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Platzbedarf und Einrichtung des Meerschweinchengeheges

 
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davX
Team


Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
Wohnort: Schweiz

BeitragVerfasst am: 09.09.2012 12:44    Titel: Platzbedarf und Einrichtung des Meerschweinchengeheges Antworten mit Zitat

Huhu,

eigentlich ist es ein recht grundlegendes Thema. Dennoch haben wir es hier, soweit ich weiss, bislang kaum besprochen. Und es ist auch so, wenn man gute Infos zu diesem Thema braucht, wird es mitunter schwierig was zu finden. Ich habe es erst kürzlich bemerkt, als ich mich mit Vanessa über solche Themen unterhielt.

Dass ich das Thema aufgreifen will, hängt eben wie schon erwähnt damit zusammen, dass ich mich in letzter Zeit intensiver damit auseinandergesetzt habe, einerseits eben wegen den Meerschweinchen, um die sich Vanessa kümmert, die ein gutes Aussengehege brauchen, andererseits ist seit wenigen Wochen meine Schwester wieder zurück und es finden sich dank des guten Wetters immer wieder Gelegenheiten unsere Tiere intensiv zu beobachten (ja ein paar tolle, neue Fotos gibt es auch... aber ich hab bislang noch nichts runtergeladen...). Jedenfalls setze ich mich auch dadurch intensiver mit den Tieren auseinander.

Platzbedarf
Wie überall herrschen unterschiedliche Meinungen auch bei den Meerschweinchen, wieviel Platz sie denn mindestens haben sollten. Soweit ich weiss sind die Mindestmasse zwischen 0,5 und 1 qm pro Tier, wobei glaubs auch eine gewisse Mindestfläche für eine Kleingruppe als Minimum empfohlen wird. Wie realistisch diese Angaben sind, darüber muss ich wohl nicht viele Worte verlieren. Wenn wir aber daran denken, dass die Tiere über Jahrtausende wohl in einem kleinen Zimmer in grösseren Gruppen gehalten wurden, kommen wir gut und gerne auf mehrere Quadratmeter für eine kleine bis mittlere Gruppe. Wir haben zur Zeit 10 qm für vier Tiere; es waren auch schon mehr. Nelio ist sehr aktiv und er braucht den Platz schon, viel weniger dürfte es für ihn sicher nicht sein. Aber selbst bei etwas weniger aktiven Tieren habe ich den Eindruck sollte man schon um die 5-8 qm für ein Gruppe von etwa 3-5 Tiere rechnen. Ich spreche hier natürlich von Aussenhaltung. Bei Innenhaltung wäre sowas auch denkbar, gibt es doch Ansätze, bei denen Teile des Zimmers als Gehege abgesperrt und umfunktioniert werden (soweit ich mich richtig erinnere hat Christine Wilde sehr schöne Ansätze mal in der Rodentia präsentiert).

Struktur
Mit dem Platzbedarf alleine ist es nicht getan. Ich habe schon in manchem Zoo von der Grösse her sehr schöne Gehege gesehen, die aber, wenn man die Bewohner beobachtete, nicht artgerecht eingerichtet waren: ein Versteck (hier verkrochen sich die Bewohner) und daran anschliessend einen sehr grossen, aber offenen und weitgehend unstrukturierten Freilauf. Da tat dann auch der schöne Graswuchs oder irgendwelche interessante Verzierungen in Form von Steinen, Wurzeln oder Keramikverstecke (die aus irgendwelchen Gründen den meerschweinchen nicht zusagten) herzlich wenig zur Sache. Doch wie muss das Gehege strukturiert sein?
Auch hier gilt erstmal wieder der Grundsatz, dass es auf die Aktivitäten und Bedürfnisse der Tiere ankommt: Fressen, schlafen/ruhen, soziale Interaktion, Futtersuche, Schutz, usw. ankommt.
Die Verstecke selber sind dabei sehr wichtig. Dabei scheint es von Bedeutung zu sein, dass diese nicht klein und finster sind. Meerschweinchen sind denn auch keine Höhlenbewohner noch graben sie selber welche. In offenen Landschaften bevorzugen sie den Schutz der Vegetation von hohem Gras oder von Strauch- oder Waldsäumen und offenbar legen sie in hohem Gras eine Art oberirdisches Gangsystem an (Murx hatte mal sowas berichtet und von Asher und Kollegen gibt es ähnliche Berichte über Wildmeerschweinchen). Bei uns müssen die Verstecke viele Ein- und Ausgänge haben und sollten nicht zu dunkel sein, es darf gut und gerne auch genug Licht reinkommen.
Wird etwas Stroh, Heu oder Kleintierstreu auf den Boden getan, sodass dieser nicht so hart ist, dann legen sich die Meerschweine auch gerne zum Schlafen hin. Auch gerne für diesen Zweck angenommen werden flache Rindenstücke oder Kork. Bei den Verstecken ist aber auch der Halter gefragt, auszuprobieren, was die Tiere letztlich mögen. Es gibt dabei ein einfaches Kennzeichen, dort wo die Tiere viel Kot hinterlassen, in diesen Ecken (und damit auch Verstecke) halten sich die Tiere gerne auf.
Daher auch hier, gut die Tiere beobachten, sie zeigen einem schon, was sie brauchen Wink.

