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Yale, Urban Farming, Michael Pollan & Co.

 
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davX
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
Wohnort: Schweiz

BeitragVerfasst am: 13.08.2011 09:34    Titel: Yale, Urban Farming, Michael Pollan & Co. Antworten mit Zitat

Huhu,

ich hatte es bereits angetönt, den Pollan nochmals zu erwähnen, doch der Reihe nach.

Yale ist eine der renomiertesten Universtitäten der Vereinigten Staaten. Trotz Ex-Präsident Bush, Tea Party und anderen Hardlindern hat das Land doch einiges zu bieten, gerade was das Thema Nachhaltigkeit angeht. Im Bereich Ernährung scheint die Universtiät von Yale eine gewisse Vorreiterrolle einzunehmen. Wie ich schon erwähnt habe, hat mich ein Netcast (Podcast) zum Thema Sustainable Food ( http://www.yale.edu/sustainablefood/ ) angeregt, mich tiefer mit dem Thema zu beschäftigen - wodurch mir erst so richtig bewusst wurde, wie facettenreich das Thema selbst in den USA ist, das fängt an bei der auch in den USA präsenten Slow Food Bewegung, geht über Bio, nachhaltige Zulieferer und Berater für Gastronomiebetriebe bis hin zu Urban Farming.

Letzteres finde ich sehr spannend und kann kombiniert mit dem Permakultur Gedanken natürlich noch weiteren Charme ausspielen, ist aber nur schon so spannend genug und nicht zu vergessen die soziale Komponente: Neben der (teilweisen) Selbstversorgung bietet der eigene Garten ein riesiges Potenzial, gibt den Menschen eine Aufgabe, gerade für Jugendliche, die sonst rumhängen und in die Kriminalität abrutschen ist das etwas Grossartiges, aber auch für Berufstätige kann es ein Mittel zum Abschalten und Abreagieren von Frust fungieren, mehr noch, gemeinsam sich über Garten unterhalten, selbstgezogene Pflanzen und Gemüse tauschen etc. fördert wiederum alles die Gemeinschaft. Alles in allem eine wertvolle Zurückeroberung von Werten, die durch die Supermarkt-Fastfood-Kultur zerstört wurden.

Dass dieses Thema gerne von Medien - ob Fernsehen oder Zeitschrift/Zeitung - gerne aufgenommen wird, erstaunt ab der Vielfalt und Buntheit des Themas nicht, dazu gibt es auch optisch schön was her.
Eine Kostprobe beispielsweise von SPON:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,697158,00.html

Informationen zum Thema sind sonst nicht so dicht gesät. In den USA gibt es eine Organisation, welche sich der Förderung des Urban Farmings verschrieben hat:
http://www.urbanfarming.org/
Was hier etwas erstaunt, ist die Präsenz von Coca Cola einerseits, andererseits der Schutz als registrierte Marke (TM) des Namens.

Das Thema des Urban Farmings beschäftigt auch den Journalisten Michael Pollan, den ich eingangs kurz erwähnt hatte. Als Autor mehrer Gartenbücher der besonderen Art, die sich intensiv und teilweise auch philosophisch mit dem Thema Garten, Ernährung und Mensch auseinandersetzen hat er offenbar auch eine gewisse Vordenkerrolle erlangt in der Szene. Ich bin neugierig geworden durch ein Referat, das im Rahmen der Yale Netcasts publiziert wurde, in dem er über seine Erfahrungen mit dem Thema Garten berichtete und was er auch so in seinen Büchern verarbeitete. Es war zwar nur ein relativ kurzer Einblick (wobei das Referat dauerte etwa eine Stunde... also doch noch ziemlich lange), aber sehr interessante. Leider habe ich noch keines seiner Bücher gelesen, die stehen aber nun oben auf meiner Wunschliste... mal sehen wann ich dazu komme.
Einige sind zudem auf Deutsch übersetzt worden.

Bei der Suche nach mehr Infos zum Autor bin ich unter anderem auf ein interessantes Interview in der FAZ gestossen:
http://www.faz.net/artikel/C31034/michael-pollan-unsere-esskultur-beruht-auf-missbrauch-30100711.html

Ein paar Zitate und Grundthemen:

- Die Sichtweise auf die Ernährung besteht ja von unsereiner, dass wir es seien, die die Welt beherrschen, wir als aktiver Part und der Rest als fügsame Masse. Wir züchten uns Pflanzen und Tiere, so wie wir sie haben wollen, umgekehrt gedacht, denkt heute wohl kaum jemand daran, wie weit Pflanze und Tiere wiederum uns beeinflussen, denn bei der Ernährung gehen wir jedes Mal eine Wechselwirkung mit einer anderen Spezies ein. Das Thema ist in diesem Forum jedoch keineswegs neu, mit der ganzen Geschichte um die Herbivorie sprich wehrhafte Pflanzen usw. eigentlich ein alter Hut. Es betrifft aber den Menschen genauso wie unsere Tiere und die Wildtiere.

