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Stereotypien bei Haustieren
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Kaktus
Kaninchen würden Wiese kaufen


Anmeldungsdatum: 14.12.2008
Beiträge: 187

BeitragVerfasst am: 25.12.2008 00:59    Titel: Stereotypien bei Haustieren Antworten mit Zitat

Hallo,

ich würde hier mal gerne über das Thema Stereotypien- speziell bei Nagern und Ninchen diskutieren.

Gibt es eigentlich bei kaninchen auch solche Verhaltensstörungen?
Bei Meerschweinen?

Bei Wühlern, Mäusen etc. ist mir dieses typische In- der- Ecke- Scharren bekannt. Was gibts da noch alles?

Zählt das Radlaufen eigentlich auch zu solch einer Stereotypie?

Ich interessiere mich für das Thema eigentlich erst seitdem ich mein Chin names Viktor habe, der monatelang in einem Aquarium lebte- schätzungsweise 35 cm Länge, ohne Einrichtung, schon immer ohne Artgenossen, ohne Bad, mit Popcorn gefüttert, etc... ich denke das langt--- Sad Shocked )
Ich kaufte ihn damals aus Mitleid und wusste da noch nicht mal, dass es Chinchillas gibt.. nun, daheim zog er erstmal in einen 1-1-0,5m Käfig- alleine. Er zeigte nach kurzer Zeit (nicht sofort!) stark auffälliges Verhalten, wie Bewegungsstereotypien, unkontrolliere Wut-, Panik/Angst- und Rennausbrüche, Gitternagen, etc.

Ich erkundigte mich näher über diese Tiere und kaufte ihm eine größere Voliere und holte ihm einen Partner. Sein Verhalten besserte sich. Eine zeitlang waren die Stereotypien weg, mal ab und zu vorhanden, dann kamen sie wieder im großen Stil.

Ich verfrachtete ihn in eine noch größere Voliere und er lebt nun mit 4 Böckchen zusammen. Er zeigt die Verhaltensauffälligkeiten immer noch, jedoch gibt es auch Ohne-Phasen.

Ich habe wirklich Sorge, dass sich sein Verhalten nach einer Zeit- wie in der Vergangenheit- wieder verschlechtert.

Meine Frage: Stimmt es, dass Stereotypien, wenn einmal ausgebrochen und "eingespeichert"- nie ganz verschwinden?
Bei meinen Rennern erlebte ich eine deutliche Besserung ihres Verhaltens, nachdem ich ihnen immer sehr viel Einstreu und viele Spiel- und Beschäftigungsmöglichkeiten bot. Eine (seltener auch eine zweite) der 3 zeigt jedoch bis heute an manchen Tagen das In-der-Ecke-Scharren-Verhalten.
Gibt es einen Trick, wie man das Tier davon abbringt?
Wenn ich den Viktor in den Auslauf lasse, geht er an manchen Tagen trotzdem gleich wieder rein in den Käfig und benagt das Gitter- obwohl er ja raus kann Question Oft sitzt er auch außerhalb des Käfigs und benagat die Voliere von außen... das ist doch unglaublich, oder? Es kann denn wirklich sein, dass dieses Verhalten nach einer Zeit nichts mehr mit den aktuellen Haltebedingungen zu tun hat, sondern eine automatische Verhaltensweise ist, die unkontolliert und ohne ersichtlichen Grund abläuft? Oder wie eine unheilbare psychische Krankheit ist, die man nur mildern kann?
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Kaktus
Kaninchen würden Wiese kaufen


Anmeldungsdatum: 14.12.2008
Beiträge: 187

BeitragVerfasst am: 25.12.2008 01:49    Titel: Antworten mit Zitat

Hab gerade das hier gefunden:

Zitat:
Je länger eine Stereotypie besteht, umso schwieriger ist es, sie dem Tier nach der Veränderung der Haltungsumstände wieder abzugewöhnen.


Zitat:
Wurden Tiere für sehr lange Zeit deutlich beengt gehalten, legen sie die Stereotype meist nicht mehr ab. Auch im größten Gehege vollführen sie sehr oft stereotype Verhaltensweisen, die sie meist lebenslang nicht mehr ganz ablegen. So rennen beispielsweise Tiere, die lange in kleinen Aquarien gehalten wurden, permanent in etwa auf der Länge des Aquarium im neuen Gehege hin und her, auch wenn sie deutlich mehr Platz zum bewegen hätten.

