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Ad-Libitum-Fütterung, alter Hut oder neuer Modebegriff?

 
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davX
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
Wohnort: Schweiz

BeitragVerfasst am: 09.09.2010 16:52    Titel: Ad-Libitum-Fütterung, alter Hut oder neuer Modebegriff? Antworten mit Zitat

Huhu,

Ich greife das Thema hier auf, da es zur Zeit intern intensiv diskutiert wird und es vielleicht auch für Aussenstehende von Bedeutung sein könnte.

Darum gehts
Der Begriff ad libitum (kurz ad lib.) ist eine alte Bezeichnung, die auch in der Tierernährung seit Langem ein Begriff ist. Tierlaboratorien füttern häufig Pellets "ad libitum", teilweise auch Kohl und anderes Gemüse oder Samen oder Wildpflanzen. Heimtierhalter dagegen betonen häufig im Zusammenhang mit der Wichtigkeit von Heu, dass dieses immer zur Verfügung stehen sollte, sprich sie raten hier zu einer "ad libitum" Fütterung.
In jüngerer Zeit hat sich aus diesem Begriff ein Schlagwort gebildet, die "Ad-Libitum-Fütterung", mit welcher jedoch nur eine ganz bestimmte Form der nicht rationierten Grünfütterung verstanden wird.

Woher kommt der Begriff?
So ganz klar ist der Ursprung nicht, doch dürfte er geprägt worden sein durch Auseinandersetzungen in Kaninchenforen von Leuten, die Grünfutter nach Belieben fütterten, eine Ernährungsweise, welche im Gegensatz zu den dort vorherschenden Meinungen stand, empfehlen doch heute noch verschiedene Quellen, man solle Frischfutter nur rationiert verfüttern. Bekannt geworden sind in diesem Zusammenhang 20g- oder 100g-Regeln, je nach Quelle und Autor variieren die Zahlen, welche als maximale Obergrenze betrachtet werden. Da sich diese Grünzeugfütterer, welche diese Regelungen nicht entsprechend würdigten, auf wenig Gegenliebe stiessen, wurde ihnen die Bezeichnung der "Ad-Libitum-Fütterung" verpasst. Die Bezeichnung wird mittlerweile in gewissen Kreisen von ihnen selber auch gebraucht und mausert sich zu einem Schlagwort für eine bestimmte Form der unrationierten Grüfnutterernährung.

Was hat es mit dieser Fütterungsform auf sich?
Es ist weniger die Fütterungsform, welche bei einigen Leuten hier auf Irritation stösst, denn die Verwendung dieses allgemeinen und daher auch leicht irreführend wirkenden Begriffs. Ferner führte auch die Herkunft des Begriffs zu Meinungsverschiedenheiten, da der eigentliche Begriff "ad libitum" ein alter Hut ist und in Fachliteratur eine lange Geschichte aufweisen kann. So ist es denn auch der neue Begriff, der von einigen Leuten als Modebegriff gesehen wird und mögliche Quelle neuer Dogmen, welcher zu Meinungsverschiedenheiten führt, während der ursprüngliche "ad libitum" Begriff keiner weiteren Klärung bedarf.

Was steckt also dahinter?
Das ist eine gute Frage. Ich selber vermied bislang den Begriff wegen seines Verwechslungspotenzials und weil er nicht sehr aussagekräftig ist. Dazu betont er die Abwechslung und Vielfalt zu wenig, welche nicht weniger wichtig ist, wie die Menge des Angebots. Dass dieses in genügend grossen Mengen vorhanden sein sollte, dass die Tiere satt werden, erachte ich eigentlich als grundlegend, dass das nicht unbedingt noch erwähnt werden muss. So werde ich, wenn andere vielleicht von Ad-Libitum-Fütterung sprechen, lieber von naturnaher Grünfutterernährung sprechen, wenn auch dieser Begriff und ein Oberbegriff ist, der nicht genauer erklärt, was genau diese Grünfutterernährung beinhaltet. Sie grenzt sich dennoch ab von unrationierten Fütterungsformen von Heu, Pellets usw. ab.

