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Querdenker, ein paar Gedanken

 
   Degupedia-Forum » Allgemeinwissen » Querdenker, ein paar Gedanken Alle Zeiten sind GMT + 2 Stunden
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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
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BeitragVerfasst am: 09.08.2014 22:35    Titel: Querdenker, ein paar Gedanken Antworten mit Zitat

Huhu,

Querdenken ist unbequem und für einige wohl mühsam. Für andere ist es eher wie das Salz in der Suppe und nur schon der Gedanke, es so zu tun müssen, wie alle es tun, weil es erwartet wird, öde. Eine generelle Wertung scheint so gesehen deplaziert, mehr noch, wenn man es konsequent weiterdenkt, wird das offensichtlicher:
1. wenn alle Querdenken, wird das Querdenken zum Mainstream und die Verhältnisse kehren sich
2. gibt es oft einen schmalen Grat zwischen Genie und Verrücktsein, zwischen konstruktivem Querdenken und verkorkstem Querdenken, das schon in Richtung Querschlagen geht oder als konkretes Beispiel, nehmen wir Warnungen vor Klimawandel und sagen wir Artensterben, sagen wir in den 1980er Jahren. Für den Mainstream damals kein Thema, wenn dann Spinnerei. Aber was hat sich da geändert an den Fakten, ausser dass wir mehr Gewissheit haben? Eigentlich wenig. Auf der anderen Seite Verschwörungstheoretiker, die Gefahren und Gespenster sehen, wo nicht unbedingt etwas da ist. Müssen wir sie ernst nehmen? Die Personen vielleicht schon, aber dann eher, dass sie zu einem Problem werden könnten, wenn man sie nicht mehr in die Gesellschaft integrieren kann, sie ignoriert und ihnen das Gefühl gibt, dass sie zu drastischeren Methoden greifen müssten, damit man sie nicht mehr ignoriert.


Ich bekenne mich an dieser Stelle, ich lese gerne zwischendurch auch mal eine richtige Zeitung und sehe die Gratiszeitungen, die wir hier haben, sehr zwispältig. Letzthin war in der NZZ eine Serie drin über Querdenker. Eine Serie mit Interviews zu interessanten Leuten, welche mich anregte, selbst auch mal Gedanken dazu zu machen.
Ich fand es richtig erfrischend, wieder mal etwas zu lesen, das sich nicht mit dem Mainstream und dessen typischen Mechanismen beschäftigt. Viele Leute in der Öffentlichkeit sind stark abhängig von der öffentlichen Wahrnehmung, noch mehr bei Politiker, deren Popularität von kurzfristigen Massnahmen und Publicity lebt, heute hochgelobt und morgen vielleicht wegen einem kleinen Ungeschick, das sich dank schlechter Kommunikation aufbauscht, geschmäht und Buhmann der Nation.

Doch was sind die Mechanismen im Detail, welche den Mainstream von den Querdenker unterscheidet? Ich habe versucht, das mal ein bisschen zu sortieren:

1. Schnelllebigkeit
Kurzfristige Ziele und Planung beherrscht unseren Alltag und unsere Gesellschaft. Auch die Politik denkt oft genug eher recht kurzsichtig. Nur schon was ein paar Jahre zurück liegt, befindet sich oft in weiter Ferne und scheint aus den Erinnerungen ausgelöscht zu sein. Das Lernen aus der Vergangenheit findet oft genug nicht statt, selbst in Politik und Wirtschaft.
Es ist schwierig, dass man sich bewusst von dieser Schnellebigkeit und dem kurzfristigen Denken loslösen kann und den Denkhorizont nicht bloss auf wenige Wochen, Monate oder die Legislaturperiode usw. setzt. Natürlich braucht es auch die kurzfristige Planung, aber wer sich auf die Leistungsspirale, die immer höher, schneller, mehr Leistung geht, der wird am Schluss unzufrieden, frustriert sein oder gar ein Burnout erleiden.

2. Soziale Verstärker
Unser Weltbild entsteht in erster Linie auch durch Beeinflussung von aussen, durch Kritik, Meinungsaustausch und Wahrnehmung. Besonders stark wirken heute Gratismedien (Gratiszeitungen, Boulevard Internetseiten), deren Ausrichtung eben auch wieder leistungsorientiert ist. Was heute zählt sind Emotionen, das verkauft sich gut (bei Gratiszeitungen/medien heisst verkaufen, dass durch die Leserzahlen mehr Werbung verkauft werden kann, die Leser zahlen also mit ihrer Aufmerksamkeit und potenziellen Kaufinteresse für die Werbung/beworbenen Produkte).
Besonders krasse Verstärker sind zudem auch soziale Netze, allen voran Facebook, das für seine aufdringliche Werbung bekannt und berüchtigt ist. Auch Twitter soll stark auf Werbung setzen, habe ich kürzlich gelesen, kenne es aber persönlich nicht. Auch Youtube setzt bei Videoclips gerade auf dem Handy stark auf Werbe-Intros,... usw.
Doch ich weiche ab, die Werbung ist hier nur ein Nebenschauplatz (obwohl Werbung beeinflusst die Massen, siehe aggressive Werbung à la Zalandoo, dessen Kampagnen m.E. von den potenziellen Zielgruppen mit Ignorierung abgestraft hätten sollen).
Neben der Emotionalisierung gibt es noch einen zweiten wichtigen Faktor, der gerade in den sozialen Medien greift. Die Benutzer sollen selbst mitbestimmen und sich als Experten aufspielen können. Jeder kann zu allem seine Meinung sagen und alle können es lesen. Der virtuelle Mob darf sich gerne auch in eine Sache reinsteigern ohne dass er sich seinen Auswirkungen bewusst sein muss und entsprechende Verantwortung dafür zu tragen. Was anderes sind natürlich berechtigte Shitstorms als Reaktion auf Unternehmen usw. die sich daneben benehmen. Natürlich können auch Onlinekommentare teilweise wertvolle Hinweise enthalten, aber wenn das Diskussionsniveau sich auf der Höhe eines Stück Brots bewegt, und der einzige Sinn im Fortführen (lassen) der Diskussion der Emotionalisierung von Themen geht, welche dem sozialen Netzwerk Aufmerksamkeit geben, da ist jeder auf sich gestellt, Eigenverantwortung zu übernehmen. Umgibt man sich mit gedanklichem Müll, darf man keine geistigen Höhenflüge erwarten, in diesem Sinne tut man gut daran, dass man sich dann von solchem Zeug distanziert.

