch komplexe Lautsprache überlebenswichtig geworden ist.


Literatur:

Daly, M. Daly, S. (1975): Behavior of Psammomys obesus (Rodentia: Gerbillinae) in the Algerian Sahara. Zeitschrift für Tierpsychologie 37: 298-321.

Grandin, T. Johnson, C. (2006): Ich sehe die Welt wie ein frohes Tier. Eine Autistin entdeckt die Sprache der Tiere. Ullstein Verlag, Berlin.

Slobodchikoff, C.N. (2002): Cognition and Communication in Prairie Dogs. In: Beckoff, M. Allen, C. Burghardt, G.M. (Hrsg.). The Cognitive Annual: Empirical and Theoretical Perspectives on Animal Cognition. Cambridge: 257-264 [nicht gesehen, zitiert in Grandin 2006].

Shelley, E.L. Blumstein, D.T (2004): The evolution of vocal alarm communication in rodents. Behavioral Ecology 16: 169-177.
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Octodon
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BeitragVerfasst am: 28.05.2007 08:55    Titel: Re: Alarmrufe Antworten mit Zitat

Auch die Alarmrufe von Degus sind sehr komplex. Des weiteren scheint es bei den meisten Degus eine Art Gruppen- oder Familiendialekt zu geben.

Ganz grob differenzieren kann man zwischen lauten und leisen Warnrufe. Die leisen sind damit mindestens so effektiv wie die lauten, warnen aber in erster Linie nur die Gruppenmitglieder, nicht den Rest des "großen Rudels" (als "großes Rudel" bezeichne ich alle Degus, die mit im Zimmer stehen).

Auch die Tonfolge der Rufe ist unterschiedlich. Manchmal ist es ein lautes Stakkato, manchmal aber auch wieder nur ein bis zwei laute Schreie, um alle davon zu fegen. Das Interessante dabei ist, wo wir schon mal beim Thema sind, dass viele Tiere nicht nach unten flüchten (Häuschen, Heu, Röhren usw.), sondern nach oben. Sie stieben oft allesamt auf ein hoch gelegenes Brett. Und wie gesagt, nicht nur ein Tier, sondern alle. Ich bin da noch nicht ganz hintergestiegen, wo genau die Unterschiede sind, denn die Laute und das darauffolgende Verhalten sind sehr unterschiedlich.
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davX
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
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BeitragVerfasst am: 28.05.2007 20:30    Titel: Re: Alarmrufe Antworten mit Zitat

Das glaube ich gerne. Ich habe mir ehrlich gesagt bisher noch nie so bewusst darüber Gedanken gemacht, aber mir ist auch aufgefallen, dass Degus verschiedene Alarmrufe haben, die in Intensität und auch im Charakter (einsilbige, mehrsilbige) sich unterscheiden (das ist jedenfalls das, was ich bei meinen Degus feststellen konnte).

Zitat:

Des weiteren scheint es bei den meisten Degus eine Art Gruppen- oder Familiendialekt zu geben.

Genau das wird in Grandin auch angesprochen, ich hatte es aber unterschlagen Wink (naja, ich beschränkte mich halt auf ein paar wichtige Dinge aus dem Buch). Bei den Präriehunden müssen die Alarmrufe erst erlernt werden und sie variieren zwischen Familienverbänden.

Übrigens hatte ich letzthin auch eine Andeutung in Fachliteratur gelesen, welche die Möglichkeit erwähnte, dass die Alarmrufe der Degus eine komplexere Kommunikation beinhalten. Allerdings war mir das damals irgendwie keine Notiz wert, mir fehlte damals wohl die Zeit. Naja und zu allem Leid konnte ich auch noch die Originalquelle nicht ausfindig machen, welche dort zitiert wurde.
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Octodon
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BeitragVerfasst am: 28.05.2007 20:38    Titel: Re: Alarmrufe Antworten mit Zitat

davX hat Folgendes geschrieben:

Genau das wird in Grandin auch angesprochen, ich hatte es aber unterschlagen Wink (naja, ich beschränkte mich halt auf ein paar wichtige Dinge aus dem Buch).