Soweit die Ausführungen von meiner Seite. Anregungen, Kommentare und Kritik ist freilich willkommen.
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Andreas
Kaninchen würden Wiese kaufen


Anmeldungsdatum: 27.02.2009
Beiträge: 1239

BeitragVerfasst am: 10.09.2010 12:40    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo,

ursprünglich war ich der Annahme, dass es lediglich darum ging, den Begriff "Ad-Libitum" einer bestimmten Person zuzuordnen, was ich als Nonsens empfand und genauso kundtat. Nach ein paar irritierenden Einlassungen hat sich nun die Betreiberin der Webseite www.kaninchenwiese.de dazu geäußert. Demnach ist es in der Tat so, das sie für sich in Anspruch nimmt, ein neues "Konzept" der Fütterung selbstständig entwickelt zu haben und für dieses das Schlagwort "ad libitum" benutzt:

Kaninchenwiese hat Folgendes geschrieben:
"Die Ad libitum-Ernährung wurde speziell als Ernährungskonzept von der Seitenbetreiberin für die Bedürfnisse der Kaninchen entwickelt um ihren Bedarf an Nährstoffen nachzukommen und ihnen eine Beschäftigung mit dem Futter zu ermöglichen."

(Quelle: www.kaninchenwiese.de; gespeichert am 10.09.2010)

Das dürfte so ziemlich einmalig in der Szene sein. Da es aber offensichtlich absolut ernst gemeint ist, sollte man sich damit auseinandersetzen. Außerdem bin ich eigentlich für neue Dinge durchaus aufgeschlossen - wenn sie tatsächlich so neu und bahnbrechend sind, wie dargestellt.

In einer Diskussion wurden von Viola die wesentlichen "Neuerungen" erklärt:
1. ihre Fütterungskonzepte sind alle "wiesenlos" umsetzbar
2. sie beschreibt eine "naturnahe Ernährung"
3. die Ad-Libitum-Ernährung nach ihrer "Umschreibung" ist eine Ernährung, bei der Kaninchen alle Futtermittel ad libitum zur Verfügung haben (ausdrücklich macht sie darauf aufmerksam, dass wirklich ALLE Futterkomponenten ad libitum angeboten werden)
4. aus ihrer Sicht wäre das einmalig, weil bisher niemand so etwas durchführt bzw. empfiehlt
5. außerdem macht sie darauf aufmerksam, das ich (Kaninchen würden Wiese kaufen) eine Ernährung mit Wiese propagiere und bewusst keine andere (wiesenfreie) Fütterung als Alternative darstelle.

Zu 1. Daran ist nichts neu und das wird seit Jahrzehnten praktiziert. Leider. Was daran gut für das Kaninchen sein soll, erschließt sich mir nicht.

Zu 2. Auch eine Enährung mit Pellets ist "naturnah" - die Grundlage, also das Grünmehl, kommt aus der Natur. Da es nur "nah" an der Natur sein soll, spielen ein paar synthetische Gramm, wenn sie denn enthalten sein sollten, keine Rolle mehr.

Zu 3. Dieser Punkt verdient Aufmerksamkeit. Dazu muss man sich auf die Webseite begeben und durch verschiedene Futtermittel klicken. Da ich aus früheren Diskussionen die "Aversion" von Viola gegen Getreide kenne, habe ich mich dort natürlich als erstes informiert. Dort finden sich dann solche Sätze:
Kaninchenwiese hat Folgendes geschrieben:
"Getreide und Saaten machen aber allgemein einen geringen Teil der Gesamt-Futterration aus, sind also eher eine Ergänzung. [...]Achtung: Ausgewachsene, ausgewogen ernährte und gesunde Zwergkaninchen in Innenhaltung müssen keine Samen erhalten. Die Menge der Samen muss sehr genau an den Energie-Bedarf und die Lebenssituation/Ernährung angepasst werden, zu viele oder zu wenig Energie wirkt sich negativ auf die Kaninchegesundheit aus! Ein Tl oder EL am Tag ist bei erhöhten Bedarf in vielen Fällen schon ausreichend."