3. Ungeschriebene Gesetze
Wer kennt den Spruch nicht? "Das haben wir schon immer so gemacht" In gewissen Situationen mag er legitim sein und vermag wohl auch einer kritischen Prüfung standhalten. Oftmals ist das aber auch ein Zeugnis von Bequemlichkeit oder mehr noch, das Resultat eines blinden Fleckes. Solange niemand auf ihn bewusst hindeutet und ihn thematisiert, bemerkt ihn niemand, und wird so quasi ausgeblendet.
Es ist also legitim Dinge zu hinterfragen, nicht zwanghaft alles, weil man dann irgendwann zu gar nichts mehr käme (bzw. man wäre dann irgendwann bei Verschwörungstheorien, Ufos, Klimalügner & Co.). Aber es schadet grundsätzlich nicht, wenn man mal etwas mehr und etwas tiefer hinterfragt und sich dazu Gedanken macht. Freilich muss man irgendwie auch mit den aufgeworfenen Fragen zurechtkommen, denn es bringt nichts, wenn man am Schluss voller Selbstzweifel nicht mehr weiss, was man glauben soll, da die einen dies und die anderen jenes sagen. Gesunder Menschenverstand und auch auf das eigene Herz hören, ist da oft auch wichtig und gewisse Fragen sind vielleicht auch gar nicht so wichtig, ob wir diese letztendlich mit Gewissheit beantworten können.

Wer gewissenhaft ist und Dinge nicht nur hinterfragt, sondern es genau wissen will, der wird letztlich auch wissen, wie wichtig es ist, dass man versucht Quellen zu überprüfen. So manche Information entpupt sich bei genaueren Nachforschungen als falsch weitergegeben, falsch zititiert oder interpretiert oder es kommt sogar aus, dass vermeindliche Quellen sich in Luft auflösen und vielleicht alles nur erfunden wurde oder auf einer sehr vagen Grundsubstanz fundiert, die mit dem Endprodukt herzlich wenig zu tun hat.

Querdenken ist letztlich also etwas, das schon immer nicht einfach war, früher wie heute. Wer es tat und tut, der wandelt auf einem schmalen Pfad zwischen der Beeinflussung und dem Abdriften zum Mainstream (welche übrigens auch bei der Kommerzialisierung oftmals ein Problem ist) und dem Abdriften in den Irrsin. Um es ein bisschen böse auszudrücken, so kann ein bisschen "Dummheit" auch ein Segen sein, denn muss sich um viele Probleme keine Sorgen machen, ganz einfach, weil man sich damit nicht beschäftigt. Und noch etwas, man kann das Querdenken auch destruktiv verwenden, sei es absichtlich oder nicht, wenn Prozesse immer noch effizienter gestaltet werden und die Menschen mehr und mehr Sklaven des Leistungsdrucks werden, so brauchte es auch erst mal Leute, die den Fortschrittsglauben vorantrieben, sprich Querdenker, die was ändern wollten.
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Anmeldungsdatum: 23.07.2005
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BeitragVerfasst am: 10.08.2014 20:13    Titel: Re: Querdenker, ein paar Gedanken Antworten mit Zitat

Das Gegenteil von Querdenker ist nicht Mainstreamdenken, sondern Lineardenker ... gibt einfach zwei mögliche Methoden, wie ich ein Problem löse.
Methode 1:
Ich schau mir das Problem an, gucke im Handbuch nach und führe die Anweisungen Schritt für Schritt aus ... oder aber, ich schau mir das Problem an, erkenne, daß ich ein ähnliches Problem schonmal hatte und gehe Schritt für Schritt die gleichen Schritte, bis ich das Problem als gelöst betrachten kann.
Oder aber, wenn es um Meinungen geht, ich nehme eine Meinung an und verfolge sie sehr konsequent, ohne abzuweichen.
Das kann durchaus auch eine Verschwörungstheorie sein oder ein sehr exotischer Gedankengang ...

Methode 2:
Ich gehe davon aus, das Problem hat viele Seiten ... und versuche, jede Seite mir anzuschauen. Dann erst bilde ich diverse Theorien, die ich beliebig miteinander verknüpfe - oder auch nicht und suche mir aus der Vielzahl der Lösungsschritte, die sich daraus ergibt, die Lösungsschritte heraus, die mir am praktikabelsten vorkommen. Weiterhin verknüpfe ich alle möglichen und unmöglichen Daten miteinander - dabei brauchen die nicht mal was miteinander zu tun zu haben, im Lösungsprozeß werd ich schon rausfinden, ob da tatsächlich ein Zusammenhang besteht, oder ob es sich um ungültige Lösungsvarianten handelt.
Oder aber, wenn es um Meinungen geht, ich bastel mir verschiedene Hüte, schreibe auf jeden Hut eine gänzlich andere Meinung zum Thema und zieh mir einen Hut nach dem anderen an und beleuchte mein Thema aus diesen absolut unterschiedlichen Meinungsbildern und komme so zu neuen Erkenntnissen und Meinungen - oder auch nicht ...
Das geht auch mainstreammäßig und primitiv, denn, wenn ich parallelel durcharbeite, ob ich mir lieber die Nike-Schuhe anziehe, weil die ja besser sind, oder lieber meine Adidas aus dem Schrank hole, weil die halt besser sind, dann ist das erstmal auch querdenken ... immerhin arbeite ich parallel mit zwei unterschiedlichen Meinungen, denn nur einer der beiden Schuhmarken kann besser sein ... und die will ich anziehen.