Ich lese das Buch gerade und werde dann wahrscheinlich auch bald an die Stelle kommen, an der sie das beschreibt. Das Buch gefällt mir übrigens sehr gut. Vom Schreibstil her könnte es von Christina sein.
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davX
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
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BeitragVerfasst am: 28.05.2007 21:00    Titel: Re: Alarmrufe Antworten mit Zitat

Toll *strahl*
Zur Zeit lesen gerade verschiedene Leute dieses Buch. Ich hoffe, dass sich daraus weitere interessante Diskussionen ergeben. Vom Stoff her finde ich hat es doch einiges zu bieten Wink.

Zitat:

Vom Schreibstil her könnte es von Christina sein.

Very Happy stimmt, das trifft es ziemlich gut.
Aber trotzdem hab ich das Gefühl, dass man bei Grandin bemerkt, dass sie sich sehr intensiv mit der Wahrnehmung der Tiere beschäftigt hat und sich das in ihrem Text und dessen Feinfühligkeit auch deutlich wiederspiegelt... Christina hat dagegen andere Schwerpunkte und Qualitäten, wegen denen ich sie sehr schätze Wink.

Übrigens, die Buchstelle befindet sich in Kapitel 6, um die Seite 303 in der deutschen Lizenzgabe (das weiss ich per Zufall noch von gestern).
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Octodon
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BeitragVerfasst am: 28.05.2007 21:04    Titel: Re: Alarmrufe Antworten mit Zitat

davX hat Folgendes geschrieben:

Aber trotzdem hab ich das Gefühl, dass man bei Grandin bemerkt, dass sie sich sehr intensiv mit der Wahrnehmung der Tiere beschäftigt hat und sich das in ihrem Text und dessen Feinfühligkeit auch deutlich wiederspiegelt...


Dem muß ich leider recht energisch widersprechen, aber Du kannst es nicht wissen, weil Christina virtuell ihre Schwerpunkte tatsächlich anders darlegt. Tatsächlich ist es aber so, dass Christina ebenfalls über eine außerordentliche, in Grandins Richtung gehende Beobachtungs- und Wahrnehmungsgabe bei ihren Tieren verfügt. Sie hat mich da schon des öfteren mit Hinweisen und Tips verblüfft, auf die ich im Leben nie gekommen wäre. Von daher....

Aber wie gesagt, in erster Linie gings mir um den Schreibstil, der mich wirklich sehr an unseren lieben Forenkobold erinnert. Smile
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davX
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
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BeitragVerfasst am: 28.05.2007 21:45    Titel: Re: Alarmrufe Antworten mit Zitat

Ok, das kann sein. Das kann ich in der Tat nicht beurteilen, zumal man Forenbeiträge und ein Buch diesbezüglich nicht miteinander vergleichen kann. Für mich ist Christina ein direkter Mensch, der seine Meinung offen zu den Missständen beispielsweise in der Ernährungs- oder Tierfütterungsindustrie sagt, jemand der mitdenkt und kritische Fragen stellt. Aber da sehe ich wohl auch nur ein Bild von ihr. Bei Grandin sind es u.a. ihr Interesse für Neurobiologie, zu den Sinnesleistungen von Tieren, welche sie akribisch zusammengetragen hat, welche mich so beeindruckt haben.
Aber wie gesagt, ich sehe da nur einen Teil.
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davX
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
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BeitragVerfasst am: 16.06.2007 00:59    Titel: Re: Alarmrufe Antworten mit Zitat

Wie ich bereits schon versprochen hatte, hier die erwähnte Zitierung über Degus und Alarmrufe:

Zitat:

Both anecdotal and systematic data support degus use predator-specific alarm calls to warn conspecifics against aerial and terrestrial predators (Fulk 1976; Yáñez 1976; Cecchi et al. 2003), suggesting degu foragers share information when they detect these predators.

Quelle: Ebensperger, L.A. Hurtado, M.J. Ramos-Jiliberto, R. (2006): Virgilance and collective detection of predators in degus (Octodon degus). Ethology 112: 879-887.


