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Verdauliche Faser

 
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davX
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
Wohnort: Schweiz

BeitragVerfasst am: 04.05.2015 02:24    Titel: Verdauliche Faser Antworten mit Zitat

Huhu,

ich glaube wir hatten das Thema auch schon. Ich hatte mich zwar schon intensiver damit beschäftigt, aber ich glaube so wirklich intensiv hatten wir das Thema hier nicht behandelt.

Bei der Suche bin ich auf einen interessanten Artikel gestossen

Thierry Gidenne, François Lebas (2002): Role of dietary fibre in rabbit nutrition and in digestive troubles prevention.2d Rabbit Congress of the Americas, Habana City Cuba, June 19-22, 2002. 13 pp.
http://cuniculture.info/Docs/Documentation/Publi-Lebas/2000-2009/2002-Gidenne-Lebas-Cuba-ABWRSA.pdf
Die Autoren gehen darauf ein, dass die Faser in unverdauliche (lignocellulose) und verdauliche (hemicellulose, pectin) unterteitl wird.

Zum Problem mit dem Messen von verdaulicher Faser:
Zitat:

“Put simply, it’s not just digestible fibre that’s important, as there are also other, less well known, feed components called pectins that can have further beneficial effects,” he explains. “And from what we know, it appears that these pectins may be another reason why digestible fibre-based feeds often give different responses when fed to livestock.”

The fraction used to estimate rumen digestible fibre in a feed is known as neutral detergent fibre (NDF, a figure often quoted in the literature). Unfortunately, this doesn’t measure the very useful and beneficial pectin content of the feed.

Quelle: http://www.tridentfeeds.co.uk/news-events/news/digestible-fibre-not-the-whole-story/

Die erweiterte Weender-Analyse oder Weender-van-Soest-Methode ist also bei den Fasern zwar besser als die klassische Weender-Analyse, aber auch nicht perfekt.
Das Problem, verdauliche Fasern werden oft mit NDF gleichgesetzt, diese umfassen aber keine Pektine, welche ebenfalls zu den verdaulichen Fasern gehören.
Wenn man das mit den Grafiken von Gidenne & Lebas (oben zitiert) vergleicht, dann merkt man dass das stimmt, jedoch NDF umfasst alle Fasern (auch die unverdaulichen) ausser Pektine und Co. Durch das wegrechnen der unverdaulichen Fasern (sprich ADF) bekommt man dann die verdaulichen Hemicellulosen. Enthält ein Nahrungsmittel viel Pectin, so muss dies berücksichtigt werden, da eben dieses dann bei der errechneten Differenz aus NDF und ADF nicht enthalten ist. Man kann dazu die wasserunlöslichen Pektine (im englischen Sprachgebrauch WIP, water insoluble pectins) dazu zählen.
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davX
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
Wohnort: Schweiz

BeitragVerfasst am: 05.05.2015 22:26    Titel: Re: Verdauliche Faser Antworten mit Zitat

Eine kurze Zusammenfassung zum Kontext und aktuellen Wissensstand:

Die verdauliche Faser ist in den Kontext der Faserfraktionen einzuordnen. Van Soest entwickelte in den 1970er Jahre eine Erweiterung zur Weender-Analyse, welche bei den Defiziten der Bestimmung von Kohlenhydrate und Rohfasern bei der Weender-Analyse ansetzte. Sie ermöglichte es insbesondere die verschiedenen Faserfraktionen wie Lignin, Hemicellulosen und Zellulose voneinander zu unterscheiden und somit Verdaulichkeit und Zusammensetzung der Fasern genauer zu bestimmen. In Kombination zu weiteren Analysemethoden zur Stärke und Zuckerbestimmung lassen sich auch die Kohlenhydrate im Vergleich zur reinen Weender-Analyse deutlich genauer bestimmen.

In Frankreich inspirierten die neuen Möglichkeiten der erweiterten Weender-Analyse die Forschung und schon vor Jahren machte ein kleiner Artikel mit dem Titel "Frankreich füttert Faserfraktionen" für Schlagzeilen. Unter anderem sind an dieser Forschung zu den verschiedenen Faserfraktionen auch die Forscher Gidenne und Lebas beteiligt und es wurde im Verlaufe dieser Forschung auch einiges Interessantes herausgefunden. Die deutschen Kollegen dagegen hatten es nicht so mit den Faserfraktionen und konzentrierten ihre Forschung lieber auf andere Themen.

Von Gidenne und Lebas gibt es unter anderem für die Kaninchenernährung Empfehlungen zu Minimal- oder Maximalgehalt der einzelnen Faserfraktionen in einer guten Kaninchennahrung. Gidenne und Lebas (2002) empfehlen unter anderem zur Vermeidung von Verdauungsproblemen bei zu mästenden Kaninchen nach der Entwöhnung >190g Lignocellulose (ADF), >55g Lignin (ADL), >130g Cellulose (ADF-ADL), >120g Hemicellulose (NDF-ADF) und <140g Stärke pro Kg Futter.