(Quelle: www.kaninchenwiese.de; gespeichert am 10.09.2010)

Spätestens an dieser Stelle kann man also getrost die angebliche "Neuheit" dieser "Fütterungsmethode" als Mogelpackung betrachten. Es werden eben nicht alle (eigentlich arttypischen) Futtermittel ad libitum angeboten, zum Teil werden sie sogar ausgeschlossen.

An der Stelle könnte man jetzt also abbrechen, aber einmal angefangen, mache ich nun auch weiter.

Zu 4. Schlolaut als relativ neue Quelle geht folgendermaßen auf das Thema ein, welches auch in Freilandprojekten wie kargfreiland.de, freilaufkaninchen.de (freerabbit.de), kaninchen-wuerden-wiese-kaufen.de und etlichen anderen umgesetzt wird, die nicht unbedingt im Internet präsent sind:
Schlolaut hat Folgendes geschrieben:
"Wie das Wildkaninchen ist auch das Hauskaninchen in der Lage, den Aufwuchs von Grünland und Feldfutterflächen direkt zu nutzen. Die Fütterung auf der Weide ermöglicht ihm bei geringer Besatzdichte die Selektion von nahrstoffreichen Pflanzen und Pflanzenteilen (Triebspitzen und -blätter). Dadurch bedingt, liegen die mit diesem Futter erzielten Zunahmen um bis das Doppelte höher als bei der Verfütterung des von der gleichen Fläche geschnittenen Grünfutters. Die Kaninchenfleischerzeugung je Hektar übertrifft mit dieser Methode die aller anderen Weidetiere. Bei Zugrundelegung einer Schlachtausbeute von 53 % und einem Eiweißgehalt des Schlachtkörpers von 21 % (Tab. 6 u. 7) liegt die Flächenproduktivität des Kaninchens hinsichtlich der Eiweißerzeugung vergleichsweise um das 3-6-fache höher als die von Rind und Schaf (s. Tab. 2). Bereits im Alter von 25 Tagen abgesetzte Jungtiere einer mittelschweren Rasse sind in der Lage, mit täglichen Zunahmen von 15 bis 25 g das Weidefutter zu verwerten."

(Quelle: Schlolaut, W. (Hrsg) in Zusammenarbeit mit Lange, K.; Das große Buch vom Kaninchen; 3., erw. Aufl.; Frankfurt am Main; DLG-Verl., 2003; 488 S.; ISBN 3-7690-0592-9)

Der eine mag das als "praxiserprobt", ein anderer als "Empfehlung", ein dritter schlicht als "Information" sehen. Auf jeden Fall ist das Thema der ad-libitum-Ernährung durch Beweidung kein Neues. In der Regel stehen hier auch noch andere Komponenten frei zur Verfügung.

Bei Kamphues findet sich auch die Beurteilung von ad-libitum-Empfehlungen in Bezug auf Gefahren:
Kamphues hat Folgendes geschrieben:
"Adipositas -, zu großes Kraftfutterangebot, insbesondere bei Zwerg-Kan (selektive FA) Behandlung: nur Heu oder Saftfutter darf ad libitum angeboten werden, nicht aber KF; nur KF mit höheren Rfa-Gehalten (>14%)"

(Quelle: Kamphues, J.; Coenen, M.; Kienzle, E.; Pallauf, J.; Simon, O.; Zentek, J. unter Mitarbeit von: Iben, C.; Kölle, P.; Männer, K.; Vervuert, I.; Wolf, P.; Supplemente zu Vorlesungen und Übungen in der Tierernährung; 10., vollst. überarb. u. erg. Aufl.; 2004; ISBN 3-7944-0205-7)

In der Heimtierhaltung kann man KF durch jedes andere, sehr energiehaltige Futter ersetzen (KF = Futter mit wesentlich höherem Energiewert als Raufutter (Def. Schlolaut)). Wenn man das Kuddelmuddel auf kaninchenwiese.de auf das Wesentliche eindampft, bekommt man als Ergebnis etwa das Gleiche heraus, wenn dort auch einige Dinge (aus ideologischen Gründen?) weggelassen oder nur rationiert angeboten werden sollen, was ja eigentlich wiederum dem "ad libitum" widerspricht.