Querdenken hat also eher was damit zu tun, auf die Idee zu kommen, von Sensen und Lederverarbeitung auf Zahnabschliff zu schließen, als mit Mainstream oder Nichtmainstream ...

Etwas anderes ist das Hinterfragen ... denn wenn ich anfange, zu hinterfragen, warum eigentlich die Adidas besser sind wie die Nike, komme ich vielleicht zu dem Schluß, daß keine dieser Marken wirklich besser ist ... nicht mal anders ist ... also außer dem Markennamen da drauf ... und das könnte zu sehr mainstreamunbotmäßigem Denken führen, nämlich dem Hinterfragen, warum soll ich überhaupt Schuhe einer bestimmten Marke kaufen, warum nicht einfach alle Schuhe, auch die Nameless und markenlosen, miteinander vergleichen und die tatsächlich für mich Geeigneteren raussuchen, egal welche Marke sie haben?

Mit Hinterfragen komm ich zwar auch schnell auf Verschwörungstheorien etc - aber ich komme noch schneller beim Hinterfragen der Verschwörungstheorien zum Schluß, daß andere Theorien mit weitaus weniger Annahmen auskommen und damit Verschwörungstheorien vielleicht doch nicht ganz das Gelbe vom Ei sind ... da komm ich übrigens wiederum unabhängig von der Denkweise, unabhängig vom lateralen Denken (also querdenken) oder linearen Denken drauf ...
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Ich habe es endlich amtlich (Mitgliedsausweis der Piratenpartei):
"Der Besitzer dieses Dokumentes ist berechtigt, sich seines Verstandes zu bedienen, Informationen zu produzieren, replizieren und konsumieren, sich frei und ohne Kontrolle zu entfalten in Privatsphäre und Öffentlichkeit.

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Anmeldungsdatum: 08.06.2004
Beiträge: 8494
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BeitragVerfasst am: 11.08.2014 05:03    Titel: Re: Querdenker, ein paar Gedanken Antworten mit Zitat

Nun, das Problem ist, dass querdenken nicht zwingend laterales denken heissen muss, denn im ursprünglichen Sinne war es eben keine positive Wertung. Was du hier nennst ist ja im grossen und ganzen auch bei Wikipedia erwähnt:
http://de.wikipedia.org/wiki/Laterales_Denken

Ich habe daher mal etwas weiter gesucht, denn mein Verständnis von Querdenken war bisher nicht zuletzt auch, dass man eben es nicht so macht wie alle anderen, sondern sich den Konventionen quer stellt... et voilà:
http://www.zeit.de/2011/02/C-Quereinsteiger

Zitat:

Auch das zeichnet einen Querdenker aus: » Er verweigert sich den Konventionen und hat Spaß am Widerspruch«, sagt Andreas Schönemann, Personalberater bei der Pape Consulting Group.
(Hervorhebung von mir)

und mehr noch:
Zitat:

Seiner Erfahrung nach gelangen Querdenker und Quereinsteiger nach wie vor eher zufällig in ein Unternehmen. Nur selten bekommt er den Auftrag von einer Firma, einen Menschen mit den entsprechenden Eigenschaften gezielt zu suchen. Im Gegenteil. Fast immer soll Schönemann jemanden vermitteln, der perfekt in das bestehende Team hineinpasst: Durchschnittlichkeit auf hohem Niveau.
(Hervorhebung von mir)

Und was ist Durchschnittlichkeit gross anderes als Mainstream? Wink

Natürlich ist das jetzt auf unsere Gesellschaft gemünzt und wir könnten uns auch einfach mal querdenkend vorstellen, was wäre wenn die grosse Mehrheit Querdenker wäre und eben nicht harmonisch, angepasst... es wäre letztlich auch Durchschnitt, aber eben nicht das was gemeint ist im Kontext. Anders gesagt, theoretisch mag dieser Perspektivenwechsel durchaus relevant sein, aber in dem Zusammenhang hier und in dem Zusammenhang, in welchem ich das Thema aufgegriffen habe, ging es mir gerade auch um den Zusammenhang zwischen Querdenken und dem Zustand in der Gesellschaft, den wir haben. Ich denke auch, wenn wir alles Querdenker hätten, sprich das das Normale wäre, dann wären Lineardenker sehr wichtig und dann wäre dies für viele Leute mit viel Anstrengung verbunden, da dies dann einen Perspektivenwechsel bedeuten würde, diszipliniert und konsequent Dinge der Reihe nach durchzudenken und nicht sprunghaft und sich in "was wäre wenn" Überlegungen verirren usw.

Zitat:

Querdenken hat also eher was damit zu tun, auf die Idee zu kommen, von Sensen und Lederverarbeitung auf Zahnabschliff zu schließen, als mit Mainstream oder Nichtmainstream ...

Ja es ist um die Ecken denken, aber letztlich hat es auch wieder was mit Mainstream und Nichtmainstream zu tun, und zwar muss man da eben auch wieder um die Ecken denken. Klar, auf den ersten Blick und linear gedacht, hat das nichts miteinander zu tun. Aber wenn du immer die gleichen Informationen hast, dir viele Informationen nicht zur Verfügung stehen usw. dann fehlt dir die Möglichkeit Zusammenhänge zu finden, bei denen man um die Ecke denken muss. Am besten geht es übrigens wenn man diesen vereinfachten Mainstream in Kombination mit anderen Medien hat, die die Dinge differenzierter betrachten, dann erst fällt der Unterschied erst richtig deutlich auf und man fängt an zu überlegen, moment mal, wieso wissen die einen einfach die Lösung des Problems und wieso ist es bei ihnen so einfach, während die anderen, die sehr viel mehr Aufwand treiben letztlich dann nicht zu so einem eindeutigen Resultat kommen, ja vielleicht letztlich zu einem deutlich anderen Ergebnis gelangen?

