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Scheinschwangerschaften durch Streicheln?

 
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pauli
Fellnase


Anmeldungsdatum: 20.09.2018
Beiträge: 2

BeitragVerfasst am: 20.09.2018 21:45    Titel: Scheinschwangerschaften durch Streicheln? Antworten mit Zitat

Hallo zusammen,

ich bin neu hier und bin auf etwas gestoßen wozu ich gerne eure Meinung wüsste.
Die Kastration von weiblichen Kaninchen ist ja so gut wie in allen Foren ein Streitthema. Vor allem auf Homepages von Tierarztpraxen wir meist zu einer prophylaktischen Kastration geraten (so auch hier: http://tierarztpraxis-homburg.de/?page_id=204).

Was mich hier allerdings irritiert hat: Die Aussage, dass scheinbar durch jedes Streicheln beim intakten Weibchen ein Eisprung ausgelöst wird, was daraufhin Gebärmutterveränderungen nach sich ziehen kann. Mir war schon bewusst, dass auch das Berammeln durch einen kastrierten Rammler ausreicht, um einen Eisprung auszulösen. Ich hab auch schon davon gehört, dass intensives Streicheln dieselbe Wirkung haben kann. Doch ist es wirklich so extrem, wie auf der Homepage dargestellt? Danach müsste ja aus jeder Streicheleinheit eine Scheinträchtigkeit entstehen Embarassed.

Sollte man unkastrierte Weibchen nun tatsächlich besser gar nicht mehr am Rücken streicheln oder ist diese Darstellung stark überzogen?

Ich bin gespannt auf eure Meinungen Smile
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Murx Pickwick
Quoten-Kobold


Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 21.09.2018 09:07    Titel: Re: Scheinschwangerschaften durch Streicheln? Antworten mit Zitat

Ich hab selbst lange Zeit Kaninchen gehalten und nicht gerade wenige ... keines der Kaninchen wurde durch intensives Streicheln scheinschwanger - auch nicht die Kaninchen, die über ein Jahr lang nicht gedeckt wurden.

Streicheln mag begünstigend auf Scheinschwangerschaften wirken, genau wie Kastraten, welche aufsteigen.
Wenn Kaninchen ab und an Junge haben dürfen, treten Scheinschwangerschaften nur selten auf - müssen sie ihr Leben lang im Zölibat leben, bekommt ein kleiner Teil der Kaninchen Scheinschwangerschaften, aber nicht alle Kaninchendamen.

Tierärzte verwechseln oft Hitzigkeit mit Scheinschwangerschaft, vermutlich weil Elemente des Nestbaues wie extremes Buddeln von Röhren, Herumtragen von weichem Material aller Art, teilweise sogar Rupfen von Bauchfell auftreten kann. Allerdings sind diese Verhaltensweisen nicht zielgerichtet und aus dem Kontext gerissen, ähnllich wie beim Spielen auch verschiedenste Verhaltenselemente aus ihrem Kontext herausgerissen auftreten können. Hitzigkeit ist stets verbunden mit einem eher aggressiven Verhalten gegenüber Artgenossen, auch gegenüber den Herren der Schöpfung. Die meisten Häsinnen haben während der Hitzigkeit verfärbte und geschwollene Schamlippen.
Hitzigkeit findet sich selbst bei Wildkaninchen, die ganz normal selbstbestimmt rammeln dürfen, wie sie Lust und Laune haben, es ist nicht verbunden mit erhöhter Wahrscheinlichkeit zu Gebärmuttererkrankungen. Gerade ranghohe Häsinnen zeigen durch Hitzigkeit die Bereitschaft zur Kopulation an. Sie tritt unabhängig davon auf, ob Kaninchen berammelt oder gestreichelt werden, ist aber abhängig vom Rang der Häsin und ob sie ein Revier erobert hat oder nicht. Weitere äußere Faktoren, wie Lichtdauer und Wärme kommen hinzu. Randkaninchen ohne Revier werden nicht hitzig. Hitzigkeit ist also nix Schlimmes, sondern für Kaninchen genauso normal, wie für uns Menschen die Regel. Und genau wie bei uns Menschen die Regel kann die Hitzigkeit bei den Häsinnen recht individuell ablaufen, bei der einen Häsin sieht man nix, die nächste baut überall an den unmöglichsten Stellen Nester und trägt diverses weiche Material durch die Gegend, die dritte ist hochaggressiv gegenüber Artgenossen oder rammelt alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist ...
Hitzigkeit läuft unter den üblichen Gefangenschaftsbedingungen offenbar stärker ab, wie unter naturnahen oder natürlichen Bedingungen. Es ist aber auch möglich, daß Hitzigkeit unter Wohnungsbedingungen beispielsweise einfach nur mehr auffällt, weil die Halter ständig mit ihren Kaninchen zusammen sind.