Auch ein wichtiger Punkt ist das Thema Fressen und Futtersuche. Man kann das Futter auf den Boden legen, was jedoch häufig nicht so geschickt ist, weil die Tiere dann gerne darüber laufen. Ich lege es daher gerne auf das Dach unserer flachen Hütten, unter denen sich die Tiere tagsüber gerne aufhalten. Mit etwas Strecken kommen sie gut an das Futter heran. Auch sinnvoll sind Äste, unter die die Meerschweinchen können, sie dienen so noch als Versteck, man kann aber auch auf die Äste Futter tun, was wiederum der Beschäftigung der Tiere dient.

Ernährung
Bei uns gibt es Grünzeug, sprich Wiese und Äste. Ich habe in letzter Zeit öfters darüber geschrieben, was es so bei den Meerschweinen gibt: Sehr beliebt ist das Berufkraut, das war etwas was mich recht erstaunte. Auch das kanadische Berufkraut wird recht gerne gefressen. Gestern gab es Weissdorn, der wächst gerade neben den Meerschweinen. Die Blätter wurden alle fein säuberlich von den Zweigen abgenagt und gefressen, die Beeren wurden liegengelassen! Laughing Tannenzweige bot ich vor einiger Zeit an und auch Fichte, da wurden die Nadeln abgenagt und die Rinde teils angeknabbert und in letzter Zeit gab es grössere Teile an Schnittgut des Zitronenbaums, da dieser einen Rückschnitt verpasst bekam. Äpfel gibt es jeweils ganz, die werden dann über mehrere Tage an- und abgefressen, Gras, Unkräuter wie Disteln, Miere, Sauerklee, diverse Kleearten (Hopfenklee, Rotklee usw.), Löwenzahn usw. sind auch recht beliebt. Ringelblumen werden nicht so gemocht, auch Wein ist nicht sehr beliebt. Ab und zu gibt es auch Abfälle von den Zimmerpflanzen wie Tradeskantien, Muehlenbeckia, Kalisien usw. (ich berichtete darüber). Vom Hasel gibt es zudem auch immer wieder die Rückschnitte, bzw. wird er extra für die Schweine geschnaitelt. Einiges an Pflanzen wächst mittlerweile im Meerschweinchengehege und zeigt, was nicht so beliebt ist. Auffällig dabei, es wachsen viele Nachtkerzen. Allerdings fehlt bei einer die Spitze. Ob sie gefressen wurde, sprich diese dann doch schmeckte oder nicht, das ist allerdings ungewiss. Trotz dem vielen frischen Zeug wird aber auch immer wieder gerne Heu und getrocknete Kräuter gefressen, das scheint sich also, ähnlich wie bei den Degus nicht ausschliessen sondern eher ergänzen. Die breite Vielfalt der Ernährung lässt natürlich auch erahnen, dass hier ein grosses Spektrum an Beschäftigung und Anregung von Sinne und Geist ermöglichen und so ihren Teil zu einer artgerechteren Haltung beitragen.

Bemerkenswert ist hierbei, dass wir mittlerweile zwei Tiere haben, die etwa 7 Jahre alt sind, zuvor unter schlechteren Haltungsbedingungen (Platzmangel, viele Gruppen) wurde dieses Alter nicht erreicht, wohl auch ein Zeichen, dass sie im Moment ziemlich gute Bedingungen haben.
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Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 10.09.2012 17:37    Titel: Re: Platzbedarf und Einrichtung des Meerschweinchengeheges Antworten mit Zitat

Meine Erfahrung zu dem Thema:

Wenn ich mir so anschaue, wie das in Weidehaltung und Freilaufhaltung mit eingeschränkter Nachtunterkunft war, so gab es nur eine einzige Meerschweinchendame, die ihre Gruppe auf ca. 500qm (eventuell sogar mehr) geführt hatte, normal scheinen eher 40 - 100qm zu sein und das bei uneingeschränkt viel Platz. Von der Männergruppe wurde die Weide selbst dann, wenn sie voll bewachsen war, in der größtmöglichen Ausdehnung von 80qm nur selten voll genutzt. In einigen Bereichen waren die Männer nur selten zu finden. Den Kaninchen dagegen war der Platz eindeutig zu wenig ... ca. 50qm hatten ausgereicht, daß sich die Gruppe trennen konnte und zwei Gruppen nebeneinander friedlich zusammengelebt hatten. Ich hatte nur den Fehler gemacht, das Gehege weiterzusetzen, so daß die Reviermarken nicht mehr da waren, die Gruppen zu trennen. Bei dem dadurch entstandenen Gerangel sind beide Gruppen kaputtgegangen und es hatte sich nie wieder ein wirklich stabiles Gruppengefüge bilden können, was allerdings mit Sicherheit auch daran lag, daß die Gruppe hauptsächlich aus vor sich hinpupertierenden Meerschweinjungböckchen bestand.

