Chinchilla-Scientia-Forum.de

Das natürlich andere Chinchillaforum
Aktuelle Zeit: 29.04.2024, 08:17

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde




Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 1 Beitrag ] 
Autor Nachricht
 Betreff des Beitrags: Schutz der letzten Wildchinchillas in Chile
BeitragVerfasst: 21.10.2007, 16:17 
Offline
Moderator und Technik
Benutzeravatar

Registriert: 02.05.2007, 20:50
Beiträge: 7985
Wohnort: Zürich / Schweiz
Die einst weit verbreiteten Langschwanz-Chinchillas (Chinchilla lanigera) wurden um die Jahrhundertwende anfangs des zwanzigsten Jahrhunderts nahezu komplett ausgerottet. Erst mit ihrer Wiederentdeckung durch Connie Mohlis 1975 kam es dann auch zu ernsthaften und umfangreichen Schutzmassnahmen. In Folge wurde in Aucó, dort wo Mohlis die Wildkolonien entdeckte, das Nationale Chinchilla Reservat eingerichtet um so die Kolonien besser zu schützen. Jiménez, der die Wildchinchillas in den folgenden Jahren erforschte, musste aber feststellen, dass trotz der Schutzbemühungen, die Anzahl der Kolonien und deren Grösse weiter abnahmen. Um die Schutzbemühungen zu verbessern widmete sich Jiménez in seiner aktuellen Studie der Erforschung von grundlegenden Daten zu Lage und Form von Kolonien als auch jene des Schutzgebietes.

Interessant ist, dass mehr als die Hälfte der Kolonien (23 von 42 Kolonien) ausserhalb des Schutzgebietes liegen, allerdings nahe an dieses angrenzen. Dabei zählen die meisten Kolonien weniger als 50 Tiere und keine zählt mehr als 500 Tiere. Ihre Grösse variiert von 1,5 bis 113,5 ha. Die Kolonien ausserhalb des Schutzreservats liegen weiter auseinander als jene im Schutzgebiet und weisen eine kompaktere Form auf. Das heisst, die geschützten Kolonien haben mehr Ecken/Rand. Die Grösse der Kolonie ist im Zusammenhang vom Aussterben lokaler Populationen wichtig. Durch Verkleinerung der Koloniegrösse verringert sich auch deren Überlebenschancen. Der Abstand zwischen den Kolonien ist wichtig, da er entscheidend ist über die Wahrscheinlichkeit ob Tiere andere Kolonien abwandern und so ein Genfluss zwischen den Kolonien gewährleistet wird. Mit zunehmendem Abstand nimmt nämlich diese Wahrscheinlichkeit ab.

Bei dem Reservat ist wichtig, dass dieses durch seine Umgebung beeinflusst wird und so gerade am Rand des Reservats durch diese beeinflusst wird. Da das Reservat durch eine Autostrasse und eine Eisenbahnlinie in zwei etwa gleich grosse Stücke getrennt wird und zudem an Aucó grenzt und somit an menschliche Siedlungen, sind Störungen, die durch diese Einflüsse verursacht werden für das Reservat unvermeidlich. Neben Lärm, welcher durch Strasse und Eisenbahn verursacht wird und die Tiere stören kann, stellen carnivore Haustiere wie Hunde oder Katzen für die Chinchillas eine Bedrohnung dar, welche trotz Zaun, der das Reservat eingrenzt, diesen passieren können. Dazu kommt, dass Eisenbahnlinie und Strasse als Barriere den Austausch zwischen den Chinchillapopulationen auf beiden Seiten dieser Barriere stark einschränken und zudem eine tödliche Gefahr darstellen für Tiere, welche diese passieren wollen. Das Schutzgebiet ist daher ziemlich verletzlich, zudem spielt auch die Grösse des Schutzgebietes eine wesentliche Rolle, da mit zunehmender Grösse auch der Kern wächst, der von äusseren Einflüssen mehr oder weniger abgeschottet ist und so erst den eigentlichen Aufgaben des Schutzgebietes gerecht werden kann, den Tieren einen Raum zu bieten, der ihnen Schutz vor äusseren negativen Einflüssen bieten kann, damit sich die Populationen erholen können. Daher und gerade weil auch ein Grossteil der Kolonien an das Reservat angrenzen, aber nicht geschützt sind, schlägt Jiménez eine Vergrösserung des Schutzgebietes vor, indem es insbesondere nach Süden erweitert wird, wo sich die meisten noch ungeschützten Kolonien befinden. Dazu schlägt er Pufferzonen um das Schutzgebiet vor, um die Tiere dort weiter zu schützen, nicht zuletzt weil die Zäune, die für kleine und mittelgrosse Tiere durchlässig sind und somit nicht nur Chinchillas sich frei inner- und ausserhalb des Schutzgebiets bewegen, sondern wie bereits schon erwähnt auch Haustiere wie Hunde und Katzen, die von der dort lebenden Bevölkerung auch gehalten werden und von Jiménez auch im Schutzgebiets beobachtet wurden. In seinem Schlussstatement fordert er daher die Forcierung dieser Schutzmassnahmen, um den Schutz der Chinchillas zu verbessern, welcher aus seiner Sicht unbedingt wichtig sei für den Erhalt dieser Kolonien.

Quelle:
Jiménez, J.E. (1995): Conservation of the last wild chinchilla (Chinchlla lanigera) archipelago: a metapopulation approach. Vida Silvestre Neotropical 4(2): 89-97.

_________________
Degupedia 2.0: Videos (Youtube) | Dokumente (Issuu) | Degupedia International (Google+)

Bild


Nach oben
 Profil  
 
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:  Sortiere nach  
Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 1 Beitrag ] 

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 9 Gäste


Du darfst keine neuen Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst keine Antworten zu Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht ändern.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.

Suche nach:
Gehe zu:  
Powered by phpBB © 2000, 2002, 2005, 2007 phpBB Group
Deutsche Übersetzung durch phpBB.de