Grob übersetzt:
Sowohl annektotische als auch systematische Daten erwähnen, dass Degus prädatorspezifische Alarmrufe verwenden um Artgenossen vor aerialen und terrestrialen Räubern zu warnen. Dies legt die Vermutung nahe, dass Futter suchende Degus Informationen austauschen, wenn sie diese Räuber entdecken.
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Murx Pickwick
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Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 16.06.2007 11:32    Titel: Re: Alarmrufe Antworten mit Zitat

Grandin ist Asperger, ich bin Asperger - alle Asperger benutzen einen ähnlichen Schreibstil, alle Asperger sind dazu fähig, genau und vorurteilsfrei zu beobachten, sich große Mengen Daten zu speichern und diese durch Querdenken auf ungewöhnliche Art zu verbinden. Dabei bleiben die Schlußfolgerungen absolut kausal und logisch ... es ist nur abhängig von der Informationslage, auf welchen Schluß ein Asperger kommt.

Dazu kommt, daß Asperger sich gewöhnlicherweise stark spezialisieren. Ihnen fällt es leicht, Dinge in ihrem Interessenkreis zu behalten, das sitzt einfach fest, egal, ob wir das wollen oder nicht - aber wehe, wir müssen was lernen, wo wir kein Interesse haben ... es geht nicht, dazu reicht einfach die Konzentration und die Aufmerksamkeit nicht aus. Das ist einfach viel extremer ausgebildet wie bei den meisten Menschen.

Da Grandin und ich uns für das Gleiche interessieren, kommen wir beide zu den gleichen Schlüssen - Grandin hat für mich nix neues geschrieben ... sie kommt nur eher wie ich an die Primär- und Sekundärliteratur heran, die ihr die Sicherheit gibt, daß es wichtig ist, es weiterzuverbreiten und daß das Wissen auch richtig beobachtet ist - womit wir wieder bei einer Aspergereigenschaft sind: Asperger sind weniger wie andere Menschen in der Lage, zu lügen, sie belügen weder sich selbst noch andere. Uns wird das leider oft als Selbstzerfleischung oder ähnliches ausgelegt - dabei sind das einfach nur beobachtete Fakten, die genauso verwertet werden, wie alle anderen Fakten, Infos und Daten, die wir reinbekommen, da gibt es keinen Unterschied.
Außerdem gibt es die Eigenschaft des Richtig stellen müssens - wir sagen, wenn ein Widerspruch auftaucht, meist in der Es-ist-so-Form. Das bringt uns dann schnell das Vorurteil des Besserwissers ein - dabei ist das doch nur Diskussionsgrundlage, es muß solange drüber gesprochen werden, bis der Widerspruch gelöst ist.

Egal, wo das Wissensgebiet liegt - die meisten Asperger leben intuitiv nach dem Motto leben und leben lassen - sie wollen nix von andern Menschen, wollen aber dafür auch in Ruh gelassen werden. Daß wir manchmal Hilfe brauchen, muß genauso mühsam erlernt werden wie nonverbale Sprache, Ausdrücken von Gefühlen, die Kommunikation mit andern Menschen und die Klassifizierung von Begriffen. Es ist für mich merklich leichter, mit Aspergern zu reden, wie mit anderen Menschen, einfach, weil die das Wort so nehmen, wie es von seiner Bedeutung ist. Wenn ein Asperger sagt, nachts werden die Bürgersteige hochgeklappt, meint er das meist im wahrsten Sinne des Wortes so - es kommt also nicht zu mißverständnissen, weil nix reininterpretiert wird.
Daß unter nachts werden die Bürgersteige hochgeklappt etwas anderes gemeint sein könnte, wie, daß nachts eben die Bürgersteige hochgeklappt werden, müssen wir erst mühsam lernen - auf die Idee kommen wir nicht mal!
(Ich bin extra nachts mit einer Gruppe durch Düsseldorf gestrolcht, weil ich sehen wollte, wie die Bürgersteige hochgeklappt werden ... nur irgendwie wurdenn die nicht hochgeklappt ... )