Weiterhin gibt es keinen Unterschied in der Platzausnutzung, ob ich nun zwei Tiere in der Gruppe habe, oder 20 ... solange sich die Gruppe als zusammengehörig fühlt, wird sie nur den Platz nutzen, den das Individuum in der Gruppe mit dem höchsten Platzanspruch nutzt. Heißt also, ich hab sowas wie Grand Dame, die 500qm nutzt, dann nutzt die gesamte Gruppe diesen Platz. Hab ich dagegen nur solche platzsparenden Meerschweinchen wie Brownie, die nur 30qm genutzt hatte, nutzte die gesamte Gruppe nur die 30qm. Ich persönlich halte Grand Dame für ein Ausnahmemeerschweinchen, sowas trifft man bestimmt nur einmal in seinem Leben - kommen wir also als Höchstgrenze, also die Grenze, wo die Meerschweinchen von selbst ihren Platz beschränken, vermutlich irgendwo zwischen 20 - 50qm raus ... es ist also sogar unter Wohnungshaltung ohne Probleme möglich, die Meerschweinchen wirklich artgerecht zu halten ... ein Kinderzimmer reicht!
Der Vorteil einer solchen Haltung ist, daß man das gesamte Spektrum der Meerschweinchenpolitik beobachten kann - das ist nämlich sehr komplex, vor allem dann, wenn dann auch noch gemischte Gruppen gehalten werden. Bei eingeschlechtlichen Gruppen sind insbesondere die weiblichen Gruppen oftmals eher langweilig ... wobei sich auch hier viel beobachten läßt, angefangen von der Pflege kranker und alter Meerschweinchen bis hin zu Rangänderungen.

Meerschweinchen auf weniger wie 2qm dagegen machen einfach keinen Spaß ... die liegen ja eigentlich nur irgendwo in der Ecke rum und fressen und schlafen ...

Die meisten meisten Methusalem, die ich unter Meerschweinchen kennengelernt hab, das sind verwahrloste Kuntibuntimeerschweinchen in Einzelhaft im verdreckten Hamsterknast ... oft sogar ohne Heu. Wenn ich hier die Tiere rausrechne, die unter vier Jahren starben, komme ich auf eine Probenmenge von inzwischen 42 Meerschweinchen und einem Durchschnittsalter von acht Jahren! Meerschweinchen dieser Haltungs- und Fütterunsart sterben nur selten zwischen dem 4. und 6. Lebensjahr ... entweder, sie überleben die Haltungsbedingungen nicht und sterben meist schon mit 2 - 3 Jahren, oder aber sie werden uralt, dazwischen gibt es einfach kaum was.
Bei Garten-, Zimmerhaltungs- und Weidemeerschweinchen dagegen scheinen die meisten Meerschweinchen zwischen vier Jahren und sieben Jahren alt zu werden, Ausreißer gibts sowohl nach unten wie nach oben, aber relativ selten.

Das zum Thema Alter als Indiz für gute Haltung und Fütterung ... Razz

Beim Futter war es sowohl bei der Weibergruppe, als auch der Männergruppe so, daß sie gern in geschnittener, gemähter, gesenster Wiese und im Heu sich versteckt und geschlafen hatten, dabei konnte dieses sogar auf den Dächern rumliegen, da sind die halt draufgehüpft und haben dort gepennt, Gemüse und Obst dagegen wurde nur gefressen. Ein drübertrampen hab ich nur bei den Männermeerschweinchen beobachten können, wenn da ein Meerschweinchen das Gemüse als Verteidigungsposten gegen die Kaninchen erklommen hatte und von oben herab den Langohren gezeigt hatte, daß sie doch bitteschön woanders ihr Futter suchen sollen. Möhren und Co wurden durch die Gegend getragen und lagen demzufolge dann doch wieder am Boden rum, selbst wenn ich die vorher erhöht abgelegt hatte ... allerdings hab ich nix Kleingeschnittenes verfüttert, es war alles am Stück.

Meerschweinchen fühlen sich ohne Deckung einfach nicht wohl ... freie und nach oben hin offene Fläche wird nur von wenigen Meerschweinchen freiwillig betreten, man kann sie so sehr gut auf nen halben Quadratmeter beschränken, wenn man auf freier, kurzgeschorener Wiese nen Häuschen oder nen dichten Busch platziert und dort auch füttert. Ne Ausnahme machten meine Meerschweinchenböcke, die sich auch auf freiem Gelände bewegten - allerdings nur dann, wenn die Kaninchen auf der gleichen Wiese waren. Hatte ich die Kaninchen rausgefangen und woanders deponiert, hatte sich kein einziger Meerschweinbock mehr aus seinem Versteck herausgetraut, selbst dann nicht, wenn der Zaun auch abgebaut wurde und sie schon wochenlang auf dieser Weide herumspaziert waren. Offenes Gelände geht also offenbar nur mit Weidegängern drauf, sonst nicht ... ich hatte den Böcken deshalb Ziegelsteine so aufgestellt, daß Ziegelsteintunnel entstanden, die Böcke haben sich damit deutlich sicherer gefühlt, wie ohne.
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