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Perverse Agrarpolitik

 
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davX
Team


Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
Wohnort: Schweiz

BeitragVerfasst am: 04.04.2007 20:26    Titel: Perverse Agrarpolitik Antworten mit Zitat

Ja, das gibt mir wirklich zu denken, was ich da über die Agrarpolitik gelesen habe. Nun, worum geht es?
Ich lese zur Zeit von Angres, Hutter und Ribbe das Buch "Futter fürs Volk. Was die Lebensmittelindustrie uns auftischt". Dort gibt es auch Äuserungen zur deutschen und europäischen Milchwirtschaft... ein haarsträubendes Thema.

Wir haben einerseits eine Steigerung der Leistungsfähigkeit, die Verwahrlosung von Grünflächen und ein schon fast krankhafter Trieb zu mehr Effizienz und mehr rauszuholen aus den Kühen und Wiesen. Dazu kommt eine Subventionspolitik von exportierten Milchprodukte, welche in der Welt zu Dumpingpreisen abgesetzt werden.

Sowas bleibt nicht ohne Folgen:

Zitat:

Die Aufgabe der Heunutzung zugunsten der rationellen Grassilagebereitung hat auch Folgen für die Natur. Da der Grasschnitt für die Silagenutzung zeitlich früher erfolgt, werden beispielsweise Vögel gestört, die in den Wiesen brüten. Sie wandern ab oder können sich nicht mehr in einer für den Fortbestand der Art ausreichend grosser Zahl vermehren. Auf Flächen, die zu Silagezwecken genutzt werden, findet man immer weniger Wiesenblumen, weil die bunten Kräuter schon abgeschnitten werden, bevor die Blüte beginnt. Und auch die höheren Stickstoffgaben auf Silageflächen wirken sich negativ auf die Kräuter- und Blumenvielfalt aus.

Quelle: Angres, V. Hutter, C. Ribbe, L. (2006): Futter fürs Volk. Was die Lebensmittelindustrie uns auftischt. Droemersche Verlagsanstalt, München.


Doch damit nicht genug. Die Agrarreform der EU zwingt die Bauern noch effizienter zu produzieren, kleine Betriebe sterben aus, wer überleben will muss ausbauen und die Produktion steigern und das bei einem ohnehin übersättigten Markt!
Doch den absoluten Hammer fand ich folgende Passage:

Zitat:

Zu "unkontrollierbar" sei die Futter- und damit die Nährstoffaufnahme draussen in der Natur, und ein "zu kompliziertes Weidemanagement" rechnen die Betriebswirtschaftler den Bauern vor. Lasst lieber die Kühe im Stall, holt das Gras oder noch besser den ertragreichen Mais, macht daraus Sillage und legt diese den Kühen das ganze Jahr über auf den Futtertisch, so lauten deren Ratschläge.

Quelle: Angres, V. Hutter, C. Ribbe, L. (2006): Futter fürs Volk. Was die Lebensmittelindustrie uns auftischt. Droemersche Verlagsanstalt, München.

Die Folgen sind fatal: Wiesen und Weiden bleiben zunehmend ungenutzt, da die Kühe von der Weide in grosse, moderne Ställe verschoben werden, welche zudem mit Steuergeldern subventioniert werden. Die Wiesen werden mit Fleischrindern bewirtschaftet oder mit EU-Subventionen aufgeforstet. Wertvoller und touristisch bedeutender Lebensraum verschwindet und es werden Maisanbau und Aufforstungen unterstützt, anstatt die Nutzung von Grünland. Dass es aber auch anders geht, zeigt Dänemark. Dort sind Milchquoten an eine Obergrenze an Kühen pro Hektare Grünfläche gebunden.

Wenn ich sowas lese, macht mich das einfach nur wütend. Wieso muss stets die Rendite an vordersten Stelle stehen auf Kosten von der Lebensqualität unserer Nutztiere und auf Kosten der Qualität und unserer Umwelt... Warum?? Evil or Very Mad
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Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 4622
Wohnort: Runkel

BeitragVerfasst am: 04.04.2007 23:30    Titel: Re: Perverse Agrarpolitik Antworten mit Zitat

Weil es einen Staat gibt, der aus Leuten gebildet wird, die keine Ahnung haben - insbesondere von Agrarwirtschaft.
Weil Politiker Berater brauchen, die viel Ahnung haben - aber aus der Wirtschaft kommen.
Weil eine perfekte Selektion zu angepaßten Großbauern stattfindet - wenige Großbauern sind leichter zu kontrollieren wie viele Kleinbauern.
Weil speziell in Deutschland die Milch aus dem Kühlregal kommt und die Eier von Aldi sind - wozu brauchts da noch Rinder und Geflügel?

Es geht übrigens in allen Bereichen so ...
- da werden in Brandenburg in einem Naturschutzgebiet ein Riesenschweinemastbetrieb genehmigt, wo jetzt schon absehbar ist, daß er die Gegend großräumig verpesten wird
- da wird von der CDU darauf hingearbeitet, die sowieso schon so unzureichende Kennzeichnung von GVO-haltigen Lebensmitteln abzuschaffen, trotzdem bekannt ist, daß ein Großteil der Bevölkerung gegen ein solches Ansinnen ist.
- da werden selbst in Deutschland Versuchsflächen und Anbauflächen für GVO genehmigt.
- da werden Masthendl- und Legehennenlinien gezüchtet - leider hat man das Geschlecht noch nicht so gut im Griff und schmeist bei den Legehennen die männlichen gesunden Eintagsküken weg, bei den Masthendllinien die weiblichen gesunden Eintagsküken - und das in Deutschland, wo eine Tötung eines Tieres ohne triftigen Grund ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz ist
- da wird die Vogelgrippe aufgebauscht zu einer Krankheit, die angeblich über den Vogelzug verbreitet wird - leider aber lassen sich mit Vogelgrippe angesteckte Menschen nur rund um Riesenmastbetriebe für Geflügel nachweisen und die für Menschen tödliche Vogelgrippe verbreitet sich zudem auch noch merkwürdigerweise über die Handelswege des Menschen und nicht über die Zugwege der Vögel ... trotzdem wird am Bodensee während des Vogelzuges eine Einstallungspflicht für Geflügel aller Art ausgesprochen
- die FAO stellt fest, daß Kleinbauern in Asien gesundes Food für die Menschenmassen dort produziern und ohne große Schädigung der Umwelt und ohne Nutzung von für Ackerland geeignetes Land Fleisch produzieren. Dann kommt eine Massengeflügelindustrie, die Vogelgrippe und schon sind Kleinbauern nicht mehr schützenswert sondern müssen als Reservoir für Vogelgrippe zum Aufgeben gezwungen werden
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Marx ist die Theorie
Murx ist die Praxis!

Ich habe es endlich amtlich (Mitgliedsausweis der Piratenpartei):
"Der Besitzer dieses Dokumentes ist berechtigt, sich seines Verstandes zu bedienen, Informationen zu produzieren, replizieren und konsumieren, sich frei und ohne Kontrolle zu entfalten in Privatsphäre und Öffentlichkeit.

Behinderung dieser Rechte wird geahndet durch die Piratenpartei Deutschland"
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