(Quelle: http://thargoid.net/angelus/doku.phpid=verhalten:verhaltensstoerungen#stereotypie)

Ich denke, das würde in Viktors Fall zutreffen... und zwar ziemlich genau (Aquarium) Evil or Very Mad
[/quote]
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Doro
Fellnase


Anmeldungsdatum: 02.08.2008
Beiträge: 12

BeitragVerfasst am: 25.12.2008 15:16    Titel: Re: Stereotypien bei Haustieren Antworten mit Zitat

Huhu,

mein Mr.X hat, nachdem wir ihn aus dem Tierheim geholt hatten, auch relativ krasse Verhaltensweisen gezeigt. Er kam aus Käfighaltung, war ein Kinderzimmerkaninchen und wurde abgegeben, weil das Kind ein Kaninchen bekommen hat, das ihm besser gefiel. Also landete er im TH Mad . Da er noch 4 Wochen Kastrafrist hatte und zuvor ja auch im Käfig gelebt hat, wollten wir ihn, bis zum Ende seiner Frist auch noch im Käfig lassen und ihn dann im Gehege vergesellschaften. Nachts wurden wir dann wach, weil es permanent gescheppert hat. Wir sind dann hoch ins Arbeitszimmer, da war Mr.X dann damit beschäftigt, an den Gittern zu rütteln und die Käfigstangen - immer von rechts nach links und wieder zurück - zu tackern. Nachdem wir uns das noch zwei Tage angeguckt hatten, haben wir ihn dann doch schon ins Gehege gepackt. Im Käfig hatte er ja nur kurze Ruhephasen, im Gehege wurde es dann etwas besser. Aber auch dort hat er Gitter genagt und die Gehegeelemente teilweise richtig angehoben und wieder runterknallen lassen. Außerdem hat er seine Vorderpfötchen gerupft und war auch durch nichts davon abzubringen. Normalerweise hat er sich nie anfassen lassen, wenn er aber gerade in dieses Verhaltensmuster gefallen war, konnte man ihn streicheln, alles, aber er hat nicht aufgehört. Als dann die Zeit endlich rum war und Klopfi zu ihm gezogen ist, trat das Verhalten nur noch ganz selten mal auf, seitdem er draußen lebt, gar nicht mehr.
Nur als ich die beiden mal wegen Umbaumaßnahmen im Gehege auf die Wiese gesetzt habe, hat er sofort wieder angefangen, die Gitter zu bearbeiten und auch seine Pfötchen mussten wieder dran glauben.

Er ist insgesamt ein ziemlich scheues Tier, sieht Menschen am liebsten von hinten und wenn er sich wirklich mal einparkt und streicheln lässt, kann man sich den Tag im Kalender ganz dick anstreichen. Wenn er keine Lust, Angst oder sonst irgendwas hat, verschwindet er in seinen Gängen, was nicht gerade selten ist. Wir haben gelernt, ihn so zu nehmen, wie er ist und sind froh, dass dieses Zwangsverhalten aufgehört hat.
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Murx Pickwick
Quoten-Kobold


Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 25.12.2008 17:22    Titel: Re: Stereotypien bei Haustieren Antworten mit Zitat

Man muß gerade bei Nagern stark unterscheiden zwischen Stereotypien, die direkt an Platzmangel oder ungeeignete Einrichtung oder ungeeignetes Futter gekoppelt ist, und echten neurotischen Zwangshandlungen ... neurotische Zwangshandlungen, wie z. B. das Koppen bei Pferden, werden meist gar nicht mehr abgelegt, dieses typsiche Pfotenbeißen und systematische Käfiggittertackern bei Kaninchen ist dagegen eine durch Platzmangel + Panik ausgelöste Handlung. Man kann sie bei jedem Kaninchen auslösen, und wenn man bei besonders ruhigen Tieren eben Streßhormone spritzt ...

Kaninchen sind insofern eigentlich eher einfache Tiere, da sie so gut wie keine Schäden durch zu enge Haltung etc zurückbehalten, wenn sie dann endlich artgerecht untergebracht werden. Ganz anders ist das bei Chinchilla ... auch Meerschweinchen können durch falsche Haltung echte Zwangshandlungen (also dauerhafte Stereotypien) zurückbehalten.