Einige Ausführungen zur Geschichte der Fütterung finden sich auf http://www.kaninchen-wuerden-wiese-kaufen.de/geschichte_fuetterung.htm . Vor allem aus älteren Publikationen lässt sich mühelos die nun erdachte, angebliche "Neuheit" ableiten.

Zu 5. Diese Darstellung ist falsch. Einerseits findet sich in dem Buch "Kaninchen würden Wiese kaufen" als Vorlage unsere eigene Fütterung, die neben Wiese noch verschiedene andere Komponenten enthält, andererseits wird auf die Zusätze bzw. Alternativen in verschiedenen Kapiteln noch einmal explizit eingegangen, um Fehler zu vermeiden. Selbst Trockenfutter wird als Alternative vorgestellt, was mir auch gern vorgeworfen wird. Das "Ideal" einer ausschließlichen Fütterung von Wiese praktizieren wir nicht einmal selbst und empfehlen würde ich es schon gar nicht. Die Unsicherheiten sind hier viel zu groß. Diese nachweislich falsche Darstellung von Viola wird insbesondere gern von jenen benutzt, die sich aus Bequemlichkeit noch nicht einmal in der Lage sehen, zwei Handvoll Gras für ihre Tiere zu sammeln. Auf diesem Niveau werde ich auch hier in Degupedia ganz sicher nicht diskutieren.

Was ich z. B. tatsächlich empfehle, ist die Bereitstellung so großer Mengen (ad libitum) an Gräsern und Kräutern, dass ein Kaninchen nicht gezwungen wäre, auf minderwertiges Futter zurückgreifen zu müssen. Trotzdem sollte natürlich auch minderwertigeres wie z. B. Heu zur freien Verfügung (ad libitum) stehen. Zusätzlich beschreibe ich, dass unseren Tieren ein "naturnahes" Trockenfutter zur freien Verfügung steht (ad libitum), ich das aber ausdrücklich nicht empfehle, weil es hier einiges zu beachten gibt. Das sind Beispiele.

Fazit: die neue "ad-libitum-Ernährung" als, "von der Seitenbetreiberin entwickeltes", "Ernährungskonzept" ist eine Mogelpackung, die nichts Neues enthält. Ganz offensichtlich wurde sich aber der Inhalte verschiedener Diskussionen und Webseiten bedient, um daraus etwas zu basteln, was wohl bahnbrechend sein soll. So ist die Moral von der Geschichte, dass es keine gibt. Nachahmer und Kopierer gab es schon immer - aber sie zeigen, dass das Original gut ist, denn Müll wird nun mal nicht kopiert.

Dieses theoretische "ad libitum-Ernährungskonzept" birgt aus meiner Sicht eher Gefahren: die von der Seitenbetreiberin propagierte ad-libitum-Fütterung ALLER Futterkomponenten für Kaninchen (auch wenn es ja tatsächlich gar nicht so ist) ist für mich eher verantwortungslos, weil gesundheitsgefährdend. Offensichtlich wurde die, oft in diesem Forum diskutierte, Selektionsfähigkeit des Kaninchens zu oberflächlich betrachtet und fehlinterpretiert. Die Begründung wird in Kürze auf www.kaninchen-wuerden-wiese-kaufen.de zu lesen sein.

Davon ganz abgesehen, ist es unsinnig, die latainische Bezeichnung einer Fütterungsmethode, die in der Tierernährung seit Jahrzehnten benutzt wird, für eine verwurstelte Eigenkreation zu benutzen und für sich zu beanspruchen - egal, mit welchen Argumenten.