Beispiel:

BILD: Die Griechen sind faul, die machen Schulden und leben aufKosten von uns Deutschen

Differenziertere Medien: Zum Schulden machen braucht es zwei, warum hat Deutschland den Griechen immer mehr Geld gegeben, ohne dass man auch darauf achtete, dass das auch zurückbezahlt werden kann? Und warum exportiert Deutschland so viel mehr als es importiert und achtet nicht mehr auf ein ausgeglichenes Export-Import-Verhältnis? Hat nicht vielleicht auch Deutschland seine Pflichten vernachlässigt und trägt deshalb seinen Teil Mitschuld an der Misere?

Das ist übrigens auch ein wichtiger Aspekt des Querdenkens, dass man sich neue Ideen, neue Erfahrungen holt und nicht bei dem, was man hat und weiss stehen bleibt. Ich reise beispielsweise gerne, weil ich neue Anregungen bekomme, weil ich Dinge sehe und beobachten kann, die mir sonst verborgen bleiben würden. Und mich interessieren verschiedene Themengebiete und ich versuche Vergleiche zu ziehen.

Und noch etwas finde ich ziemlich wichtig, weil es bei komplexen Themen teilweise doch recht schwierig ist, sie zu verstehen, es kann sehr helfen, wenn man versucht die Themen zu vereinfachen, auf ihre Quellen und Wurzeln zurückzuführen, zur ursprünglichen Idee die dahinter steht.

Zum Beispiel die moderne Wirtschaft, das Geld, der Finanzsektor, wozu ist das alles gut? Die kapitalistische Lesart wäre ja, das ist die Lebensader der Zivilisation, ohne Geld kein Fortschritt, kein Wohlstand usw. Die kapitalkritische wäre, dass dies alles die Wurzel alles Übels wäre: Wirtschaft und Geld abschaffen und wir hätten viel weniger Probleme. Diverse Naturvölker konnten schliesslich auch Tausende von Jahren ohne existieren... Tatsächlich? Dann überspitzen wir mal die beiden Ideologien. Geld als die Basis unserer Gesellschaft, wenn es doch so wichtig wäre, warum legen nicht alle Leute ihre Arbeit nieder und siedeln sich im Finanzsektor an, handeln, spekulieren usw.? Das Geld arbeitet ja, man muss es nur klug anlegen. Moment mal, was war eigentlich der ursprüngliche Gedanke dahinter? Es ging doch ums Tauschen, dass man sich die Arbeit teilen kann und nicht alles selbst machen muss. Das Geld wurde dabei zu einer Art Lückenbüsser, der dem einfacheren Tausch dient, aber ursprünglich war es nicht vorgesehen, sprich der ganze heutige Finanzsektor hat seine Aufgabe absolut aufgebläht und erledigt heute Dinge, die absolut unnötig wären und letztlich nur Geld und Ressourcen brauchen, ohne einen Dienst an die Gesellschaft zu leisten. Auf der anderen Seite ist jeder Tausch Wirtschaft, so haben also auch die Naturvölker seit eh und je Handel und eine gewisse Form von Geld/Bezahlung gehabt. Es war aber viel mehr der Umgang damit, der letztlich das ausmachte, was zwischen unserer Wahrnehmung von Gut und Böse unterscheidet. Auch damals konnte ein Stammmitglied einen Tauschpartner über den Tisch ziehen, allerdings waren die Kontrollmechanismen wahrscheinlich in der Regel besser, da Gesellschaft und der nahe Kontakt dazu führten, dass niemand einfach so in die Annonymität abtauchen konnte.

Auch das Märchen mit dem nötigen ständigen Wirtschaftswachstum lässt sich durch Vereinfachungen und Parallelen recht einfach durchdenken. Eine Wirtschaft, die immer mehr produzieren muss und mehr Gewinn machen muss, bedeutet erstens, dass auch der Konsum im gleichen Masse steigen muss und somit die Ressourcennutzung (oder verschwendung) und zweitens bedeutet mehr Gewinn, dass an einer anderen Stelle auch mehr Verlust bzw. Schulden enstehen muss. Wer jetzt einen Garten hat, der nicht sehr gross ist oder seine Pflanzen gar in Töpfen pflegt, der wird wahrscheinlich sehr schnell begreifen, was diese Idee des unbegrenzten Wachstums bedeutet, erstens verdrängt er alles andere, das noch da wachsen will, sprich Vielfalt ade, zweitens wird der Platz irgendwann zu eng. Überhaupt ist ein Blick in die Natur und die Gesetzmässigkeiten, die dort herrschen oftmals ein erhellender Einblick um Mechanismen besser zu verstehen. Z.B. Populationsdynamik, die Bedeutung des Fremden und Strategien im Umgang damit (z.B. Territorialität), Nischenprinzip, etc.