Da ich hier Gäste hab, hab ich keine Zeit hier viel drüber zu schreiben - vom Prinzip her, es ist ein äußerst interessantes Gebiet und gleichzeitig eines der traurigsten Kapitel der Heimtierhaltung. Viele Stereotypien werden als normal und niedlich empfunden, etliche Stereotypien oder neurotisches Verhalten sogar künstlich provoziert, weil sie als normal empfunden werden, da sie ausgerechnet vom Verhalten her dem menschlichen Komfortverhalten entsprechen ...
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davX
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
Wohnort: Schweiz

BeitragVerfasst am: 25.12.2008 21:31    Titel: Re: Stereotypien bei Haustieren Antworten mit Zitat

Ich hatte mich vor längerer Zeit mal mit dem Thema beschäftig, insbesondere in Bezug auf Degus. Dabei konne ich auch einiges an Literatur aufspüren und hab versucht das halbwegs verständlich für die Allgemeinheit zusammenzufassen. Hier der Text dazu:
http://degu.re4.ch/ratgeber/verhalten_stoerungen.html

Zitat:

Zählt das Radlaufen eigentlich auch zu solch einer Stereotypie?

Nein, Radlaufen würde ich sagen ist keine Stereotypie. Denn Stereotypien sind monotone Bewegungen ohne Sinn. Ein Tierchen, das sich in einem Rad bewegt, tätigt ja genau genommen keine sinnlose Bewegung.

Zitat:

Meine Frage: Stimmt es, dass Stereotypien, wenn einmal ausgebrochen und "eingespeichert"- nie ganz verschwinden?

DAs würde sich mit meinem Wissensstand decken. Allerdings ist m.E. das Gebiet zu komplex um das pauschal und endgültig zu beantworten.

Zitat:

Man muß gerade bei Nagern stark unterscheiden zwischen Stereotypien, die direkt an Platzmangel oder ungeeignete Einrichtung oder ungeeignetes Futter gekoppelt ist, und echten neurotischen Zwangshandlungen ... neurotische Zwangshandlungen, wie z. B. das Koppen bei Pferden, werden meist gar nicht mehr abgelegt, dieses typsiche Pfotenbeißen und systematische Käfiggittertackern bei Kaninchen ist dagegen eine durch Platzmangel + Panik ausgelöste Handlung. Man kann sie bei jedem Kaninchen auslösen, und wenn man bei besonders ruhigen Tieren eben Streßhormone spritzt ...

Das ist wohl richtig, allerdings wenn Tiere zu wenig Platz haben und daher sich artwidrig verhalten, dann ist das m.E. nicht unbedingt eine Stereotypie.

Apropos Gitternagen, eine interessante Sache ist, dass es sich dabei in vielen Fällen wohl um ein Abreagieren handeln muss. Denn ich konnte öfters beobachten, dass es in Folge auf einen Auslöser passierte. Ich habe in der einen Gruppe Gitternager, die das offenbar als Reaktion auf die andere Gruppe tun, da sie denen nicht an den Pelz können, wird halt Gitter genagt. Insofern scheint es eine Ersatzhandlung zu sein, ebenso wie sie sich gegenseitig angiften und aufeinander los gehen, wenn sie vor dem Gitter der anderen Gruppe stehen, diese riechen und hören, aber die Aggression nicht an ihnen auslassen können. Da müssen dann die sonst so innig geliebten Artgenossen der eigenen Gruppe daran glauben.
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Kaktus
Kaninchen würden Wiese kaufen


Anmeldungsdatum: 14.12.2008
Beiträge: 187

BeitragVerfasst am: 30.12.2008 12:07    Titel: Antworten mit Zitat

Huhu,

David schrieb:

Zitat:
Nein, Radlaufen würde ich sagen ist keine Stereotypie. Denn Stereotypien sind monotone Bewegungen ohne Sinn. Ein Tierchen, das sich in einem Rad bewegt, tätigt ja genau genommen keine sinnlose Bewegung.


Naja, wenn du so argumentierst, würde ich deine Aussage negieren, denn die monotone Laufbewegung während dem radlaufen, ist wohl sinnlos... Ein Sich-sinnlos-im-Kreise-drehen Mr. Green

Warum rennen Tiere denn Rad? Ich meine doch sie tun es mit dem Ziel z.B. aufgrund von Angst, Stress oder Langeweile wegzurennen. Sie raffen es jedoch nicht, dass sie sich bloß nur im Kreise drehen und keine richtigen Strecken zurücklegen.
Meine Lemminge springen aufs Rad, rennen und rennen, springen vom Rad ab, sehen sich um und merken, dass sie immernoch da sind, wo sie zuvor waren und springen deshalb wieder auf Rad und versuchen fortzulaufen... sehr traurig meiner Meinung nach... Und wohl kein Nager der Welt würde diese manische Tätigkeit in freier Wildbahn ausführen.

