Hallo zusammen,
dieses Thema ist mir ein grosses Anliegen aus verschiedenen Gründen.
Einerseits kam in der vergangenen Zeit in verschiedenen Foren des öfteren die Frage nach Naturgehege und dabei hatte ich stets etwas das Gefühl, dass da etwas Ratlosigkeit herrschte und nur zaghaft Antworten kamen. Handkehrum erinnere ich mich auch an schön mit Fotos dokumentierte Beiträge, wobei trotzdem ich den Eindruck habe, dass das Thema in Kleinsäugerkreisen noch zu wenig intensiv behandelt wurde.
Diesen Eindruck verdeutlichte sich bei mir, als ich gestern in einem gut sortierten Kiosk war und mich durch die Fülle von Terrarien- und Aquarianer-Zeitschriften wühlte. Es ist wirklich ein klaffender Unterschied, qualitativ und vom Engagement zu den populären Heimtierblättchen. Möglicherweise ist da mit ein Grund, dass gewisse Tierarten/Fische komplexe Technik benötigen, damit man die von ihnen benötigten Anforderungen gewähren kann, was bei anderen Tierarten ja nicht der Fall ist, auch wenn gewisse Leute das einem teils so verklickern wollen (Stichwort Heizsteine und Degus).
Jedenfalls was mir eben auffiel, bei den Aquarianer und Terrarianer sind auffällig die vielen Bauanleitungen, z.B. zu Käfiggestaltung oder zur Käfigtechnik, etc. man scheint sich da sehr viele Gedanken zu machen und ebenfalls auch Reportagen in die Heimatländer der Tiere dürfen nicht fehlen u.s.w. Bei den Tierschutz- und Halter-Blättern dagegen bekommt man schöne Stories geliefert, Engagement für Tierschutz, ein paar Tierchen da retten vor dem Schlangentod, Grausamkeiten dort im Ausland, die "aufgedeckt" werden etc. doch, so hab ich teils den Eindruck, das sachliche und die intensive Bemühung selber die eigene Tierhaltung möglichst optimal zu gestalten rückt dabei weit in den Hintergrund... ja wenn ich teils Käfige sehe, wie sie bejubelt werden, da soo viel Höhe einberechnet wurde und sie ja vom Volumen her wirklich gross sind. Aber ich sehe dann, dass ein paar mickrige Etagen drin sind und die Tiere den Platz kaum nutzen können... aber das scheint dann oft niemandem zu stören.
Ja und jetzt doch wieder zurück zum Thema, wie erwähnt, ich habe bemerkt, dass da Diskussionsbedarf wäre und dass man da etwas Anstoss geben sollte für Bemühungen in diese Richtung.
Nun, ich habe da inzwischen so einiges, was sich bei mir angesammelt hat und ich versuche das mal irgendwie zu ordnen.
Die Terraristik-Szene
Die Terrarianer bzw. Reptilenszene ist sehr engagiert, was die Gehegegestaltung angeht. Da wird teils sehr grossen Aufwand getrieben und wenn ich so in den Katalog von Zoo Zajac schaue, dann sehe ich unter der Rubrik Terraristik eine Menge an Artikel wie Bauelemente für den Bau einer naturnah aussehenden Rückwand oder anderes Zubehör, welche den Zweck haben, die Unterkunft zumindest optisch naturgetreuer einzurichten. Bei den Kleinsäugern dagegen findet man nichts in die Richtung. Da gibt es massenhaft Spielzeug, Holzschaukeln, Knabberhüttchen, Hängematten und dergleichen.
Was noch dazu kommt, dass in der Terraristik es auch schon Fachliteratur gibt, die sich speziell mit der Gehegegestaltung und Einrichtung beschäftigt, ebenso beschäftigen sich viele private Seiten mit dem Bau von Felsimitaten, imitierte Höhlensysteme, künstliche Felsrückwände u.s.w. Mit einer gewöhnlichen Suchmaschine sollte man da auch einiges dazu finden. Ich glaube mit Suchwörter wie Terrarienrückwand und Bau... man muss da vielleicht noch etwas kreativ werden und die Wörter durch ähnliche Abwandlungen ersetzen, ergänzen... etc. sollte man schon einiges finden.
Eines dieser Bücher heisst Terrarieneinrichtung und hat auch für die Gehegegestaltung für Kleinsäuger interessante Tipps drin:
Wilms, T. (2006): Terrarieneinrichtung. Grundlagen, Materialien, Methoden. Natur und Tier Verlag, Münster.
Die Kleinsäuger-Exoten-Szene
Neben der grossen Reptilienszene, bei der das Thema längst angekommen ist, sind vor allem auch Exotenhalter damit konfrontiert, da z.B. gewisse Tierarten mit Kleintiereinstreu aus Sägespäne nicht besonders gut zurechtkommen und beispielsweise Sand (Wüstenspringmäuse und andere Mäusearten) oder Laub/Erde (Tanreks) als Bodengrund bevorzugen. Rodentia widmete daher sich in einer Ausgabe ausführlich dem Thema und machte es zum Titelthema:
"Natürliche Gehege-Gestaltung" Rodentia 20, Juli/August 2004.
Kleinsäuger-Halter
Aber auch bei "gewöhnlicheren" Tierarten gibt es Anzeichen von Bemühungen und vorsichtigen Versuchen. So gibt es einerseits Versuche von Naturgehegen, die mit Pflanzen angepflanzt werden. Etwas weniger spektakulär und auch weniger aufwändig ist die gewöhnliche Aussenhaltung, welche gerade bei Meerschweinchen und Kaninchen verbreitet ist.
Aber auch bei Hamster gibt es Bemühungen. So schreibt Chefredakteur Christian Ehrlich in der Rodentia 4 mit dem Ttelthema Zwerghamster über einen Action-Spielplatz für Zwerghamster. Nun, das tönt jetzt etwas missverständlich, da es nicht um ein lustiger Spielplatz mit vielen tollen Spielzeugen geht wie wir sie uns vielleicht vorstellen wie Hängebrücken, Holzschaukel, Kletterturm oder Nagerschloss... sondern, und das erstaunte mich, es geht um eine grosse Box (Terrarium oder etwas in die Richtung), die mit verschiedenen [b]Naturmaterialien[/u] gefüllt wird, verschiedene Bodensubstrate wie z.B. Sand, Erde, Laub oder glatte Kieselsteine, zusammen mit Rindenstücke, Grassoden, Kastanien, Hirse- und Haferkolben... etc. Im Text ist nicht so genau beschrieben, was man da alles rein tun könnte aber auf einem Foto sieht man ein schönes Beispiel, bei dem einiges von mir erwähnte drauf ist.
Ebenfalls bei Hamster gab es mal in einer Rodentia den Hamsterbau, ein künstliches Gangsystem, in dem die Hamster rumklettern können. Die Bau-Anleitung gibt es ausserdem auch im Internet und diente mir als Inspiration für eine Adaption für Degus. Später fand ich eine Version für Ratten... Links werde ich da noch nachliefern.
Und die tiefe Einstreu bei Rennmäusen und Wühler ist in gewissem Masse auch ein Schritt zu einer natürlicheren Tierhaltung, wenn auch so natürlich das immer noch nicht ist, zumal die Tiere in der Wildnis eher Sand oder Erde als Bodensubstrat zum Graben haben.
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