Zitat:

Etwas anderes ist das Hinterfragen ... denn wenn ich anfange, zu hinterfragen, warum eigentlich die Adidas besser sind wie die Nike, komme ich vielleicht zu dem Schluß, daß keine dieser Marken wirklich besser ist ... nicht mal anders ist ... also außer dem Markennamen da drauf ... und das könnte zu sehr mainstreamunbotmäßigem Denken führen, nämlich dem Hinterfragen, warum soll ich überhaupt Schuhe einer bestimmten Marke kaufen, warum nicht einfach alle Schuhe, auch die Nameless und markenlosen, miteinander vergleichen und die tatsächlich für mich Geeigneteren raussuchen, egal welche Marke sie haben?

auch wenn das jetzt vielleicht etwas offtopic ist, aber die Idee hinter dem Markendenken ist eigentlich auch recht einleuchtend:
Gehe ich davon aus, dass Entscheidungen treffen und Zeit nehmen auch Ressourcen sind, die ich nicht unbegrenzt habe, dann ist es sinnvoll, wenn ich Anhaltspunkte habe, um meine Wahl auf eine sinnvolle Auswahl einschränken zu können. In der Natur wäre das gängige Muster etwa wie folgt: Pflanze a, b, c kenne ich, habe ich Erfahrung damit, also konzentriere ich mich hauptsächlich auf die und probiere vielleicht vorsichtig das eine oder andere Neue bei Gelegenheit noch aus. Mit Marken verknüpfen wir auch Erfahrungswerte, es sind abstrakte Schubladen, Kategorien, die uns helfen, Entscheidungen zu vereinfachen. Natürlich hat das auch Nachteile, billige Schuhe haben vielleicht sehr unterschiedliche Qualität, mal treffen wir ein Schnäppchen, das billig ist und genau die gewünschte Qualität liefert, mal ist es der absolute Reinfall. Unter Umständen können wir aber mit etwas Geschick und Risikofreude einiges an Geld sparen, müssen aber auch damit leben, dass wir mal Pech haben. Bei den Marken dagegen ist die Qualität in der Regel meist besser einschätzbar, man bezahlt oft auch dafür dann eben auch ein gutes Stückl drauf, dafür bekommt man etwas Bequemlichkeit und Vereinfachung als Gegenleistung und je nach dem ist eine Marke eben auch ein Statussymbol, man bezahlt für den Namen, für das Ansehen, das die Marke und man als Käufer hat.
Bei den Pflanzen ist das übrigens ähnlich, nehmen wir an, eine Frucht die ist billig und einfach in der Beschaffung, da ist die Nachfrage gross und es wird wohl letztlich schwierig, sie zu bekommen. Steigt der Aufwand, dann steigen die Chancen, für den, welcher den Aufwand treibt, weil der Aufwand auf der anderen Seite viele wieder davon abhält. Und wenn man dann noch denkt, dass Geld eine ähnliche Funktion hat, wie der betriebene Aufwand, dass eine Furcht, die nur schwer und unter Risiko oder viel Aufwand beschafft werden kann, dann steigt sehr wahrscheinlich mit dem Beschaffen oder Besitzen dieser Frucht das Ansehen in der Gruppe, sprich durch den Aufwand, welcher die Verfügbarkeit stark einschränkt, verleiht sie Exklusivität und in gewissem Sinne die Funktion eines Statussymbols.
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BeitragVerfasst am: 11.08.2014 15:40    Titel: Re: Querdenker, ein paar Gedanken Antworten mit Zitat

Am Anfang eines jeden komplexen Themas stehen die genauen Definitionen der Worte, die verwendet werden sollen und eventuell mißverstanden werden könnten ...
Der Erfinder des Wortes laterales Denken hat dies getan ... weiterhin gibt es gleich mehrere Arbeiten und Übersetzungen, wo das Wort "latheral thinking" nicht mit lateralem Denken, sondern mit Querdenken übersetzt wird - und genau so wird es eigentlich auch, zumindest in Berlin, in diversen Fachsparten, wie Kommunikationswissenschaften, in Ethologie und Spielwissenschaften gebraucht.
Querdenken - ein Einstieg

Im Duden online steht eine andere Defnition für Querdenker:
Zitat:
jemand, der eigenständig und originell denkt und dessen Ideen und Ansichten oft nicht verstanden oder akzeptiert werden

Die Definition hat sich also seit vermutlich der neuen deutschen Rechtschreibreform geändert ...
Ganz ehrlich, ich habe kein Vertrauen in ein Werk, was mir seit der neuen deutschen Rechtschreibreform die beiden Worte dasselbe und dasgleiche zu Synonymen macht!

Auch Consulting-Manager haben ihre eigenen Definitionen von diversen Worten. Bislang ist mir kein einziger Consultingmanager über den Weg gelaufen, der präzise die Bedeutung der Worte, die er da so sein Tag lang benutzt, definieren konnte ... mal ganz davon abgesehen, daß ich mein Praktikum in einem Unternehmen gemacht hab, was zwar mit der präzisen Beschreibung teamfähiger Querdenker mit PHP-Kenntnissen gesucht sofort eine gute Auswahl geeigneter Programmierer bekam, aber mehr wie 20 Consulting-Manager verschlissen hatte, weil die mit der gleichen Beschreibung konsequent alle geeigneten Leute aussortierten (und noch mehr anderen Bockmist bauten).
Ich weiß nicht, nach solchen Erfahrungen habe ich es einfach sehr, sehr schwer, mich mit der Eigendefinition solcher Leute anzufreunden ... und würde deshalb lieber bei der wissenschaftlichen Definition nach de Bono bleiben.

Wenn ich also von Querdenken rede, dann meine ich laterales Denken, um die Ecke denken, unorthodox denken ... nicht aber rebellisch oder unverständlich denken.

Wir haben also den Gegensatz Querdenker vs Schuldenker.

"Er verweigert sich den Konventionen und hat Spaß am Widerspruch" ist übrigens kein Querdenker, denn eine solche Denke ist nicht lösungsorientiert, sondern vielmehr gesellschaftsschädigend (es sei denn, die Gesellschaftsschädigung ist das Ziel, dann natürlich wird auch ein Querdenker sich so benehmen, da er zielorientiert arbeitet) ... ein Querdenker verweigert sich nicht den Konventionen, zumindest solange nicht, wie sie für ihn Sinn haben oder für ihn unwichtig sind. Er sagt auch weiterhin Guten Morgen in den Morgenstunden und Gute Nacht, wenn er zu Bett gehen will. Derjenige, der sich den Konventionen verweigert und Spaß an Widerspruch hat, ist dagegen besser definiert mit Troll oder Neinsager ... je nach Kontext.