Damit ist das Thema (auch in dem anderen Thread) für mich erledigt.

freundliche Grüße,
Andreas
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davX
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
Wohnort: Schweiz

BeitragVerfasst am: 10.09.2010 20:40    Titel: Re: Ad-Libitum-Fütterung, alter Hut oder neuer Modebegriff? Antworten mit Zitat

Danke Andreas für dein Statement. Ich möchte auf diese Sache auch ganz ehrlich hier nicht mehr weiter eingehen, weil das Gegenstand der internen Diskussion schon ist. Die Partien sollen hier die Möglichkeit haben, ihre Positionen oder Kritiken hier darzulegen, die weitere Diskussion soll aber bitte im internen Thread erfolgen. Was andere Aspekte zum Ad Lib Begriff angeht, die können hier natürlich diskutiert werden, vorausgesetzt es bleibt bei einer sachlichen Diskussion.

Was mich aber interessieren würde, du warst doch auch dabei bei den Ernährungsdiskussionen in den Kaninchenhalterforen... wurde dort nicht der Begriff Ad-Libitum-Fütterer zur Bezeichnung ihrer "Gegner" genutzt (neben anderen anderen teils deutlich weniger schönen Bezeichnungen wie Wiesefresser oder so)? Das wäre vielleicht noch wichtig für die Klärung wie der Begriff in der Vergangenheit angewandt wurde.

edit:
Eine kleine Korrektur hab ich dennoch anzumerken.

Zitat:

Schlolaut als relativ neue Quelle geht folgendermaßen auf das Thema ein, welches auch in Freilandprojekten wie kargfreiland.de, freilaufkaninchen.de (freerabbit.de), kaninchen-wuerden-wiese-kaufen.de ...
(Hervorhebung von mir)

Die richtige Adresse lautet www.kagfreiland.ch
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schweinsnase77
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Anmeldungsdatum: 18.07.2010
Beiträge: 251

BeitragVerfasst am: 13.09.2010 07:53    Titel: Antworten mit Zitat

Ich würde es als "alten Hut" unter neuem Namen sehen.

Zumindest im Sommer ist von ganz, ganz vielen Kaninchenhaltern und auch im Meeriebereich automatisch ad lib gefüttert worden. man nannte es nur nicht so. Im Gegensatz zu heute wurde auch weitaus weniger über Giftpflanzen nachgedacht, also weniger vorselektiert als heute.

Es wurde nen Stück Wiese abgesenst, und in die Buchten, bzw. im Stall verteilt.
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Kaktus
Kaninchen würden Wiese kaufen


Anmeldungsdatum: 14.12.2008
Beiträge: 187

BeitragVerfasst am: 14.09.2010 18:14    Titel: Antworten mit Zitat

Ich würde sagen alter Hut, aber aktuell in seiner anfänglichen Blütezeit bzw. Modebewegung, nach der ganzen jahrelangen Kommerzfutterbewegung und anschließender 100g-Gemüse + Heu-Regel. Zumindest empfinde ich es so, bin allerdings noch nicht lange dabei. Man könnte eventuell auch von einer Renaissance sprechen, wenn vor Pellet & Co.-Ära bereits ähnlich gefüttert wurde...
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Andreas
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Anmeldungsdatum: 27.02.2009
Beiträge: 1239

BeitragVerfasst am: 15.09.2010 12:33    Titel: Antworten mit Zitat

davX hat Folgendes geschrieben:
Was mich aber interessieren würde, du warst doch auch dabei bei den Ernährungsdiskussionen in den Kaninchenhalterforen... wurde dort nicht der Begriff Ad-Libitum-Fütterer zur Bezeichnung ihrer "Gegner" genutzt (neben anderen teils deutlich weniger schönen Bezeichnungen wie Wiesefresser oder so)? Das wäre vielleicht noch wichtig für die Klärung wie der Begriff in der Vergangenheit angewandt wurde.


In Halterforen werden viele Ängste geschürt. Dahinter steckt oft der einfache Fakt, dass die Betreiber oder deren enger "Mitarbeiter"-Kreis selbst nur ein einfach zu beschaffendes Futter rationiert anbieten. Eine positive Ausnahme bildet für mich z. B. das Kaninchenschutzforum (und sicher noch andere, ich kenne nicht alle). Dort sind zumindest Debatten über verschiedene Fütterungsmethoden, Futtermittel und auch Haltung möglich, ohne dass nach zwei Sätzen gleich der Thread geschlossen wird. Soviel ich weiß, wird dort auch an der Überarbeitung bestimmter Empfehlungen gearbeitet - man darf gespannt sein. Mag auch die Nichtempfehlung der Freilandhaltung manchem sauer aufstoßen - es wird immerhin deutlich erklärt, dass nichts in Stein gemeißelt ist.