Meinen Rennmäusen bot ich bewusst kein Rad an. Sie scheinen es auch nicht zu vermissen. Seitdem die Lemminge jedoch getrennt werden mussten, stellte ich ihnen zum Abreagieren und zum Zeitvertreib jeweils eins rein und sie sind sicherlich süchtig danach.

Man könnte vielleicht so argumentieren, dass das radlaufen ein Art der Stereotypie ist, die in dem Fall jedoch auch ihre guten Seiten hat (???)... oder die unser schlechtes gewissen beruhigt, wenn die Tiere sich lieber die Zeit mit Radlaufen vertreiben anstatt in Ecken zu scharren oder am Gitter zu nagen... Vielleicht eine konventionalisierte Stereotypie und somit akzeptiert und gar erwünscht?
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Murx Pickwick
Quoten-Kobold


Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 30.12.2008 14:36    Titel: Re: Stereotypien bei Haustieren Antworten mit Zitat

Zitat:

Warum rennen Tiere denn Rad? Ich meine doch sie tun es mit dem Ziel z.B. aufgrund von Angst, Stress oder Langeweile wegzurennen. Sie raffen es jedoch nicht, dass sie sich bloß nur im Kreise drehen und keine richtigen Strecken zurücklegen.

Warum gehen Menschen in Fitness-Studios?

Das Problem ist, daß fast alle Tiere, die in Wohnungen gehalten werden, daran angepaßt sind, sehr lange Strecken zurückzulegen. Sie sind an kurze Sprints in Highspeed über mehrere Meter angepaßt, Höchstleistungen also, die in unseren Käfigen und Zimmern nicht mal ansatzweise geleistet werden können. Das gesamte Hormon- und Kreislaufsystem ist darauf ausgelegt, kurzfristig richtig gefordert zu werden - wird weder das Hormonsystem noch das Kreislaufsystem über Bewegung stimuliert, werden die Tiere krank, sei es, weil Streßhormone nicht genügend abgebaut werden, sei es, weil das Herz nur noch in einer einzigen Geschwindigkeit schlägt - und zudem noch in einer Geschwindigkeit, die viel zu gering ist, um diesen Muskel genügend zu fordern.

Die Folge sind also Überaggressivität vor allem gegenüber Artgenossen, Kreislauferkrankungen, Verfettung, Thrombosen, gestörtes Fortpflanzungsverhalten usw usf. Ein Laufrad oder ein Laufteller verhindert hier das Schlimmste.

Noch schlimmer sind Tierarten betroffen, wo die Muskelbewegung den Darmtrakt stimuliert. Das ist beispielsweise bei Kaninchen und Pferden der Fall - sie müssen sich viel bewegen, um Koliken zu verhindern. Werden sie dazu gezwungen, durch Käfig- oder Boxenhaltung ruhig zu stehen, nehmen Koliken bei gleicher Fütterung wie mit viel Bewegung signifikant zu. Im Grunde genommen bräuchten Kaninchen in Volieren und in Wohnungen auch Laufteller, nur müßten die einen Durchmesser von mind. 2m haben, damit die Kaninchen überhaupt die Chance haben, mal richtige Fluchtsprünge hinzulegen und nicht nur ein paar Hoppler machen zu können.
Insofern ist die Sportart Kaninhop zumindest eine echte Alternative, auch wenn sie nicht für jedes Kaninchen geeignet ist.
Auch Pferde müßten eigentlich regelmäßig mehrmals am Tag bewegt werden ... ein Rumstehen auf engen Koppeln und Boxen etc belastet ihren gesamten Bewegungsapparat, Bänder, Sehnen etc und dann noch zusätzlich den Verdauungstrakt. In einigen Reitställen hast du deshalb für Pferde so ne Art Führanlagen, wo man Pferde einfach nur reinstellt und dann kann man sie stundenlang im Kreis zwangslaufen lassen - immer noch besser, wie Box, aber halt nix anderes, wie Laufrad und Laufteller für unsere Nager ...

Insofern sind das nur Fitnessgeräte, wie für uns diese ganzen Folterinstrumente in den Fitnesstudios.