Die uns eigenen Gedankensprünge haben wir alle ... wir können schnell umschalten, brauchen uns untereinander nicht versichern, daß der andere verstanden hat, was man gerade sagte, er würde eh richtig stellen, wenn er es nicht verstanden hat und wir können extrem schnell in anderen Themenbereichen denken - das gleicht aus, daß wir nicht wirklich parallel denken können.
Insgesamt sind die Asperger ein sich sehr ähnlich denkender Personenkreis ... gibt nur noch die Unterscheidung zwischen den hauptsächlich in Bildern denkenden Aspergern und den hauptsächlich in Buchstaben und Formeln denkenden Aspergern. Ich gehöre zum zweiten Typ, Grandin sagt von sich, sie gehört zum ersten Typ.
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davX
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
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BeitragVerfasst am: 20.06.2007 18:44    Titel: Re: Alarmrufe Antworten mit Zitat

Das ist wieder mal hoch interessant, was du da schreibst.
Was ich mich schon öfters gefragt habe, weshalb mir Asperger so sympatisch sind. Ich hab den Eindruck, das seien hoch interessante Leute, von denen man viel lernen kann oder aber sie geben zumindest neue Denkanstösse.

Was aber das Interesse angeht, da tue ich mich ehrlich gesagt auch sehr schwer, wenn mich etwas nicht interessiert. Sobald ich aber irgendwie herausgefunden habe, dass es nicht so schwierig und vielleicht doch noch interessant ist, dann kann es mich schon packen, aber ich habe immer so meine liebe Mühe, bis ich mich in eine bestimmte Materie oder Aufgabe einarbeite.
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Octodon
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BeitragVerfasst am: 20.06.2007 20:46    Titel: Re: Alarmrufe Antworten mit Zitat

[ironie] Ich bin zwar kein Asperger, aber ich freu mich um so mehr, dass ich auch als relativ unbedeutender unsympathischer Universalmisanthrop an Eurem elitären Kreise beteiligt sein darf und Euch auf diesem Weg den ein oder anderen neuen Denkanstoß an den äh vor dem äh ... Kopf stoßen.-... äh beitragen kann... Danke, wirklich vielen Dank dafür! Very Happy[/ironie]
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Murx Pickwick
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Anmeldungsdatum: 23.07.2005
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BeitragVerfasst am: 20.06.2007 21:32    Titel: Re: Alarmrufe Antworten mit Zitat

*strahl* Knuddeln Twisted Evil Laughing
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
Wohnort: Schweiz

BeitragVerfasst am: 21.06.2007 12:57    Titel: Re: Alarmrufe Antworten mit Zitat

Naja, wenn ihr euch über Gesundheitsthemen unterhaltet, so hab ich meist auch wenig beizutragen. Ich denke, dass doch gerade auch das toll ist, dass man sich über Themen unterhalten kann, die nicht unbedingt "massenkompatibel" sein müssen.
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Tina01
Freak


Anmeldungsdatum: 07.03.2007
Beiträge: 329
Wohnort: Schweiz

BeitragVerfasst am: 28.06.2007 12:10    Titel: Re: Alarmrufe Antworten mit Zitat

Murx, ich möchte Dir für Deine offenen Worte danken.

Nun kann ich Deine stets sehr direkte Ausdrucksweise besser verstehen. Ich gebe zu, dass sie mich schon mehr als einmal etwas irritiert hat, weil ich persönlich eher ein Mensch der höflichen Floskeln bin und vor allem bis vor wenigen Minuten nichts vom Asperger Syndrom wusste.

Eure Ausführungen über die Alarmrufe las ich übrigens mit grossem Interesse.
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Liebe Grüsse
Simone

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Claudia M
Nager-Erforscher


Anmeldungsdatum: 16.09.2007
Beiträge: 29
Wohnort: München

BeitragVerfasst am: 26.09.2007 19:12    Titel: Antworten mit Zitat

Huhu,

nochmal zurück zum Ausgangsthema Alarmrufe.

Wer Lust hat, der kann sie gerne mit denen von Chinchillas vergleichen.

Alarmrufe beim Chinchilla (direkt zum Anhören)

Würde mich übrigens interessieren! Sind da für das menschliche Ohr wahrnehmbare Unterschiede zwischen Degu und Chinchilla? Könnt ihr sie beschreiben? Das wäre toll!
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