Abfällige Bemerkungen über Tiere oder deren Halter sind in vielen Foren aber an der Tagesordnung, wenn man seine Ideologie gefährdet sieht. "Wiesenfresser" als Ausdruck für jene, die mit großem Aufwand ihren Tieren eine arttypische Nahrung beschaffen, ist ein typisches Beispiel für Personen, zu denen mir im Moment der passende Begriff nicht einfallen will... Wink Auf jeden Fall ist dort aber ein deutliches Defizit über den Schultern zu verzeichnen.

In Foren gestaltet sich die Diskussion oft insofern schwierig, das man mit Begrifflichkeiten oder Vorgehensweisen sehr vorsichtig sein muss, weil es gern missverstanden wird - oder man es nicht ausführlich genug beschrieben hat. Der Fehler liegt ja nicht immer unbedingt bei denen, die etwas falsch umsetzen - oft wurde es nur falsch, mangelhaft oder nicht ausführlich genug erklärt. Zudem läuft man Gefahr, etwas kompliziert zu beschreiben und beim Vereinfachen wird etwas falsch interpretiert. Bestimmte Begriffe benutze ich meist nur selten, weil sie nicht allgemein bekannt sind. Deswegen muss auch nicht unbedingt der Begriff "ad libitum" in jedem Forum gängig sein. Wenn man aber bestimmte Dinge als "Neu" umsetzen und für sich beanspruchen möchte, sollte man sich nicht auf das Internet und ein paar restriktive Foren beschränken - da gehört schon jede Menge mehr dazu.

Noch mal allgemein:
Kein Mensch kann ALLE Futtermittel des Kaninchens ad libitum zur Verfügung stellen - das ist schlicht Unsinn. Ich könnte zu jedem hingehen und sofort sagen, welches Futtermittel fehlt und das er damit nicht das Recht habe, seine Fütterung (im Sinne der "Erfinderin"!) als "Ad libitum"-Ernährungskonzept zu bezeichnen. Das gilt übrigens genauso für die "Erfinderin" selbst.

Wenn man sagt: ok, Getreide ist ja z. B. gar nicht mit "ad libitum" gemeint, wird aus dem angeblich neuen "Ernährungskonzept" aber etwas, was sehr viele machen und empfehlen (auch außerhalb des world wide web) und man könnte die ganze Aktion eher als Ausdruck eines übersteigerten Geltungsbedürfnisses sehen.

Nimmt man die Literatur, Forendiskussionen oder den Gedankenaustausch mit anderen wie Verena hinzu, könnte man noch einen moralischen Aspekt der "Erfindung" mitbetrachten. Könnte man...

Ich werde jedenfalls "ad libitum" und "zur freien Verfügung" in der gewohnten Weise weiterverwenden, egal, ob da jetzt jemand ein Copyright einklagen möchte.

schweinsnase hat Folgendes geschrieben:
Ich würde es als "alten Hut" unter neuem Namen sehen.

Nein, eben nicht. Es ist ein alter Hut mit altem Namen. Wink

Der Begriff ist in der Tierernährung Standard. Wenn ein Futtermittel, egal welches, zur freien Verfügung steht, wird das gern kurz und knapp "ad libitum" genannt. Auch in der Forschung wird in der Versuchsdurchführung oft schlicht "ad lib" geschrieben. Somit weiß jeder sofort, dass ein Futter zur freien Verfügung stand. Das findet sich oft in Fachliteratur, auch in der englischsprachigen. Bei der Bewertung von Ergebnissen sind die Bedingungen, unter denen man zu diesen gelangte, sehr wichtig. Die Art des Futters ist für den Begriff unerheblich, die Weise wird durch den Begriff beschrieben. Das ergibt sich ja auch aus dem Lateinischen.