Sobald du deinen Lemmingen tatsächlich ca. 40 - 50qm Grundfläche mit Möglichkeiten, zu graben, bieten kannst, gehen sie auch nicht mehr ins Laufrad oder den Laufteller - anders einige (nicht alle, ist nämlich angeboren) Ratten, die mit dem Laufrad aufgewachsen sind, da werden tatsächlich einige laufradsüchtig und benutzen selbst dann noch das Laufrad, wenn sie plötzlich ne ganze Wohnung zum Laufen hätten ... erst das Wegnehmen des Laufrades bewirkt bei diesen süchtigen Ratten, daß sie nach Tagen und Wochen endlich wie normale Ratten die Wohnung erkunden - sobald sie wieder ein Laufrad finden, sind sie da nicht mehr herauszubekommen ... sie nehmen oftmals mit Laufrad auch ab, weil sie einfach nicht mehr genügend fressen und schlafen, um ihrer Sucht zu fröhnen ...
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Kaktus
Kaninchen würden Wiese kaufen


Anmeldungsdatum: 14.12.2008
Beiträge: 187

BeitragVerfasst am: 30.12.2008 18:42    Titel: Re: Stereotypien bei Haustieren Antworten mit Zitat

Hm.. also ich finde, man kann radrennen nicht 1 zu 1 mit dem Fitnessstudio vergleichen. Der Mensch geht dahin wegen gesundheitlichen Problemen wie z.B. Rückenleiden oder weil er seinen Körper aufblasen will. Damit hast du als menschlicher Fitnessstudiogänger ein Ziel vor Augen.
Nur, wenn man als Mensch aus Langeweile mal trainieren geht, ist es vergleichbar.

Für Laufrad als Ersatz für die utopischgroße benötigte Grundfläche um die artspezifischen Verhaltensweise auszuleben, bin ich sicherlich.

Und wenn meine Lemminge blöd im Rad rumrennen und nach dem Aufhören immer irritiert schauen, weil sie immernoch an der selben Stelle stehen und keinen cm weitergekommen sind, finde ich es trotzdem traurig.
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Wieselchen
Freak


Anmeldungsdatum: 24.09.2008
Beiträge: 254

BeitragVerfasst am: 30.12.2008 18:51    Titel: Antworten mit Zitat

Irgendwie finde ich, der Link trennt Verhaltensstörugnen und Stereotypien nicht ganz sauber (Im ersten Absatz ist erst vom einen und dann vom anderen die Rede).
Also eine Stereotypie ist zwanghaftes Verhalten und zählt neben anderem auffälligen Verhalten zu Verhaltensstörungen? Richtig? Question

Auch diese Aussage versteh ich nicht so ganz:
Zitat:
Untersuchungen an Tieren mit Stereotypien weisen darauf hin, dass diese Tiere unter chronischem Stress stehen und die Stereotypien ihr Wohlbefinden beeinträchtigen (Schmoock 2004).

Die Stereotypien beeinträchtigen das Wohlbefinden? Ich hab mir das immer so vorgestellt, dass es immer eine Ausweichhandlung ist. Um Streß abzubauen, als Panikreaktion, aus Langeweile, evtl. auch zur Hormon und Kreislaufstimulation. Und daher auch nicht das Wohlbefinden beeinträchtigt, sondern eher aus einer Beeinträchtigung resultiert.
Und so gesehen sind Stereotypien dann ja auch keine Handlungen ohne Sinn. Sie wären sogar in ganz besonderem Maße Handlungen mit Sinn. Dann ist auch die Argumentation mit dem Laufrad laufen nicht mehr stimmig.

Ich habe auf keinen Fall das Gefühl, dass meine Degus denken nach dem im Laufrad laufen wären sie woanders. Ich denke daher nicht, dass sie wirklich versuchen darin wegzulaufen. Und als stereotype Verhaltensweise würde ich es nur bezeichnen, wenn es wie bei den von Murx beschriebenen Ratten geschieht. Meine Degus rennen auch mal wie verrückt. Aber maximal 6-7 Runden. Dann bleiben sie wieder stehen. Teilweise laufen sie dann wieder los, aber nach einer Weile steigen sie dann aus dem Laufrad aus und machen erstmal etwas anderes.