Mainstream - wieder so ein Wort, was jeder gebraucht, aber kaum jemand zu verstehen scheint ...
Maintream heißt wortwörtlich übersetzt Hauptstrom - und bezeichnet die Hauptmoderichtung, nicht mehr, nicht weniger.
Wenn also in einer Klasse 80% der Kiddies Nike tragen, ist das der Mainstream, die 20%, die Adidas tragen, werden gemobbt und ausgegrenzt - in der Nachbarklasse kann der Mainstream dagegen ganz anders aussehen, da kann es sein, daß 90% der Schüler Adidas tragen - und die Nikebrüder werden gemobbt.
Etwas weniger krass mit dem Mobben ist es mit der Mode, welche auf Modeschauen gezeigt wird und dem deutschsprachigen Mainstream - wärend auf den Modeschauen Kleider sehr oft auftauchen, sind Jeans deutschsprachiger Mainstream, der Modegeschmack kann wohl kaum gegensätzlicher sein, dennoch werden die Leute auf dem Catwalk keinesfalls gemobbt, sondern sie werden hochgelobt, vor allem, wenn sie sich auch noch gut präsentieren können ...
Mainstream hat deshalb auch viel mit Alltag zu tun, denn die Alltagskleidung wird nunmal deutlich häufiger getragen, wie Festtagskleidung.
Dem Modegeschmack unterliegt jedoch nicht nur die Kleidung, sondern Musik, Denkrichtungen, selbst, was wann wie wo als Zeitung gelesen wird ... das hat oft nix mit Vernunft oder logischem Denken zu tun, sondern einfach dem, was die breite Masse macht.
Wenn es Mode ist, als Fußgänger bei Rot die Straße zu queren, kann die arme Verkehrspolizei machen, was sie will - es ist Mainstream geworden, bei rot die Straße zu queren, wer sich dem entgegenstellt, muß entweder hart im Nehmen sein oder braucht ein Auto und agiert nach dem Motto, der Stärkere gewinnt. Die weitere Entwicklung gestaltet sich dann frei nach dem Motto: "Überleben des Fittesten", wer so fit ist, zu erkennen, daß es gefährlich ist, die Straße zu queren, wenn Autos fahren, überlebt ... und damit dürfte diese Art von Mainstream gerade an vielbefahrenen Straßen recht schnell gebrochen sein, denn bei Autofahrern ist es Mainstream, sich was Ampeln angeht, an die Verkehrsregeln zu halten.
Mainstream ist also nix weiter, wie der vorherrschende Modegeschmack in einer frei definierbaren Population.
(Es gibt übrigens gewisse Tierforen, wo es Mainstream ist, querzudenken und zu hinterfragen! Ich behaupte einfach mal, daß ich hier in einem solchen Tierforum mich aufhalte)

Hinterfragen heißt, zu schauen, was ist hinter der Antwort, nicht aufhören mit Fragen, sondern weiterfragen, bis man die Antwort hinter der Antwort hat ... man gibt sich nicht mehr mit einer einfachen Antwort zufrieden, man schaut nun selbst, ob es noch mehr Antworten gibt - oder andere Antworten - und wie die Antworten zustande kommen.
Man lüftet den Vorhang der Verschleierung und ist erst zufrieden, wenn man hinter dem Vorhang steht und der Blick aufs Ganze frei ist ...
Hinterfragen hat viel mit Informationsbeschaffung zu tun ... auch, wenn es nicht heißt, daß man Informationen beschafft, nur weil man hinterfragt, denn mit Hinterfragen kann man durchaus auch sich darauf beschränken, innere Widersprüche in einer Antwort aufzudecken.
Hinterfragen kann für Gesellschaften immens gefährlich werden, nämlich dann, wenn Teile der Gesellschaft durch Hinterfragen ad absurdum geführt werden. Hinterfragen ist auch nicht zwangsweise lösungsorientiert, im Gegenteil, es kann sogar Lösungsansätze verschleiern, weil diese zu vordergründig erscheinen oder nicht genügend belegt sind (oder die Belege schlichtweg angezweifelt werden).
Eines der Hauptwerkzeuge des Hinterfragens ist die Quellenanalyse, frei nach dem Motto: "Was will uns der Autor denn heute schon wieder erzählen ... und vor allem, WARUM will er das, wo liegt seine Motivation"
(Dieses Instrument würde jetzt gerade an mir scheitern, ich weiß selbst nicht, warum ich das alles hier schreibe ... *kopfkratz*)