Im Gegensatz zu "ad libitum" gibt es den Begriff "portioniert". Auch der kommt aus dem Latein und meint "abgemessen", also eine bestimmte, festgelegte Menge. Üblicherweise wird auch "rationiert" verwendet.

Wer Definitionen nicht mag, kann ja immer eine Umschreibung für seine Vorgehensweise benutzen oder ersatzweise eine eigene Definition "erfinden". Man muss halt aber darauf achten, dass die Art und Weise der neuen nicht einer bereits vorhandenen entspricht. Sonst macht man sich lächerlich.

Man könnte aber z. B. auch ad libitum 2.0 oder ad libitum 2010 sagen - das wäre eine deutliche Unterscheidung. Aber das geht jetzt nicht mehr, weil ich es gerade eben erfunden habe. Die Pressekonferenz mit offizieller Bekanntgabe der Erfindung ist dann nächste Woche...
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schweinsnase77
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Anmeldungsdatum: 18.07.2010
Beiträge: 251

BeitragVerfasst am: 15.09.2010 15:39    Titel: Antworten mit Zitat

Mit altem Hut meinte ich eher das ein Großteil der Tierbesitzer sich nie Gedanken darüber gemacht hat in welcher Form er Wiese anbietet. Mr. Green
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davX
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
Wohnort: Schweiz

BeitragVerfasst am: 24.12.2011 05:28    Titel: Re: Ad-Libitum-Fütterung, alter Hut oder neuer Modebegriff? Antworten mit Zitat

Zum Verständnis von Ad libitum und wie weit in gewissen Kreisen die Bindung dieses Begriffs an eine bestimmte Fütterungsform sich vollzogen hat, möchte ich folgendes Zitat hier einstellen:

Zitat:

Ich schmeiße doch nciht blind 3kg Karotten ins Gehege und nenne das dann ad libitum.

Quelle: http://www.tierpla.net/post194785.html#p194785

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Anmeldungsdatum: 24.10.2011
Beiträge: 119

BeitragVerfasst am: 24.12.2011 14:24    Titel: Re: Ad-Libitum-Fütterung, alter Hut oder neuer Modebegriff? Antworten mit Zitat

davX hat Folgendes geschrieben:
Zum Verständnis von Ad libitum und wie weit in gewissen Kreisen die Bindung dieses Begriffs an eine bestimmte Fütterungsform sich vollzogen hat, möchte ich folgendes Zitat hier einstellen:

Zitat:

Ich schmeiße doch nciht blind 3kg Karotten ins Gehege und nenne das dann ad libitum.

Quelle: http://www.tierpla.net/post194785.html#p194785


Genau das wäre aber ad libitum, nämlich Möhren ad libitum Very Happy
Sehe ich doch richtig, oder?
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LG Una
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davX
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
Wohnort: Schweiz

BeitragVerfasst am: 24.12.2011 15:12    Titel: Re: Ad-Libitum-Fütterung, alter Hut oder neuer Modebegriff? Antworten mit Zitat

Richtig Wink.
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Anmeldungsdatum: 14.12.2008
Beiträge: 187

BeitragVerfasst am: 24.12.2011 15:14    Titel: Re: Ad-Libitum-Fütterung, alter Hut oder neuer Modebegriff? Antworten mit Zitat

So sehe ich es auch. Für mich ist ad libitum eine Mengenabgabe, nämlich unbegrenzte Menge eines Futtermittels oder einer Pflanzenart und keine besondere Fütterungsform. Aber das sehen manche eben anders.