Im Stall haben wir mittlerweile auch eine Stute stehen die koppt. Sie stand als Jährling! eine ganze Weile alleine in der Box, während die anderen Pferde tagsüber auf die Koppel kamen (keine Ahnung, wie man auf so eine Idee kommt). Nun steht sie mit anderen Pferden im Offenstall, aber die Hoffnung, dass sie mit dem Koppen aufhört, mussten wir begraben. Wenn sie was zum aufsetzten findet, fängt sie immer wieder damit an. Teilweise als Streßreaktion, meistens aber einfach so.

Der Unterschied bei den Führanlagen ist sicher, dass die Pferde nicht stehenbleiben können, wenn ihnen danach ist. Sie müssen immer in einem gleichbleibendem Tempo laufen, bis jemand sie wieder rausholt. Ob das tatsächlich besser ist, da bin ich mir auch nicht sicher. Naja, wenn ich so drüber Nachdenk: eine wenig besser als nur rumzustehen ist es vielleicht schon. Bevor sie dann auf einmal alle paar Tage von ihren Besitzern aus den Boxen gezogen werden und plötzlich Höchstleistung bingen sollen und nachher einen Kreuzverschlag haben. Augenrollen
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Murx Pickwick
Quoten-Kobold


Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 31.12.2008 00:20    Titel: Re: Stereotypien bei Haustieren Antworten mit Zitat

Stereotypien sind spezielle Verhaltensstörungen, aber nicht alle Verhaltensstörungen sind Stereotypien.
Stereotypien zeichnen sich durch ihren Wiederholungscharakter aus - ein in der Natur nicht zu beobachtendes Verhalten wird permanent wiederholt, auch, wenn es dem Tier Schmerzen zufügt. Beispielsweise das Hin- und Herlaufen am Gitter, was etliche Großkatzen zeigen - in Natura laufen sie nur selten dieselben Wege und erst recht nicht ständig, sondern wenn, dann mit mehreren Tagen oder sogar Wochen Abstand und stets anderweitig durch Markieren etc unterbrochen.
Hinter Gittern kann dieses hin- und hertigern zu einer derartigen Manie werden, daß die Großkatzen sich an der Käfigeinrichtung die Beine aufschürfen und trotzdem immer den gleichen Weg nehmen - selbst dann, wenn der Käfig geöffnet wird.

Auch das Koppen bei Pferden ist ähnlich oder der Waschzwang bei Menschen ...

Gitternagen dagegen ist häufig keine Stereotypie, sie verliert sich sofort, sobald die Tiere in die Richtung können, in der sie versuchen, die Gitter zu durchnagen. Nur sehr selten sieht man Gitternagen als Stereotypie - dann wird es allerdings selbst dann noch ausgeführt, wenn die Tiere in riesige Ausläufe kommen und ein Gitter finden. Sie nagen einfach, egal, ob sie sich damit die Zähne ruinieren oder nicht und geben dafür sogar ihr soziales Verhalten auf.
Gitternagen kommt jedoch als sehr häufiges "Fehl"verhalten auf, welches den Tieren sogar regelrecht anerzogen wird - sie bekommen Abwechslung, wenn sie lange genug am Gitter nagen, man redet mit ihnen, man läßt sie vielleicht sogar aus ihrem Käfig raus ... selbst ein mit dem Tier im Käfig reden ist immer noch mehr Abwechslung, wie ein ständig nur still im Käfig hocken und vor sich hindümpeln - da lohnt sich selbst ein Nagezahnzerstörendes Dauergitternagen.

Bei allen Wühlern kann man Schäden am Verdauungstrakt, Muskelschwund, hormonbedingte Schäden und Knochenschäden nachweisen, wenn sie nicht laufen dürfen ... und nicht nur bei ihnen, sondern eben bei einer ganzen Reihe von Nagern (und auch Kaninchen, Pferden etc). Diese können sie sehr erfolgreich verhindern, wenn sie Laufräder oder Laufteller benutzen.
Das scheinbar orientierunglose Daherschauen von besonders auf Geruchssinn ausgelegte Nager dagegen ist eher der gleiche Effekt, wie bei uns das Orientierungslose in der Gegend rumschauen nach der Benutzung eines Karussells ... man muß sich vorstellen, die eigenen Geruchsspuren, die gerade im Laufrad gelegt werden, werden beim Rennen in einem Irrsinnstempo immer wieder wahrgenommen und müssen verarbeitet werden, weil sie so frisch sind - das ist dann ähnlich, wie beim Karussell das schnelle und wiederholte Vorbeiziehen immer der gleichen Lichtsinnesreize, die ja auch in einem Irrsinnstempo vom Sehzentrum verarbeitet werden müssen und beim Menschen zu Schwindelgefühl und teilweise sogar zu Kopfschmerzen führen. Ich denke nicht, daß es was mit der Verwunderung zu tun hat, am gleichen Ort herauszukommen, wo sie angefangen haben zu rennen - doof sind nämlich selbst Lemminge nicht!
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BeitragVerfasst am: 31.12.2008 06:02    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo,