Übrigens ... beim geBILDeten Leser hat man noch ein Phänomeen ... die BILD gibt nämlich keinesfalls den Mainstream wieder, noch legt sie den Mainstream fest. Sie BILDet zwar eine Meinung, aber nur bei einem ganz bestimmten Publikum, was zwar teilweise als Mob einen eigenen Mainstream bilden kann, jedoch nicht zwangsweise tut. Teilweise ist das, was die BILD schreibt, trotz der frappierenden Klarheit der Worte, sehr kontrovers diskutiert - ausgerechnet beim geBILDeten Leser ... besonders gut ist das zu beobachten in Kneipen mit halb- bis ganzbesoffenen Insassen. Da hat sich ziemlich jeder seine Meinung geBILDet, und doch weichen die Meinungen so extrem voneinander ab, daß Schlägereien durchaus zur Tagesordnung gehören, um seine Meinung dem anderen einzuhämmern.
Wir haben es hier also keineswegs mit Mainstream, linearen Denken oder was auch immer zu tun, sondern dies ist ein ganz eigenes Phänomeen, gebildet aus einer kruden Mischung Desinformation, Lüge, Flachgeschwätz, unzulässigen Vereinfachung und wenigen, einfachen Worten in großgeschriebenen und roten und schwarzen Buchstaben. Die innere Logik der einzelnen Artikel stimmt meistens (die äußere Logik der Artikel dagegen ist dagegen meist gar nicht erst zu finden), weshalb es schwer ist, ohne zusätzliche Informationen diese Flachschwätzerei aufzudecken. Weiterhin macht die BILDung aus, daß sie stark emotionalisierend ist. Es wird eine Moral unterstellt, die oft nicht genau definiert ist.
Ansonsten reiht sich die Berichterstattung der Boulevardzeitschriften (und nicht nur der BILD als das deutsche Paradebeispiel dafür) sehr gut in die Werbe- und Consultingunternehmen ein: Interessieren, nicht Informieren! Schließlich wollen diese Zeitungen weiterhin gekauft werden, auch wenn nur ein Minimum an Ressourcen in die Berichterstattung gesteckt wird. Wenn jedoch Informationen versprochen, aber dann doch vorenthalten bleiben, deren Auflösung dann vielleicht in einer der nächsten Ausgaben kommt - oder auch nicht, dann werden sich auch solche Zeitungen verkaufen lassen ... insbesondere, wenn sie mit solch weltbewegenden Themen gespickt sind, wie: "Müssen wir uns das gefallen lassen, daß Schumi dem Joschi die Hand schüttelt?" oder "Ist Bruno noch zu retten?"
Hier unterscheidet sich übrigens dann auch die gebildete Minderheit von der geBILDeten Mehrheit - denn der geBILDete Bürger weiß offenbar, wer Schumi, Joschi und der Bruno ist ...

Daß es sich nicht um Mainstream handelt, trotzdem wir es augenscheinlich mit einer Mehrheit zu tun haben, sieht man daran, daß bei Umfragen kaum jemand die BILD regelmäßig liest, die Mehrheit schämt sich also, zu den geBILDeten zu gehören ... Mode dagegen ist etwas, wo man stolz drauf ist, daß man ihr folgt. Damit kann geBILDet sein auch nicht identisch mit Mainstream sein.

Ach ja ... Kapitalismus ...
Kapitalismus ist eine Gesellschaftsordnung ... und die ist keineswegs auf Tauschen ausgelegt, sondern auf Machtgewinn!
Das Geld war von Anbeginn an nur Mittel zum Zweck, ein Werkzeug ... man gab Schuldscheine und Wechsel weiter, und damit Macht über die Schuldner - da liegt der tatsächliche Vorfahre unserer mordernen Banknoten! Das waren nicht die Rinder der Hirtenvölker und es waren auch nicht die Muscheln irgendwelcher Inselbewohner, es waren nichtmal die Münzen des römischen Reiches, also keine harte Währung, sondern von Anfang an wurde im Kapitalismus Banknoten verwendet!
Bargeld ist kein Merkmal vom Kapitalismus, auch wenn es parallel auch heute noch verwendet wird, sondern Bargeld ist bis heute Merkmal von Tauschhandel geblieben, wobei man zweifelsohne auch Banknoten gegen harte Währung tauschen kann.
Hauptmerkmal des Kapitalismus ist das Streben nach Gewinn von Banknotenwerten - also Schuldscheinen und Wechseln ... oder, wie es Karl Marx etwas weniger offensichtlich ausdrückte: "Streben nach Gewinn im kontinuierlichen, rationalen kapitalistischen Betrieb“, welcher wiederum in der Umrechnung in Banknotenwerten bilanziert ist.
Es gibt übrigens vereinzelt böse Stimmen, welche den Sozialismus nur für eine Abart des Kapitalismus halten ... auch der Sozialismus arbeitet mit Banknoten.
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BeitragVerfasst am: 11.08.2014 19:18    Titel: Re: Querdenker, ein paar Gedanken Antworten mit Zitat

Kurz... Thema Definitionen, ist ein gutes Stichwort.

so wie ich das verstehe:

Laterales Denken = klar umrissene Definition
Querdenken = wenn mit laterales Denken gleichgesetzt, was ich jetzt mal als Querdenken im engen Sinne (sensu stricto) nennen will, ebenfalls klar
Querdenken = wenn es in einem weiten Sinne (sensu lato) verstanden wird, da kommt man in Teufels Küche, weil wie in unserem Beispiel wir dann aneinander vorbei reden und eben einerseits klar umrissenes laterales Denken gemeint sein kann, andererseits aber auch mehr "Wischiwaschi" Handgelenk mal Pi

Ich bezog mich beim Querdenken eingangs auf eine weit gefasste Definition, da mir die am treffensten erschien zum Behandeln des Themenkomplexes, für den für mich eben auch Mainstreammedien, Differenzierungen usw. auch dazu gehört.

Der Gegensatz Querdenken vs. Schuldenken finde ich übrigens sehr schön ausgedrückt. Habe da gestern auch mal noch darüber nachgedacht, wie man das Gegenteil von Querdenken denn griffig bezeichnen will, wenn man es nicht als Mainstreamdenken auffasst (was es ja eben nicht zwingend sein muss). Aber die Schule, die abendländische Denkweise usw. beeinflusst uns Menschen hier halt schon stark und dürfte sicher die Sichtweise der Mehrheit stärker beeinflussen als ein Querdenken / Um die Ecken denken. Merke ich selbst bei mir übrigens. Würde es mich nicht eben gerade deshalb reizen, den Perspektivenwechsel anzunehmen, Dinge provokativ zu hinterfragen usw. wäre es mir wohl gemütlicher ganz beim linearen Denken zu bleiben.