Aufschlussreich finde ich auch den Abschnitt über die Weenderanalyse und die Bedeutung der einzelnen Bestandteile, die unter dem Begriff Rohfaser dort zusammengefasst werden:
Zitat:

The Weende method (Henneberg and Stohmann, 1859) must be reminds because it is quick, simple, lowcost, and frequently used all over the world. This technique extracts a fibre residue "the crude fibre" (after an acid followed by a basic hydrolysis) that corresponds partly to a mixture of cellulose, lignins, cutin, suberin. The main limitations of this method are that crude fibre is a too global criteria. The Weende residue contains various amount of several fibre classes (depending of the raw material analysed) : 30 to 100% of cellulose, 14 to 20% of pentosans, 16 to 90% of lignin (e.g. 30% for a wheat straw). Thus it is not a sufficiently precise criteria for fibre recommendations in rabbit.

Quelle: Gidenne & Lebas 2002


Wir hätten da also:
Cellulose
Lignin (Holzstoff)
Cutin (ein Wachs der Pflanzenzellwand)
Suberin (wachsartige Substanz der Zellwand, Korkbestandteil)

Interessant, aber keineswegs überraschend ist, dass in der Arbeit von Gidenne und Perez (2000) die Autoren darauf hinweisen, dass man in der Kaninchennahrung Stärke durch gleiche Teile Hemicellulosen und Pektine (=verdauliche Faser! Wink ) ersetzt, dass die Verdaulichkeit und die Energieaufnahme sich dadurch kaum ändert. Mit anderen Worten verdauliche Fasern sind für Kaninchen also eine energiereiche Nahrungsquelle. Ähnliche Studien wurden auch bei Menschen und anderen Tieren durchgeführt und es kamen ähnliche Ergebnisse heraus... die verdauliche Faser wird allgemein ziemlich unterschätzt und als energiearme Nahrungsquelle dargestellt. Das rührt daher, dass die Energieaufnahme der für den Dünndarum schlecht verdaulichen Fasern ihre Defizite durch die Aufnahme im Dickdarm als kurzkettige Fettsäuren (SCFA/VFA) wieder wett machen und dass diese Fettsäuren als Energielieferant stark unterschätzt werden. Eine angeblich ballaststoffreiche Nahrung (die in Tat und Wahrheit aber (auch) reich an verdaulichen Fasern ist) kann daher das Abnehmen torpedieren, wenn sie als Diät eingenommen wird. Sie sättigt zwar besser als einfach verdauliche Stärke, ihr Energiegehalt wird aber stark unterschätzt, da häufig der Energiegehalt aus den kurzkettigen Fettsäuren ignoriert wird, da diese ja nicht im Dünndarm aufgenommen werden können. Aber wie diese Geschichte uns lehrt, nur weil etwas nicht im Dünndarm aufgenommen wird, heisst das noch lange nicht, dass etwas deswegen ein Ballaststoff im Sinne des Wortes ist.

edit:
So, mehr zum Thema...

Ich schrieb das vor einigen Monaten mal irgendwo zum Thema:

davX hat Folgendes geschrieben:

Ich habe dann noch weitere Recherchen angestellt, da ich mich mit dem Thema verdauliche Rohfaser beschäftigte. Es ging mir dabei auch um grundsätzliche Fragen, was genau ist verdauliche Rohfaser, wie wird sie verdaut und zu was wird sie verdaut?
[...] Bei den Fasern ist es so, die passieren den Dünndarm mehr oder weniger unangetastet, soweit eigentlich auch nichts Neues. Und sie werden im Dickdarm vergärt. Die Zellulose verdauenden Bakterien waren dabei ein Puzzlesteinchen. Was für mich wichtig war, dass es tatsächlich im Wesentlichen bei den verdaulichen Fasern um Hemizellulosen, Pektin und Zellulose handelt und was in der Literatur auch häufig gefunden wird, das sind Gummi (was aber genau genommen keine Faser ist, aber bei der Bestimmung nach Faserfraktionen auch erfasst wird und in gewissem Sinne ähnlich ist) und Guar oder Guar Gum, das die englische Bezeichnung... es handelt sich dabei um ein Galactomannan, zu Deutsch heisst es glaubs Guarkenmehl oder Johannisbrotkernmehl.

Sehr interessant fand ich zum ganzen Thema verdauliche Faser die Einleitung der folgenden Studie/Review von Anderson und Lin Chen 1979: "Plant fiber. Carbohydrate and lipid metabolism" Am. J. Clin. Nutr. 32: 346-63:
http://ajcn.nutrition.org/content/32/2/346.full.pdf
Etwa die ersten 3-5 Seiten sind sehr interessant. Einerseits werden die verschiedenen verdaulichen Fasern beschrieben, eben Zellulose, Hemizellulose, Pektin und Gummi, Schleimstoffe und Speicherkohlenhydrate, aber auch das unverdauliche Lignin. Dann liefert die Studie konkrete Beispiele von flüchtigen Fettsäuren (VFA, SCFA) und geht auf die Faserverdaulichkeit über die Produktion von VFA ein, da variieren die Angaben der Nutzung von nahezu unbedeutend bis über 50% und die Autoren selbst, schreiben, dass selbst beim Menschen der Vorteil der VFA den Nachteil der enzymatischen unverdaulichkeit der (verdaulichen) Fasern locker kompensieren könne.

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