Murx schrieb
Zitat:
Nur sehr selten sieht man Gitternagen als Stereotypie - dann wird es allerdings selbst dann noch ausgeführt, wenn die Tiere in riesige Ausläufe kommen und ein Gitter finden. Sie nagen einfach, egal, ob sie sich damit die Zähne ruinieren oder nicht und geben dafür sogar ihr soziales Verhalten auf.

DAS habe ich ja bei meinem Chin Vitkor beobachtet. Käfig offen etc., aber er will nicht raus und benagt lieber manisch-zwanghaft das Gitter. Oder er verlässt den Käfig und nagt daran von außen weiter. Der scheint dabei auch nicht mehr oder kaum ansprechbar...

Meinst du also, dass die Tierchen wohl raffen, dass sie sich im Kreise drehen und ein Fortwärtskommen undenkbar ist? Mr. Green Wäre zumindest von der Seite her logisch, dass Tiere aus Erfahrung lernen und hier sehen sie ja Tag täglich, dass sie an keinem anderen Ort ankommen... trotz großer Anstrengungen.

Kannst du mir mal ein Buch zu dem Thema empfehlen? Zu Stereotypien und/oder Radlaufen.
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BeitragVerfasst am: 02.01.2009 23:26    Titel: Re: Stereotypien bei Haustieren Antworten mit Zitat

Zitat:

Hm.. also ich finde, man kann radrennen nicht 1 zu 1 mit dem Fitnessstudio vergleichen. Der Mensch geht dahin wegen gesundheitlichen Problemen wie z.B. Rückenleiden oder weil er seinen Körper aufblasen will. Damit hast du als menschlicher Fitnessstudiogänger ein Ziel vor Augen.
Nur, wenn man als Mensch aus Langeweile mal trainieren geht, ist es vergleichbar.

Nun der durchtrainierte Körper... ich glaube das ist eine begnadete Minderheit, welche diesen Durchhaltewillen aufweist um in solch einer Regelmässigkeit ins Fitnessstudio zu gehen um primär den Körper zu trainieren.
Der überwiegenden Mehrheit möchte ich unterstellen, dass sie ins Fitnessstudio aus anderen Gründen geht, primär vermutlich weil es ihnen gut tut oder gerade wer einen Hometrainer hat wird den wohl auch vermehrt dann benutzten, wenn Ausgleich nötig wird (z.B. langes rumsitzen bei schlechtem Wetter) oder Langeweile.
Sicher gibt es auch noch andere Gründe, z.B. Freunde zu treffen etc. das sind dann wiederum soziale Faktoren, die mit dem Fitness an sich wenig zu tun haben. Es könnte sich da gerade so gut um einen Modellbahnverein oder Kleintierzuchtverein handeln, welche diese sozialen Komponenten auch bieten.

Zitat:

Für Laufrad als Ersatz für die utopischgroße benötigte Grundfläche um die artspezifischen Verhaltensweise auszuleben, bin ich sicherlich.

Dem ist aber nicht so. Ein Laufrad kann nie Ersatz sein für fehlende Grundfläche, es kann aber die Not lindern, wenn die nötige Fläche nicht angeboten werden kann.

Im Übrigen ich biete in meinen Käfigen auch keine Laufräder an.
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Kaktus
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Anmeldungsdatum: 14.12.2008
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BeitragVerfasst am: 03.01.2009 03:17    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Ein Laufrad kann nie Ersatz sein für fehlende Grundfläche, es kann aber die Not lindern, wenn die nötige Fläche nicht angeboten werden kann.


So war es auch gemeint Wink
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BeitragVerfasst am: 03.01.2009 13:13    Titel: Re: Stereotypien bei Haustieren Antworten mit Zitat

Ja das dachte ich mir, aber es schadet wohl auch nicht, wenn ich das nochmals erwähne.
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BeitragVerfasst am: 03.01.2009 13:28    Titel: Antworten mit Zitat

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