Zitat:

(Es gibt übrigens gewisse Tierforen, wo es Mainstream ist, querzudenken und zu hinterfragen! Ich behaupte einfach mal, daß ich hier in einem solchen Tierforum mich aufhalte)

Very Happy Stimmt.

Was das BILD Thema angeht, war vielleicht nicht soo günstig gewählt, ich hätte auch SPON oder die Süddeutsche nehmen können (Beispiel Schlechter Cartoon). Es lohnt sich wohl auch da genauer hinzusehen. Emotionalisierung heisst doch gerade auch, dass es nicht einfach eine Meinung braucht, sondern am besten zwei Gegensätzliche, am Besten ohne allzuviele Fakten, weil je differenzierter, desto eher würde es einleuchten, dass die Wahrheit vielleicht irgendwo in der Mitte liegt oder es irgendwo in der Mitte eine Sichtweise gibt, bei der man sich annähern könnte und die Position des anderen zumindest grob verstehen, auch wenn man sie dann trotzdem nicht zwingend teilen will.
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BeitragVerfasst am: 11.08.2014 22:35    Titel: Re: Querdenker, ein paar Gedanken Antworten mit Zitat

Ich mag Definitionen sensu lato nicht - son Wischiwaschi kann ich nicht greifen, das ist wie Philosophie, Esotherik oder Religion, da kann man mir sonstwas erzählen ... und sollte ich dazu eine eigene Meinung haben oder die Informationen widerlegen wollen, werden mal kurz die Worte solange umdefiniert, bis der Gegenüber recht hat ...

Ne danke!
Worte sind dafür da, Gedanken hart zu umreißen und ihnen Ausdruck zu verleihen und nicht mal kurz nen Wischiwaschibrei aus den Gedanken zu kreieren, den keiner mehr versteht ... da kann ich ja gleich bei Versuch und Irrtum mit Händen und Füßen bleiben und brauche keine ausgefeilte Sprache mit Tausenden von Worten und ordnender Grammatik!

Übrigens - Emotionalisierung kann auch mit starker Ausdrucksweise erreicht werden ... wirf mal die Wortkombination Scheiß-Köter in den Raum - du wirst, egal welche Meinung vorherrscht, fast immer die Massen damit emotionalisieren können, dabei enthalten diese beiden Worte nicht mal eine Meinung, sondern bestenfalls eine Beleidigung. Das Meinungsbild, dem heftig entsprochen wird dagegen, liegt längst vorgefertigt beim Gegenüber und kann sowohl Schimpftirraden gegen sich auf den Bürgersteig erleichternde Hunde umfassen, als auch Schimpftiraden gegenüber bösen Tierquälern oder gänzlich mit Hunden nicht mehr in Zusammenhang zu bringende Themen.
Genau das ist übrigens auch die Arbeitsweise der meisten BILD-Reporter - sie nutzen einfache, starke Worte, die in der benutzten Kombination beleidigend auf bestimmte Populationen wirken können oder starke Assoziationen bei einem Großteil der Leserschaft auslösen. Dabei kann der behandelte Gegenstand wiederum ziemlich meinungsfrei und sinnlos sein - reagiert wird nur auf die starken Worte.
Es gibt da so interessante Versuche zu ... erzählst du einem Menschen: "... und dieser Scheißköter hat doch glatt mein Kind vor dem Ertrinken bewahrt, dieses deutsche Mistvieh, das", wird der Zuhörer diesen Hund dafür hassen - denn es ist ja ganz klar, das Scheißköter böse Hunde sind - das, was tatsächlich über diesen Hund erzählt wird, geht unter. Mit entsprechend aggressivem Tonfall gehts sogar noch besser ...
Die wenigsten Menschen hören auf die Worte, sondern nehmen nur wenige Worte eines Gesamttextes wahr - je ausdrucksvoller und je wertender diese Worte sind, desto eher werden diese Worte als Basis zum Verständnis genommen.
Toll, wenn man dann eine ganze Zeitung mit solch wertenden Wortzusammenstellungen füllt ^^
Ist besser, wie Politikergeschwafel ... Sinn brauchts nicht, aber jeder regt sich drüber auf ... Very Happy

Wird sowas geziehlt eingesetzt, um tatsächlich Mainstream zu bilden oder noch schlimmer, wertende Meinungsbilder in der Masse zu erzeugen, sind wir sehr schnell bei Propaganda und Agitation ... der Gleichschaltung ganzer Menschenmassen sind da keine Grenzen gesetzt. Es gibt etliche Beispiele in der Geschichte, die aufzeigt, wie wirkungsvoll das Ganze sein kann. Da hilft dann auch Querdenken nicht mehr ... weder Querdenken in sensu stricto noch in sensu lato - sollten diese Querdenker noch irgendwelche eigenen Anmerkungen anbringen, kann die einzigste nun erfolgende Reaktion des Querdenkers nur noch das schnellstmögliche Ausarbeiten eines Fluchtplanes sein (bei der das Querdenken in sensu stricto durchaus von Vorteil sein kann), denn der massengleichgeschaltete Mob hat nun seine eigene Meinung, und die ist nunmal Fakt!
Kommt einem das irgendwie aus bestimmten Foren bekannt vor?
Dann kann es nur eine zufällige Ähnlichkeit sein ... denn wir sprachen ja über Agitatoren, Querdenker, Geschichte und Boulevardzeitungen ... oder nicht?
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Ich habe es endlich amtlich (Mitgliedsausweis der Piratenpartei):
"Der Besitzer dieses Dokumentes ist berechtigt, sich seines Verstandes zu bedienen, Informationen zu produzieren, replizieren und konsumieren, sich frei und ohne Kontrolle zu entfalten in Privatsphäre und Öffentlichkeit.

Behinderung dieser Rechte wird geahndet durch die Piratenpartei Deutschland"
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