- Die "Ernährungsblase" als Anspielung auf wirtschaftliche Blasen in der letzten Zeit (dotcom, Immobilienblase, Banken etc.). Pollan spricht als Ursache des Problems die billige Energie, das billige Öl an und die starke Abhängigkeit, da durch die Verteuerung des Öls in letzter Zeit auch die Nahrungsmittelpreise in die Höhe geschossen seien. Jedoch, wenn wir es etwas genauer anschauen, handelt es sich auch hier um ein aus dem Ruder laufendes Wertesystem. Nie war Nahrung so billig und die Erwartung ist, dass es immer so weitergehen soll. Nachhaltig ist das nicht und auf der anderen Seite werden gewisse Rohstoffe schon jetzt massiv verteuert durch Spekulation (ich würde das allerdings eben nicht nur auf die Energie, das Öl beschränken wollen, das Thema scheint mir doch etwas komplexer gestrickt zu sein). Dummerweise sind es Grundnahrungsmittel auf die gewisse arme Länder angewiesen sind und sich die Wirkung sehr viel stärker auswirkt als auf unsere industrialisierten Produkte, bei denen die Rohstoffkosten nur einen geringen Teil ausmachen.
Die Forderung von Pollan, dass die Regierung sich nicht nur um die Klimapolitik und das Gesundheitswesen kümmern solle, sondern auch das Nahrungssystem mit einbeziehen, das er als ursächlich für die anderen Probleme sieht, ist so gesehen sicher nicht von der Hand zu weisen, deutet aber m.E. auch auf ein ernsthaftes Problem hin: dass man heute gerne mit gewissen Schlagworten arbeitet, die nur Teil eines grösseren Problems sind und deren Bekämpfung alleine die Probleme nicht beseitigen lässt, die damit aus dem Weg geräumt werden sollen. Nachhaltig kann nämlich nur sein, wenn das ganze System mit einbezogen wird.

Zum Thema schädlicher Mais und schädlicher Soja:

Zitat:

Ich wende mich aber gegen die riesigen Monokulturen von Industriemais [...] Mais wird in derart kolossalen Ausmaßen angebaut, dass er zusammen mit Sojabohnen praktisch alle anderen Pflanzen aus der Landschaft Amerikas verdrängt hat. Zu viel von egal was ist aber schlecht, weil wir Allesfresser sind. Wir brauchen von Natur aus fünfzig bis hundert verschiedene chemische Stoffe, die alle in der Natur vorhanden sind - aber eben nicht in einer einzigen Pflanze wie dem Mais.

Quelle: http://www.faz.net/artikel/C31034/michael-pollan-unsere-esskultur-beruht-auf-missbrauch-30100711.html


Zum Thema Wandel in Krisenzeiten, Krisen als Chance und der Wert unserer Nahrung:

Zitat:

...statt ins Restaurant zu gehen, bleibt man in Krisenzeiten eher zu Hause und kocht selbst. In Amerika ist die Zahl privater Gemüsegärten vergangenes Jahr um 64 Prozent gestiegen. Ich möchte nicht übertrieben optimistisch erscheinen, aber die Menschen werden so auch gezwungen, sich wieder mit dem Essen auseinanderzusetzen - etwa, wie sich aus einem Huhn drei Mahlzeiten kochen lassen, anstatt nur Hühnerbrüste zu kaufen. Oder einen Teil ihres Essens selbst anzubauen. Ich hoffe einfach, dass es sich in diese Richtung bewegen wird, denn industrielle Lebensmittel sind bei weitem nicht so günstig, wie es scheint. Es führt kein Weg daran vorbei: Um besser zu essen, müssen wir entweder mehr Zeit oder mehr Geld investieren.

Quelle: ebenda


Zu seinen Büchern, seine Erstlinge waren:

Second Nature -> ein Buch über das Gärtnern philosophisch
http://en.wikipedia.org/wiki/Second_Nature_%28Book%29

Place of My Own: The Education of an Amateur Builder. -> Ein Buch über Architektur
http://en.wikipedia.org/wiki/A_Place_of_My_Own

Die späteren Bücher wiederum sind einfach zu finden und werden auch oft erwähnt. Offenbar gibt es hier aber auch Kritik, da sich Pollan offenbar in den letzten Jahren zum Ernährungsguru gemausert habe. Dennoch denke ich dürfte gerade seine ältere Literatur wichtig und interessant für das Verständnis sein.
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