Daher spreche ich eher von einer naturnahen und/oder selektiven Fütterung, wenn ich meinen Tieren verschiedene Futtermittel zu Verfügung stelle, die sie auch in der Natur fressen (egal ob als Hauptfutter, bei Gelegenheit oder nur saisonal) und sie sich dann aussuchen können, was sie gegrade wollen oder brauchen. Damit sie gut selektieren können, ist es notwendig ihnen so viel von diesem und jenem Futter verfügbar zu machen, dass es nicht ausgeht, also quasi ad libitum. Wenn ich meine Tiere beobachte und kenne, weiss ich z.B. dass sie vom Löwenzahn sehr viel fressen und so und so viel am tag brauchen, damit es nicht ausgeht und von Apfel weniger.
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Andreas
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Anmeldungsdatum: 27.02.2009
Beiträge: 1239

BeitragVerfasst am: 25.12.2011 12:28    Titel: Re: Ad-Libitum-Fütterung, alter Hut oder neuer Modebegriff? Antworten mit Zitat

Una hat Folgendes geschrieben:
davX hat Folgendes geschrieben:
Zum Verständnis von Ad libitum und wie weit in gewissen Kreisen die Bindung dieses Begriffs an eine bestimmte Fütterungsform sich vollzogen hat, möchte ich folgendes Zitat hier einstellen:

Zitat:

Ich schmeiße doch nciht blind 3kg Karotten ins Gehege und nenne das dann ad libitum.

Quelle: http://www.tierpla.net/post194785.html#p194785


Genau das wäre aber ad libitum, nämlich Möhren ad libitum Very Happy
Sehe ich doch richtig, oder?


Korrekt ... Wink
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davX
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
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BeitragVerfasst am: 13.04.2015 04:49    Titel: Re: Ad-Libitum-Fütterung, alter Hut oder neuer Modebegriff? Antworten mit Zitat

Ich hab den Eindruck, der Begriff hat zur Zeit wieder Hochkonjunktur.

Und zwar ist es mir auch im Meerschweinchenforum aufgefallen, ein alter Fred, einige mögen sich wohl noch daran erinnern:
Futterdogmen bei meerschweinchen
...und folgt man dann dem Link zum Thread Ad libitum - Fütterung?, dann landet man wieder bei der Kaninchenwiese... der Kreis schliesst sich.

Interessant aber, es scheint mir, dass da offenbar mit diesem Begriff neue Ansichten ins Meerschweinforum gebracht wurden. Das könnte vielleicht auch den Wandel in der Diskussionskultur mit erklären?

Doch ungeachtet dessen, ich sehe die Sache nach wie vor kritisch, meine geäusserten Vorbehalte erachte ich nach wie vor als ein ernsthaftes Problem:
- Es wird ein Modewort für eine bestimmte Fütterungsform geschaffen, das eigentlich sehr viel mehr umfasst (auch wer Pellets nach Belieben fütter, der füttert ad libitum, das Wort sagt mit keiner Silbe aus, dass sowas nun artgerecht oder gesund sein müsste)
- Es verdeckt die eigentliche Wichtigkeit bei der Fütterung auf Vielfalt und Abwechslung und all die anderen Faktoren, welche bei einer naturnahen Ernährung mit Selektion von Bedeutung sind. Ad libitum Karotten ist Frischfutter, ist ad libitum, ist Grünzeug wenn auch Gemüse... aber es ist eben so vieles nicht, es fehlt Abwechslung, Vielfalt, keine Selektionsmöglichkeit, problematische Inhaltsstoffe (Speicherkohlenhydrate sind in grösseren Mengen nicht sehr sinnvoll), Gefahr der einseitigen Ernährung und der Entstehung von gewissen Wirk- und Nährstoffdefiziten usw.
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Andreas
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Anmeldungsdatum: 27.02.2009
Beiträge: 1239

BeitragVerfasst am: 13.04.2015 08:42    Titel: Re: Ad-Libitum-Fütterung, alter Hut oder neuer Modebegriff? Antworten mit Zitat

davX hat Folgendes geschrieben:
- Es wird ein Modewort für eine bestimmte Fütterungsform geschaffen, das eigentlich sehr viel mehr umfasst (auch wer Pellets nach Belieben fütter, der füttert ad libitum, das Wort sagt mit keiner Silbe aus, dass sowas nun artgerecht oder gesund sein müsste)

Korrekt.

Der Begriff "ad libitum" liefert keine Aussage zur Qualität, sondern lediglich zur Quantität. Das ist alles. Ich kann auch Schuhsohlen "ad libitum" verfüttern.
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