Scheinschwangerschaft geht einher mit möglichst heimlichen, intensiven Nestbau, Anschwellen der Zitzen etc. Der Ablauf, wann wie wo gegraben und Nestmaterial eingetragen wird, ist mit dem echten Nestbau identisch, die Reihenfolge stimmt exakt mit echtem Satzröhrenbau überein. Es wird also nicht wie bei Hitzigkeit irgendwelche weichen Materialien durch die Gegend getragen, sondern erst ein paar Tage vor der "Geburt", bis dahin ist die "Satzröhre" und eventuelle Scheinsatzröhren vollständig fertiggebaut. Die "Satzröhren" werden verschlossen und mit den Kinndrüsen markiert. Selten werden auch Ersatzobjekte in die Satzröhren getragen, die dann "gesäugt" werden, ähnlich wie es bei Hunden und Katzen auch vorkommt. Scheinschwangerschaft wurde bislang nur in Gefangenschaft beobachtet und nicht bei wildlebenden Kaninchen. Selbst, wenn keine Satzröhren gebaut werden können, läßt sich eine Scheinschwangerschaft nicht von einer echten Schwangerschaft einer Häsin, die keine Grabmöglichkeiten hat, unterscheiden. Scheinschwangerschaften bei Kaninchen sind äußerst selten.
Scheinschwangerschaft kann ein Hinweis auf Gebärmuttererkrankungen sein, ist dann aber die Folge der Gebärmuttererkrankung, nicht die Ursache. Eine weitere Ursache kann ein Deckakt ohne Befruchtung sein, ich möchte dabei nicht ausschließen, daß auch intensives Streicheln des Rückens zu einem Eisprung führen kann - und da hierbei nunmal keine Befruchtung stattfinden kann, die Häsin dadurch scheinschwanger werden kann.
Das dürfte jedoch eher selten passieren ... sonst wären Scheinschwangerschaften bei Wohnungshäsinnen deutlich häufiger, wie sie es nunmal sind.

http://www.hauskaninchen.com/Seiten/Verhalten/Hitzig%20oder%20Scheinschwanger.html
_________________
Marx ist die Theorie
Murx ist die Praxis!

Ich habe es endlich amtlich (Mitgliedsausweis der Piratenpartei):
"Der Besitzer dieses Dokumentes ist berechtigt, sich seines Verstandes zu bedienen, Informationen zu produzieren, replizieren und konsumieren, sich frei und ohne Kontrolle zu entfalten in Privatsphäre und Öffentlichkeit.

Behinderung dieser Rechte wird geahndet durch die Piratenpartei Deutschland"
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pauli
Fellnase


Anmeldungsdatum: 20.09.2018
Beiträge: 2

BeitragVerfasst am: 22.09.2018 18:57    Titel: Antworten mit Zitat

Vielen Dank für die Antwort, war sehr aufschlussreich!
Der Erklärung nach müsste es sich bei dem Verhalten meiner Kaninchen tatsächlich immer nur um Hitzigkeit gehandelt haben Embarassed
Das scheint dann wohl häufiger verwechselt zu werden...
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Murx Pickwick
Quoten-Kobold


Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 22.09.2018 22:04    Titel: Re: Scheinschwangerschaften durch Streicheln? Antworten mit Zitat

Was mich so verbittern läßt - wenn Tierärzte, die sich mit Tierkrankheiten auskennen sollen und heilen sollen, Hitzigkeit und Scheinschwangerschaft nicht voneinander unterscheiden können und oftmals nicht mal wissen, das es bei Kaninchen eine Hitzigkeit gibt, dann halte ich das noch für normal, schließlich sollen sie Kaninchen heilen und keine Kaninchenberatung abgeben ... aber im Kaninchenschutz sollte man eigentlich von ausgehen, daß diese Leute sich informieren und wissen, wie sich ein Kaninchen normalerweise und im gesunden Zustand verhält, was es natürlicherweise futtert etc - und genau hier gibts auch extrem viele Kaninchenschützer, die von Hitzigkeit noch nie was gehört haben und alles kastrieren lassen, was mal irgendwo buddelt oder Dinge durch die Gegend schleppt und lange Ohren hat. Was sich dann in den durchschnittlichen Kaninchenforen so herumtreibt, sind Kaninchenschützer und Privatleute, die sich nen Kaninchen oder auch mehrere als Hobby zugelegt haben, kurzum ausgerechnet die Leute, von denen man zwar erwartet, daß sie dem Tierschutzgesetz genüge getan haben und sich ausführlich über Verhalten und Ernährung informiert haben, die jedoch wichtige Dinge des Kaninchenverhaltens schlichtweg nicht wissen.
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davX
Team


Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
Wohnort: Schweiz

BeitragVerfasst am: 23.09.2018 11:20    Titel: Re: Scheinschwangerschaften durch Streicheln? Antworten mit Zitat

Ich bin ehrlich auch immer wieder erstaunt, was für Mythen im Bereich der Tierhaltung alles herumgeistern.
Gerade wenn jemand so eine steile These in den Raum stellt, wie dass das Streicheln bei Kaninchen einen Eisprung auslöse, dann wäre aus meiner Sicht die einzig vernünftige Reaktion, dass eine wissenschaftliche Quelle geliefert wird, welche dies belegen kann oder man verweist sowas ins Reich der Mythen und Legenden.

Zitat:

aber im Kaninchenschutz sollte man eigentlich von ausgehen, daß diese Leute sich informieren und wissen, wie sich ein Kaninchen normalerweise und im gesunden Zustand verhält, was es natürlicherweise futtert etc - und genau hier gibts auch extrem viele Kaninchenschützer, die von Hitzigkeit noch nie was gehört haben und alles kastrieren lassen, was mal irgendwo buddelt oder Dinge durch die Gegend schleppt und lange Ohren hat. Was sich dann in den durchschnittlichen Kaninchenforen so herumtreibt, sind Kaninchenschützer und Privatleute, die sich nen Kaninchen oder auch mehrere als Hobby zugelegt haben, kurzum ausgerechnet die Leute, von denen man zwar erwartet, daß sie dem Tierschutzgesetz genüge getan haben und sich ausführlich über Verhalten und Ernährung informiert haben, die jedoch wichtige Dinge des Kaninchenverhaltens schlichtweg nicht wissen.

Die Probleme liegen hier jedoch tiefer, dass diese Leute nicht bereit sind, sich mit dem Kaninchen als Tier intensiv zu befassen, wie es in der Natur lebt und wie es sich eigentlich artgerecht verhalten würde. Das fängt schon damit an, dass viele Kaninchen-"schützer" sich dem Thema artgerechte Kaninchenhaltung verwehren, oftmals ist die Wiese und die Feldhecke, der natürliche Lebensraum der Kaninchen, das Böse an sich, da lauern Parasiten, gefährliche Giftpflanzen und was weiss ich. Es muss dann eine "sterile" Innenhaltung sein, womöglich noch mit Kunststoffgegenstände für das Envirnomental Enrichment und statt mit dem natürlichen Verhalten gesunder Kaninchen sich zu beschäftigen, wälzt man lieber dicke Schinken Veterinärmedizin und informiert sich über alle mögliche Krankheiten, Behandlungsmöglichkeiten und allen möglichen Medikamenten und Substanzen, die man so braucht, um das "kaputte" Kaninchen wieder zu "reparieren" sprich aufpäppeln. Und so wird dann lieber seitenlang diskutiert über Zahnerkrankungen und Schickssalschläge, Heimapotheke, was alles an Medikamenten man zuhause stehen haben müsse, Zwangsernährung usw. anstatt was das Kaninchen wirklich braucht, um gesund zu sein und zu bleiben.
Heutzutage findet vermutlich vieles davon in sozialen Netzwerken und Messengern statt, zumal die Foren generell stark durch Facebook, Google, Twitter und Co. an Aktivitäten eingebüsst haben.
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